Keine Thesenfilme

Im Gespräch Marco Bellocchio, der wichtigste italienische Filmemacher der Gegenwart, über Geisteskrankheit als Metapher für Annäherungen an die italienische Malaise
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Der Freitag: Bereits in Ihrem Debüt, „Mit der Faust in der Tasche“, entfalten Sie einen Katalog an Krankheiten. Das Thema zieht sich so konsequent durch Ihr Werk, man ist versucht, darin eine Metapher zu sehen. Sind Ihre Filme Versuche der Diagnose einer spezifisch italienischen Malaise?

Marco Bellocchio: Es lässt sich nicht bestreiten, dass diese Frage mich seit langer Zeit beschäftigt. Aber im Resultat erscheint das planvoller, als es tatsächlich während des Entstehungsprozesses eines Films ist. Meine Filme sollen keine Botschaften verkünden, oder zumindest sollen sie es heute nicht mehr. Ich hoffe, sie sind keine Thesenfilme. Das ist nicht mein vorrangiges Erzählinteresse. Ich warte vielmehr erst einmal ab, was für Bilder und Ideen ent