So also geht Wahlkampf in Zeiten der Pandemie. Der Grünen-Politiker Andreas Schwarz sitzt in seinem Fraktionsvorsitzendenbüro im Stuttgarter Haus der Abgeordneten mit Drahtlos-Earphones und hört stundenlang vor allem zu: LandrätInnen, die sich für die Naturparks im Südwesten starkmachen, einer sozialpolitischen Runde, die viele Themen von Corona bis Flüchtlingsintegration an ihn heranträgt; später geht es um die Wiederbelebung der Innenstädte nach der Pandemie oder die Bedeutung des Dialekts in der globalisierten Welt. Das ärgert die Schwarzen besonders, wie die Grünen ausgerechnet dieses Thema besetzt haben, gehört Heimat doch zum Markenkern der Union. Und der bundesweit berühmteste Image-Slogan eines Landes „Wir können alles. Außer Hochdeutsch“ geht auf einen der Ihren, auf Erwin Teufel, zurück.
Aber die Zeiten haben sich geändert seit Ende der Neunziger. „Wir haben viele Chancen“, sagt Schwarz mit Blick auf den 14.März in einer der kurzen Pausen des Bildschirmmarathons, „weil wir vieles vorweisen können.“ Schon nach dem Wahlsieg 2016 hatte Winfried Kretschmann die Grünen zur neuen Baden-Württemberg-Partei erklärt. Die Versöhnung von Ökologie und Ökonomie schreitet tatsächlich voran, wenn mehr Geld in den Schienen- als in den Straßenbau fließt, wenn mit Förderprogrammen Milliardeninvestitionen zur energetischen Sanierung von Fabrikbauten, Geschäfts- und Wohnhäusern angestoßen und Volksabstimmungen erleichtert werden, wenn Naturschutz wie Biodiversität ins landespolitische Zentrum rücken oder der Wärme- und Verkehrssektor deutschlandweit CO₂-bepreist ist. Zusammen mit Kalifornien hat Baden-Württemberg unterhalb der Ebene der Nationalstaaten die Under2-Koalition zur Begrenzung der Erderwärmung gegründet, der inzwischen 220 Regionen beigetreten sind, die für 1,3 Milliarden Menschen und rund 43 Prozent der Weltwirtschaft auf sechs Kontinenten stehen. Mit einem Wort: Grüne Ideen schrecken niemanden mehr in den Chefetagen der Global Player, der Hidden Champions oder der Mittelständler, für die früher das Kreuz hinter der FDP oder CDU sich von selbst verstand.
Weder Lyrik noch Blasmusik
Schwarz weiß genau, dass das Dauerhoch der Grünen vor allem Kretschmann zu verdanken ist. Also hatte der 41-Jährige bisher kein Problem mit seinem Stammplatz im Schatten des beliebten Ministerpräsidenten. Allerdings, seit dem 12. Februar ist manches anders: Winfried und Gerlinde Kretschmann machten eine Brustkrebserkrankung öffentlich, der Fraktions- nimmt dem populären Regierungschef einige Termine ab, damit der seiner Frau beistehen kann. Großveranstaltungen mit dem Landesvater gibt es ohnehin keine, wegen Corona.
Der ungeplante, verstärkte Einsatz im Wahlkampf ist für den bundesweit eher unbekannten Wirtschaftsjuristen kein Problem, denn Schwarz verfügt über große landespolitische Erfahrung. Nach zehn Jahren im Kirchheimer Gemeinderat zog er 2011 mit 23 Prozent in den Landtag ein, sattelte 2016 sieben Prozent drauf, wurde daheim Wahlkreiskaiser und in Stuttgart geräuschlos Fraktionschef. Der digitale Wahlkampf liege ihm, sagt er. Redenschwingen ist hier nicht gefragt und Polemik fehl am Platze, wenn alle Beteiligten in eine Kamera sprechen und Gesprächspartner auf Briefmarkengröße schrumpfen. Deutlich komprimierter seien die Termine, weiß er nach ungezählten virtuellen Erfahrungen, „deshalb fällt die Lyrik weg, aber auch die Stimmung, die Empathie und der Dank“.
Und die Blasmusik. Gerade die CDU wäre am Aschermittwoch zur Hochform aufgelaufen. Stattdessen hat Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann eine Diskussion über verunglückte Sprüche auf ihren Großflächenplakaten am Hals („Wollen wir nicht alle beschützt werden?“ oder „CDU wählen, weil wir Verbrecher von heute mit der Ausrüstung von morgen jagen“). Die 56-jährige Stuttgarterin kämpft nach wie vor mit niederschmetternden Persönlichkeitswerten. Laut einer Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen gäben bei einer Direktwahl 60 Prozent der CDU-Anhänger dem Grünen Kretschmann ihre Stimme, nur 22 Prozent der eigenen Kandidatin. Obendrein haben sich SPD und FDP immer wieder und ziemlich unverblümt in ihren Talks und Tweets, Podcasts oder Postings gegen eine CDU-geführte Koalition entschieden. Anders als vor fünf Jahren, als die FDP partout nicht mitmachen wollte, würden die Liberalen in ihrem Stammland diesmal gemeinsam mit den gerade noch zweistelligen Sozialdemokraten den Grünen in den Sattel helfen.
Auf Gerlinde Kretschmanns Erkrankung reagiert Eisenmann mit Empathie: „Es gibt Momente, in denen die Politik in den Hintergrund rückt.“ Trotzdem rauchen in der CDU-Geschäftsstelle die Köpfe. Hauptfrage: Wie kann es gelingen, zu verhindern, dass die CDU auf die dritte Wahlpleite in Folge zusteuert?
Die erste Hoffnung, künftig die Ministerpräsidentin zu stellen, war bereits im vergangenen Herbst zerstoben. Der Wahlkampfmanager der Schwarzen, Generalsekretär Manuel Hagel, und die Seinen freuten sich mächtig, als die neue Klimaliste Baden-Württemberg über den Horizont zog. Ihre Kandidat:innen wollen den Grünen so richtig Ärger machen mit ihrer bissigen Kritik an der „Kretschmannisierung“ der Umweltpolitik und deutlich radikaleren Forderungen beim Thema Erderwärmung. Bei der Landtagswahl vor fünf Jahren waren etwa 20 der 70 Mandate besonders hart umkämpft. Sie fallen nach Baden-Württembergs eigensinnigem Ein-Stimmen-Wahlrecht direkt an die jeweils stimmenstärksten Bewerber. Schlussendlich eroberten die meisten davon die Grünen. Die CDU will nun wenigstens einige davon zurückholen und baute dabei vor allem auf die Konkurrenz im Öko-Lager. Doch in allen Umfragen findet sich die Klimaliste seitdem nur in der Kategorie „Sonstige“ wieder. Weil ein Teil der Klimaliste den Schwarzen doch nicht in die Hand spielen wollte, spaltete sich zudem der Vorstand. Und die Kleinpartei, die viele junge Leute, gerade aus der Fridays-for-Future-Bewegung, mit viel Leidenschaft weiter vorantreiben wollen, steht immer noch ohne Wahlprogramm da: Der entscheidende digitale Parteitag musste aus technischen Gründen abgebrochen werden.
Die zweite Hoffnung, den Wahlkampf doch noch zu drehen, poppte am vergangenen Wochenende auf. Der Chef der Grünen-Bundestagsfraktion, Anton Hofreiter, hatte im Spiegel-Interview eine eigentlich simple Wahrheit verkündet: „Einparteienhäuser verbrauchen viel Fläche, viele Baustoffe, viel Energie, sie sorgen für Zersiedelung und damit auch für noch mehr Verkehr.“ Das Interview weckte Erinnerungen an die Forderung der Grünen nach einem fleischlosen „Veggie-Day“. Einige Strategen der politischen Konkurrenz schlugen sofort zu. „Ich erwarte von den Grünen in Baden-Württemberg, dass sie das von ihrem Parteifreund Hofreiter geforderte Verbot von Einfamilienhäusern verbindlich ablehnen“, plustert sich FDP-Landeschef Michael Theurer auf. Schade nur, dass Hofreiters Forderung auch von Fachleuten unterstützt wird. „Einfamilienhäuser verbrauchen schlicht zu viel Bauland je Einwohner, das ohnehin sehr knapp ist“, kommentierte zum Beispiel Markus Müller, Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg, „das Gebot der Stunde heißt deshalb: nicht noch mehr Fläche verbauen.“
Modell Müntefering?
Bleibt noch der Versuch der CDU, dem 72-jährigen Kretschmann, der in diesen Tagen ohne den üblichen akkuraten Bürstenschnitt und mit privaten Sorgen zerzauster und gebeugter als sonst daherkommt, eine Debatte über seine Nachfolge ans Bein zu binden. „Ob er darüber nachgedacht hat, es wie einst Franz Müntefering zu machen, wird vorerst sein Geheimnis bleiben“, spekulierte sogar die eigentlich zur Neutralität verpflichtete Nachrichtenagentur dpa, „der SPD-Mann war 2007 als Vizekanzler und Arbeitsminister zurückgetreten, um seiner damaligen krebskranken Frau beizustehen.“ Bei ihren vielen digitalen Terminen säen CDU-WahlkämpferInnen seit Wochen Zweifel, ob der Ministerpräsident seine Ankündigung wahrmacht, bei einer Wiederwahl tatsächlich die ganze Legislaturperiode bis 2026 im Amt zu bleiben.
Ob diese Strategie beim Wähler zieht, darf bezweifelt werden. 2016 hatte sich die Junge Union in die Nesseln gesetzt mit dem alsbald zurückgezogenen Slogan „Kretschmann wählen bedeutet Özdemir bekommen“. Und fünf Jahre zuvor durfte schon der damalige CDU-Ministerpräsident Stefan Mappus erleben, wie dünn das Eis wird für Strategen, die vermeintliche Vorteile gegen den als verlässlich und bodenständig geschätzten Grünen nutzen wollten: Die persönlichen Attacken auf ihn trugen dazu bei, dass die CDU nach 58 Jahren ununterbrochenen Regierens auf den harten Bänken der Opposition landete.
Andreas Schwarz ficht das alles nicht an. Natürlich kennt auch er die in Baden-Württemberg geltende Regel, nach der seit Lothar Späth in den 80er Jahren noch jeder Ministerpräsident zuvor Fraktionschef gewesen ist. Aber er konzentriert sich ganz auf den laufenden Wahlkampf, klärt vor dem Computerbildschirm sitzend mit seinem Wahlkreisbüro Kampagnendetails und Interviewtermine ab. Dann bereitet er sich auf die Veranstaltung zum Dialekt vor. Das passt zu dem, wofür die Grünen weiter stehen wollen: Bewährtes transformieren ins dritte Jahrtausend. Seinen Gesprächspartner kennt er seit mehr als 20 Jahren. Der trägt einen bekannten Namen, will noch größeren Fußstapfen jedoch ausweichen. Er heißt Johannes Kretschmann, hat Religionswissenschaften und Linguistik studiert, schwätzt Schwäbisch wie der Vater und hat den Start in seinen ersten Wahlkampf noch vor sich: Im September will der 41-Jährige in den Deutschen Bundestag gewählt werden. „Wir“, sagt der Fraktionschef und schmunzelt, „wir sind die nächste Generation.“ Auf dem Flur zu seinem Büro hängen viele alte Plakate aus den vier Jahrzehnten, die die Grünen nun schon im Stuttgarter Landtag sitzen. Ein Spruch ist heute sogar noch aktueller als damals: „Wir haben die Erde von unseren Kindern nur geborgt.“
Kommentare 49
Es sei denn, ein hinreichend grosser Teil der Wähler entscheidet sich gegen die Verbotskultur.
hallalujah!
der neo-liberalismus is back! und gunnar jeschke sein prophet!
zum beitrags-text:
daß --->stefan mappus(der raketen artillerist) und "seine CDU"
an "persönlichen attacken" gescheitert sei, ist eine aparte diagnose...
wikipedia nennt weitere ursachen...
King Kretschmann?
Na ja, für mich wird sich das spätestens am 04. März 21 zeigen wenn die weiteren Gespräche zu Corona im Kanzleramt stattfinden.
Vorausgesetzt Herr Kretschmann hätte (als einer der ganz wenigen erkannt) dass die teilweisen Fallzahlsteigerungen bei Corona nicht durch die breite Öffentlichkeit verursacht werden sondern durch (bevorzugt) manche Firma oder Gruppe (Querdenker, Migranten - ja auch diese).
Aktuell in Kreis Konstanz finden genau bei den oben angeführten kleine Explosionen statt (aktuelles Beispiel Hügli, Radolfzell).
Interessant ist für mich nicht der Wahlkampf in BW, sondern, wie der Spiegel im Zusammenwirken mit u.a. diesem FDP-Menschen und natürlich der immer zur Empörung bereiten Klientel eine völlig richtige Aussage von Hofreiter umdreht in ein Verbot des Baus von Einfamilienhäusern. Das ist schon atemberaubend. Und dieses Labeln funktioniert eben.
Andererseits erwartet man ja auch von so vielen Medien und Politikern nichts anderes mehr. Und von den Häuslebauern sowieso nicht.
Es gibt allerdings ein Beispiel, bei dem eine sehr ähnliche von so manchen Fakten freie Empörung zu einem beinah schon wunderbaren Ergebnis geführt hat. Hätten die Blockflötenabgeordneten (und nicht nur die) der letzten DDR-Volkskammer geahnt, welche enormen Folgen das von ihnen dann in einem Anfall von Leichtsinn und sicher auch Ermüdung als (beinah letztes Gesetz, 12.9.90) beschlossene Nationalparkprogramm haben würde, sie hätten niemals dafür ihre Stimme gegeben. Damit standen dann sagenhafte 4,5% der Landfläche der DDR unter diesem Gesetz. Und waren für die übliche kommerzielle Nutzung verloren. Die Bündnis90/Grünen könnten sich ja mal an diesen gelungenen "Streich" von Succow und Freunden erinnern. Da liegt die Latte.
Se haben leider Recht. Kretschmann war schon immer Realpolitiker, irgend eine Vision, für die sich junge Leute (oder auch alte) begeistern könnten, ist von ihm nie ausgegangen. Umso bemerkenswerter seine hohen Beliebtheitswerte nicht nur in B-W, sondern bundesweit. Die müssen, ebenso wie die breite Bewunderung für Angela Merkel, etwas mit den unergründlichen Tiefen und Untiefen der deutschen Volksseele zu tun haben. Rational nachvollziehbar ist das nicht.Um gegen die Eisenmann-CDU zu gewinnen, hätten die Grünen nicht unbedingt einen Spitzenkandidaten Kretschmann gebraucht. Aber hinter Kretschmann gibt es bei den BW-Grünen fast nur farblose Apparatschiks. Originelle Köpfe wie Boris Palmer werden aussortiert.
Andererseits erwartet man ja auch von so vielen Medien und Politikern nichts anderes mehr. Und von den Häuslebauern sowieso nicht.
Die B-Grünen sind auf eine relativ gut informierte Öffentlichkeit angewiesen, wenn Labels, die vor allem auf Ressentiments beruhen, nicht unnötig gut an ihnen kleben sollen. Grundsätzlich aber bleibt es schwierig, sowohl "Volkspartei" als auch unbequem zu sein. Auch dann, wenn man sich viel Zeit zum Zuhören nimmt.
Blattkritik re Titel: machen Sie doch mal ein Praktikum bei Franz-Josef Wagner. Und wenn Ihnen das zu ekelhaft ist: lassen Sie das mit dem Bullewahr doch einfach. Passt sowieso nicht zum eigentlichen Beitrag.
Absatz 2 geht natürlich an die Red.
Erfrischend, in diesen Kreisen mal einen Artikel über Kretschmann zu lesen, der einen grundsätzlich positiven Tenor hat. Ich bin grundsätzlich gern und schnell dabei, ihn und seine Partei zu kritisieren für fehlende Konsequenz und Verbandlung mit der Wirtschaft.
Aber dabei darf nicht ausgeblendet werden, dass die Kretschmann-Grünen in BW im Kernbereich Umwelt und Klimaschutz immer noch um Welten besser aufgestellt sind als CDU und SPD. Das wissen auch Fridays for Future: https://bw.klimawahlen.de/
Bei allem, was sich landespolitisch regeln lässt, hat Kretschmann eine beeindruckende realpolitische Regierungsbilanz wie ich finde (auch als jemand aus einem sehr viel ärmeren und kleineren Bundesland:-)) und die Grünen BW ein beeindruckendes neues Wahlprogramm. Alle Fundamentalkritiker*innen hier könnten das übrigens gern mal reinschauen:-)
Ein Artikel aus der Rubrik 'Mixed emotions'.
Zum Glück lebe ich n i c h t in Baden Würtemberg und stehe n i c h t vor dieser Wahl. In Hessen habe ich von einer Versöhnung Ökologie und Ökonomie nicht viel mitbekommen. Mit Blick auf den durchgepeitschten Weiterbau der A49 finde ich: ganz im Gegentum. Da ist Landschaftsverbrauch Trumpf - und braucht nicht meine Stimme.
Wenn ich es richtig sehe, stehen in BW als Alternativen Grün unter Kretschmann oder Schwarz unter Eisenmann zur Wahl. Da wäre für mich die Entscheidung klar. Auch wenn dadurch auf die Umsetzung der 'reinen Lehre' weiter gewartet werden muss.
Ah ja. Wenn man gegen das Verbieten von Eigenheimen oder sozialen Interaktionen ist, gilt das inzwischen schon als neoliberal. So schnell kann's gehen.
Nun, wenn es in Deutschland eine Mehrheit für so etwas geben sollte, ist das für mich nicht ganz so schlimm. In der Schweiz dauert es etwas länger und irgendwann bin ich sowwieso alt genug, dass meine Kreise von ganz allein eingeschränkt sind.
Andererseits würde es mich wundern, wenn es in Deutschland (oder BaWü) eine grüne Mehrheit gäbe. Mir scheint das eher eine lautstarke Minderheit zu sein, die regieren können wird, weil (in BaWü) zwei Kleinparteien mit an die Fleischtöpfe wollen und in Deutschland insgesamt sehr viele Leute in Trance ein Kreuz bei der Union machen, weil sie das immer getan haben.
mein ausruf galt dem gestus/der demagogie des begriffs "verbots-partei"
mit dem nicht nur fdp-liberale einen schönen ramm-bock gegen
irgendeine/jedwelche einschränkungs-versuche zur verfügung haben,
die sich politisch um über-private, gesetzliche regelungen/problem-bewältigung
müht.
rein-appellativ wird sich kein ökologischer umbau machen lassen.
ökologisch betrachtet ist nicht nur die BRD bisher eine "terra em transe"*.
das land wird wie viele zur arena werden
(hoffentlich mit ertragbarem hauen&stechen).
*so der titel eines films des brasilianers -->"glauber rocha"(im engl.wikip.
gibts mehr zu erfahren)
"rein-appellativ wird sich kein ökologischer umbau machen lassen"
Dem mag so sein (dazu unten mehr). Marc-Uwe Kling deutet das in Qualityland 2.0 auch an, ohne den Gedanken allerdings zu Ende zu bringen, was für ihn sehr uncharakteristsich ist. Davor ist er dann wohl doch erschrocken.
Dann will ich es mal machen:
Wenn es wirklich auf "kein ökologischer Umbau" oder "Öko-Faschismus" hinausläuft - denn das ist es dann in letzter Konsequenz - dann bin ich für "kein ökologischer Umbau". Und ich wette, mit mir eine satte Bevölkerungsmehrheit auch.
Aber es läuft ja gar nicht darauf hinaus, zumindest in die eine Richtung nicht. Was heisst hier: Kein ökologischer Umbau? Was findet eigentlich seit mindestens den 1970er Jahren statt? Ich bin 1990 zwei Wochen täglich mit dem Rad in Düsseldorf an den Henkel-Werken vorbeigefahren. Der Gestank hat mir fast den Magen umgedreht. So etwas gibt es heute nicht mehr. Kein Blei im Benzin, viel sauberere Luft in den Innenstädten, Leute lassen das Auto stehen und nehmen das E-Bike (steht auch nicht im Stau) und was nicht noch alles. In der Lausitz sind die Biber nicht mehr gefährdet, sondern eine Plage. Das ist die Gegend, wo ich mir Anfang der 1980er auf dem Schulweg mit der Rad täglich mindestens ein Russkorn aus den Augen wischen musste.
Kein ökologischer Umbau? Das ist ein Witz.
Es gibt nur kein Greta-Thunberg-Schalter-Umlegen von heute auf morgen. Und das aus sehr guten Gründen. Da hat nämlich die Mehrheit, wegen der Sie eine Diktatur wollen, völlig Recht.
Oder wollen Sie doch keine Diktatur?
Wenn nicht, wird es wohl appellativ gehen müssen. Man nannte das mal Demokratie, als die westlichen Gesellschaften noch an das Konzept glaubten.
das erreichte (nicht nur dem leid-erfahrenerem ex-DDR-bürger spürbar)
ist nicht zu leugnen, auch vergleiche mit dritt-welt-zuständen mögen manche
erleichtern.
mich erstaunt, daß Sie als nat.wissenschaftler prognosen und ausblicke
beiseite lassen.
als aktiver out-doorler gibt Ihnen das zunehmende zerbröseln der
gebirge, das schmelzen der gletscher keinen anlaß ?
muß z.b. erst die rhein-schiffahrt im sommer leiden, weil es beim
nach-fließen aus den alpen hapert?
"daß Sie als nat.wissenschaftler prognosen und ausblicke beiseite lassen"
Ich weiß halt, dass die alarmistischen Prognosen die gleiche wissenschaftliche Qualität haben, wie die durchschnittliche Covid-19-Epidemie-Prognose in den Massenmedien.
Ja, die Gletscher schmelzen. Ja, ich würde die Morteratsch-Abfahrt, die ich Mitte Januar erstmals gefahren bin, gern wieder fahren. Ich finde den Aletschgletscher schön und bedaure, dass er zurückgeht (wenn er stark wachsen würde, wäre das freilich schlimmer).
Aber ich würde für den Aletsch oder Morteratsch nicht ein paar Millionen Menschenleben (oder mehr) in Afrika opfern. Um das mal so deutlich zu sagen.
Das sind wir nämlich gerade im Begriff zu tun.
Kretschmann verkörpert den Schrebergärtner und Hobbygärtner von Nebenan ebenso wie den pensionierten Studienrat, der sich um die Zukunft seiner Enkel sorgt. Darum wird er von vielen Opas und Omas gewählt.
biber und andere possierlichen tierchen können sich der lobby-arbeit der
tier-schützer sicher sein.
"artenschutz auch für würmer"* hat ein image-problem.
qualitäts-böden-erhaltung mit arten-vielfalt ist
durch einträge von zuviel dünger und pestiziden, abwässern,
zuwenig unschädlichen wasser: weniger spektakulär in gefahr.
*tagesspiegel-artikel vom 12.2.2021.
alarmismus versus alarmismus?
An Kretschmann kann man gut erkennen, daß die Grünen keine junge Partei mehr ist sondern sich eher in die Richtung pensionierte Akademiker mit Verantwortungsgefühl bewegt.
Wobei die Betonung auf Gefühl und nicht auf Verantwortung liegt.
Und auf Pension und nicht auf Rente.
Wir leben in einer Klassenrepublik, also muß eine Partei auch Klassenpolitik machen.
Das hat die Union doch seit Jahrzehnten gezeigt. Die Union macht Politik für die vermögende Klasse.
Darum kann nich auch nicht verstehen, warum jemand die Grünen als links tituliert.
Die Grünen machen genau wie die FDP und die Union Politik
gegen die Arbeiter und Angestellten.
Politik , die sich gegen Arbeiter und Angestellte richtet, ist per Definiton rechts!
Darum sind die Grünen eine rechte Partei.
"qualitäts-böden-erhaltung mit arten-vielfalt ist... in gefahr"
Sagt der Tagesspiegel. Stimmt aber nicht.
Auch Überdüngung und Pestizideintrag sinken seit Jahren und die Wasserqualität wird immer besser, nicht schlechter. Es gab mal eine Zeit, als ein deutscher Umweltminister Aufsehen erregen konnte mit der Ankündigung, er wolle in ein paar Jahren durch den Rhein schwimmen (die Brühe!!). So etwas würde heute definitiv niemanden mehr anheben.
Nun ja, die Prognose, dass eine starke Kontraktion der Weltwirtschaft bei stark wachsender Bevölkerung in Afrika das ja zum Teil noch bestehende Unterernährungsproblem und alle daraus folgenden Probleme wieder verschärfen wird, ist eine der sichersten, die man in der Corona-Krise machen kann.
Plus unterbrochene Tuberkulose-Programme, unterbrochene Impfprogramme gegen andere Krankheiten - da die Zahlen für den Istzustand bekannt un recht zuverlässig siond, ist die Voraussage, dass das mindestens einige Millionen Menschenleben kosten wird, nicht sonderlich unsicher.
Wenn die Kontraktion in einen Dauerzustand überführt wird, werden es zig Millionen sein.
ja, wenn die wasserqualität unaufhaltsam besser wird ..
können wir uns die diskussion um klärstufe 4 schenken(käme eh teuer),
an die einleitung ranzukommen ist eh zu schwer und bislang leiden ja nur
einige forellen...
zum baden langt es ja...
und?
helfen appelle gegen nahrungs-mittel-/medikamenten-knappheit,
wirtschaftliche/macht-politische "kontraktionen" ?
kann man auf die frei-gebigkeit der eu-bürger zählen - virus hin oder her?
"können wir uns die diskussion um klärstufe 4 schenken(käme eh teuer),"
Ich habe beileibe nichts dagegen, Wasser- und Luftqualität weiter zu verbessern, die Energiebasis unserer Wirtschaft umzustellen, den Ressourcenverbrauch zu senken usw. usf.
Ich bin nur sehr stark dafür, dass das v e r h ä l t n i s m ä s s i g geschieht, also dass Kosten und Nutzen der einzelnen Vorschläge gegeneinander abgewogen werden, gern auch Kosten und Nutzen j e d e r Art, nicht nur finanziell bezifferbarer. Und das man A l t e r n a t i v e n breit diskutiert, denn nichts ist alternativlos.
Die Begriffe "alternativlos" und "totalitär" sind Synonyme.
die zeiten herkulischen augias-stall-ausmistens in denen der held
sich von schmutz und mühsal (und überzeugungs-arbeit
für not-wendige kooperierende) freihalten konnte, sind mythische u-topie.
ohne kommunikative und andere letztendlich gesetzliche(kontrollierte)
werk-zeuge wirds nicht gehen.
" auf die frei-gebigkeit der eu-bürger zählen"
D e n EU-Bürger und d i e EU-Bürgerin gibt es nicht. Manche sind (relativ) arm und freigiebig, manche sind reich und knausrig, die meisten irgendwo dazwischen, Menschen halt.
So lange man keine ideale Welt will, nur eine einigermassen lebbare, ist Demokratie kein Problem. Diejenigen, die eine ideale Welt wollten, waren schon immer für's Totalitäre - denn auch "ideal" und "totalitär" sind Synonyme - und sie haben noch nie eine ideale Welt geschaffen.
Das Ergebnis, wenn jemand versucht hat, irgendeine Utopie zu verwirklichen, war bislang immer eine Dystopie.
ist arbeit heute im wesentlichen: überzeugungs-arbeit?
- tja, sich blut transfusionieren lassen oder (in würde) sterben:
sind alternativen für wenige: sie priorisieren
und urteilen nach verhältnis-mäßigkeiten.
- in vielen fällen wird die alternative: unbedacht fallen-gelassen.
in (relativ) offenen gesellschaften ist nicht alles, aber vieles: strittig.
- es gibt weg-gabelungen, an denen man nicht erkennt, wohin die wege
führen, und ob sie auf dauer beschreitbar sind.
- nur die totalitäre, gewalt-getützte behauptung
ignoriert derartige un-sicherheiten und bietet erst nach zuende-geführten
desastern (hoffentlich) offenere anfänge...
Es stimmt, dass heute Elbe und Rhein verglichen mit den 80er Jahren ganz anders aussehen, und die Luft weniger verrußt ist. Belastungen durch Schwermetalle u.a. industrielle Schadstoffe haben, zumindest hier bei uns, abgenommen.
Gerade kleinere Gewässer sind aber zunehmend hyper- bzw eutroph, wofür die Landwirtschaft aber auch rasend zunehmende, immer dichter werdende Besiedelung verantwortlich ist. Die rasante Flächenversiegelung - in D jährlich etwa von der Fläche Hannovers - raubt nicht nur unmittelbar Lebensraum, sondern sorgt auch für immer weniger Möglichkeiten für Temperatur- und Feuchtigkeitsausgleich. Das Artensterben ist atemberaubend - seit den 80ern hat z. B. der Vogelbestand insgesamt um 80% (!) abgenommen. Trotz aller die Industrie betreffenden Maßnahmen steigt der CO2-Ausstoß. Und die Leute, die vielleicht das Auto auch mal stehen lassen, können nicht die Gesamtzunahme an Autos aufwiegen. E-Bikes super? Haben wir nicht den Trend, dass immer mehr Dinge einen Motor haben müssen? Schauen wir doch nur, wie durchelektrisiert der durchschnittliche Haushalt heute ist. Es ist kein ökologischer Umbau, wenn der Energieverbrauch nur steigt und steigt.
Welche Konzepte hat Kretschmann eigentlich zu der Immobilienblase in Stuttgart und Umland?
Das muss doch Thema Nr. 1 sein im Land der Häuslebauer.
"E-Bikes super? Haben wir nicht den Trend, dass immer mehr Dinge einen Motor haben müssen?"
Ich besitze keines, auch kein Auto. Ich finde aber, dass ein E-Bike dann super ist, wenn E-Bike-Fahrten Autofahrten ersetzen. Wenn E-Bikes normale Fahrräder ersetzen, ist das nicht so günstig.
Wenn uns der Energieverbrauch so am Herzen liegt, müssen wir mal über die Sinnhaftigkeit der Digitalisierung alles und jeden und von Big Data reden. Der Anteil dessen am Gesamtenergieverbrauch der Welt ist nämlich keineswegs vernachlässigbar und nimmt stark zu.
"seit den 80ern hat z. B. der Vogelbestand insgesamt um 80% (!) abgenommen"
Haben Sie dazu ein Zitat oder Link? Für die Lausitz gilt das ganz sicher nicht.
Peinlich und entlarvend war es auch, wie Kretschmann mit Dieter Tzetsche und Mercedes-Benz geschmust hat. Ich kann mich da noch an ein durchstochenes Video erinnern, in dem Kretschmann die Grünen-Beschlüsse zum Ausstieg aus dem Verbrenner als Schwachsinnstermine betitelte.
Kretschmann ist also eher ein grüner Nestbeschmutzer.
Ein Link ist heutzutage selten ein Problem:
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/gefaehrdungen/24661.html
Es sind Artikel wie dieser hier "How Democratic is China?", die ich in deutschen Medien vermisse, wenn es um Demokratie geht. Es mag einiges übertrieben oder unvollständig dargestellt sein, sicher funktioniert auch nicht alles so wie berichtet. Aber für mich liegt der Unterschied zwischen dem dort beschriebenen Modell und der "marktkonformen Demokratie", wie wir sie zelebrieren, auf der gleichen Ebene wie der zwischen "künstlicher" und "natürlicher" Zuchtwahl. Die "unsichtbare Hand" unseres Marktes scheint den Daten nach zu urteilen unterlegen zu sein. Wie lange kann die Illusion der "freien Wahl" dann noch aufrechterhalten werden, insbesondere wenn immer deutlicher wird, dass durch dieses Prozedere nicht unbedingt die fähigsten Menschen ausgewählt werden, um dann die besten Ergebnisse zu erzielen.
>>Erfrischend, in diesen Kreisen mal einen Artikel über Kretschmann zu lesen, der einen grundsätzlich positiven Tenor hat.<<
Kannst du mal "diese Kreise" etwas näher erläutern.
>>Aber dabei darf nicht ausgeblendet werden, dass die Kretschmann-Grünen in BW im Kernbereich Umwelt und Klimaschutz immer noch um Welten besser aufgestellt sind als CDU und SPD.<<
Darüber kann man streiten. Gerade wurde Deutschland vom EU-Gerichtshof wegen der mangelhaften Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie verklagt. Im innerdeutschen Ländervergleich sieht trotz 10 Jahre Ministerpräsident King Kretschmann BaWü nicht besonders gut aus.
Rufen Sie mal NABU an, aber vermutlich wird das auch kein ergiebiger Kontakt werden.
Ihr Vergleich "E-Bikes" ersetzt Autofahren wiederum ist schlüssig und nicht nur des Energieverbrauchs wegen.
Gut, dass Sie nachfragen. Ich muss mich korrigieren. Bei einigen Arten sind es bis zu 80-90% Rückgang. Insgesamt ist es aber dennoch alarmierend, es gibt nur wenig Arten, die derzeit gewinnen.
Ähmm, ja, aber da steht (und das ist schon der NaBu):
"Während die Zahl der Vögel zwischen 1990 und 1998 offensichtlich fast stabil blieb, sind zwischen 1998 und 2009 in Deutschland 15 Prozent aller Vogelbrutpaare verschwunden – und das, obwohl sich bei dem Blick auf die Artenebene Gewinner und Verlierer in etwa die Waage halten."
Das ist ja nun nicht exakt ein 80%iger Rückgang seit den 80er Jahren, oder?
"Das ist ja nun nicht exakt ein 80%iger Rückgang seit den 80er Jahren, oder?"
Um zu verdeutlichen, was ich damit meine:
Wenn zum Beispiel auch in der Lausitz 15% der Brutpaare fehlen, kann das sein. Ich zähle ja bei meinen Waldläufen die Vögel nicht. Wenn aber 80% der Vögel fehlen würden - das würde mir in den Wäldern meiner Kindheit auffallen (auch wenn ich auf das Vogelhaus meiner Eltern schaue). Blaumeisen scheint es zum Beispiel eher mehr zu geben als damals, Kohlmeisen weniger (keine Ahnung, woran das liegt).
Einen Pirol habe ich vorigen September erstmals im Wald gesehen, aber das ist natürlich keine gute Statistik. Einen Eisvogel habe ich nicht mehr in freier Wilbahn gesehen, seit mein Grossvater mir in den 1970er Jahren nahe Forst/Eulo einen gezeigt hat. Aber er war auch damals schon sehr stolz, dass er wusste, wo er den findet.
"insbesondere wenn immer deutlicher wird, dass durch dieses Prozedere nicht unbedingt die fähigsten Menschen ausgewählt werden, um dann die besten Ergebnisse zu erzielen"
Diesem Argument kann ich folgen. Allerdings habe ich nie in China gelebt. Ich weiss aber, was dort in der Zeit des Grossen Sprunges und während der Kulturrevolution geschehen ist. Mir scheint ein politisches System mit Gewaltenteilung und Wahlen (mit Alternative, muss ja nicht fD sein) eine gewisse Absicherung gegen so etwas zu sein - aber ich kann mich da auch täuschen.
Allerdings sollte man nicht gerade die Nachteile beider Systeme kombinieren, also eine Führungsschicht, der im Grossen und Ganzen Sachkenntnis und Organisationsvermögen fehlen, mit einer Diktatur. Und woher plötzlich eine kompetente Junta nehmen?
Oh, habe ich zu spät gesehen, als ich @Grigorij schon geantwortet hatte. Wissen Sie zufällig, ob die Blaumeisen Gewinner sind?
Dass sich das Verhältnis zwischen den Arten verschiebt, ist übrigens meinen Eltern auch schon aufgefallen. Wir haben zwischen Weihnachten und Neujahr sogar darüber geredet.
Nach meinen Beobachtungen gibt es noch eine Art, die (stark) gewinnt: Störche.
Die Blaumeise gilt laut NABU zumindest nicht als gefährdet.
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/vogel-des-jahres/wahl-2021/29108.html
Dem Eisvogel soll es ganz gut gehen. Ich habe erstmals einen vor ca. 2 Jahren beim Kanufahren im Gosener Graben (idyllisch! Erkner, zwischen Dämeritz- und Seddinsee) gesehen und dann noch einmal einen, auch aus dem Kanu, in Slowenien. Er braucht ruhige, bewachsene Flussläufe. Dass Sie einen Pirol gesehen haben, das ist schon besonders. Den gibt es so gut wie gar nicht mehr.
"Ich finde aber, dass ein E-Bike dann super ist, wenn E-Bike-Fahrten Autofahrten ersetzen."
Und ich bin mir sicher, dass sie das nicht tun. Zumindest nicht so, dass es ins Gewicht fiele. Die Leute haben die Pedelecs zusätzlich zum Auto, und in der Regel für den Wochenendausflug. Da ich zumeist auch mit dem Fahrrad an meinen Arbeitsplatz fahre, behaupte ich, mir würde auffallen, wenn zunehmend das Auto ersetzt würde.
"Wenn E-Bikes normale Fahrräder ersetzen, ist das nicht so günstig."
Das ist das, was mich am meisten an den Dingern stört. Pedelec fahren ist kein Radfahren - zumindest, so lange man noch unter 60 oder kein Postbote ist oder nicht anderweitig körperlich beeinträchtigt, so dass ein Fahrrad aus eigener Kraft anzutreiben zu schwierig ist. Als selbst passionierter Radler kann ich vor allem bei jungen Menschen den fehlenden Sportsgeist nicht nachvollziehen. Fast alle Mountainbiker, die mir begegnen, sitzen mittlerweile auf diesen monströsen Elektrogefährten. Und nicht selten fahren sie diese auch mit dem Auto erst zum Gelände oder Waldrand hin.
Wir sind noch weit davon entfernt, dass E-Bikes oder auch diese E-Roller die Rolle einnehmen würden, die sie einnehmen könnten und dann eben auch den zusätzlichen Ressourcenaufwand rechtfertigen könnten.
"Ich weiss aber, was dort in der Zeit des Grossen Sprunges und während der Kulturrevolution geschehen ist."
Ist das wirklich eine angemessene Antwort nach dem Lesen des Artikels im Jahre 2021 sich auf Vorgänge zu beziehen, die im vorigen Jahrtausend Ende der 50-er und Anfang der 70-er Jahre geschehen sind? Nach 1990 haben sich in China Dinge entwickelt, die ab 2010 ihre volle Wirkung entfaltet haben. Hier im Westen wird, wenn auf den Umgang mit Daten in China eingegangen wird, eine dystopische Welt skizziert. Selbst die NDS tun dies ohne Nachdenken. Es sollte jedoch klar sein, dass in einem Orwellschen Universum niemals solche wissenschaftlichen und sozialen Leistungen in so kurzer Zeit hervorzubringen sind.
"Und woher plötzlich eine kompetente Junta nehmen?"
Roberts beschreibt übrigens ziemlich detailliert, was Ihre Frage beantwortet. Der Sachverstand wäre auch hier vorhanden. Vielleicht finden Sie ja doch noch die Zeit, sich durch den Artikel ein Update Ihres China-Bildes zu gönnen.
Aus Ihrer Quelle:
"a treasure trove of democratic data that Mao created by wresting policy control from scholars"
Sie sehen aber schon, dass das genau eine Referenz auf die Kulturrevolution ist?
Ich bin absolut kein Hasser des modernen China, ich war sowohl 2003 (Peking) als auch 2015 (Shanghai) fasziniert und wenn die Pandemie nicht dazwischengekommen wäre, wäre ich im September 2020 auch noch einmal eine Woche in China (nahe Hefei) gewesen. Ich bin auch fasziniert davon, was China in den Wissenschaften mittlerweile leistet.
Ich habe auch kein Problem mit anderen Demokratierealisierungen. Es gab auch Dinge, die in der DDR demokratischer abliefen als sie jetzt in Deutschland ablaufen.
Was ich nicht glaube, ist, dass man das chinesische System dem Westen überstülpen kann, der eine ganz andere Historie und eine ganz andere Kultur hat. Wie im Moment bei uns geführt wird, so kann es nicht weitergehen, da sind wir uns einig. Aber wir werden etwas Eigenes Neues entwickeln müssen, nicht einfach China kopieren können.
Das erfolgreichste Kopierprojekt der nicht zu fernen Geschichte war wahrscheinlich die Kopie des Westens durch Japan in der Meiji-Ära. Aber auch da wurden nur Teilaspekte kopiert.
Ich habe noch einen Gedanken dazu. Dem Kapitalismus und dem politischen Westen ist der Zusammenbruch des Sozialismus und des Ostblocks überhaupt nicht gut bekommen. Das Gleiche könnte China blühen, wenn der politische Westen ähnlich spektakulär zusammenbricht - und das würde ich inzwischen nicht mehr völlig ausschliessen.
und wenn die strenge des li xinping-regimes auswege aus der bisherigen
praxis sucht, muß das für den westen auch keine un-bedenkliche sein.
oda?
Nun ja, China als Macht ist kein Feind - obwohl im Westen viele gern einen hätten, weil äussere Feinde zu innerem Zusammenhalt führen und gerade daran fehlt es ja eklatant.
China als Macht ist aber schon ein strategischer Gegner.
Ich kenne übrigens, nicht sehr nahe, aber doch auch nicht völlig flüchtig, Chinesen aus verschiedenen Generationen - diejenigen, die unbedingt rauswollten und diejenigen, die der Meinung sind, dass China die Zukunft gehört.
Aus meiner Sicht gehört China die Zukunft, aber der Westen müsste nicht notwendigerweise politisch zusammenbrechen. Gegenwärtig läuft die Entwicklung allerdings auf einen solchen Zusammenbruch hinaus.
Die westlichen Gesellschaften haben sich in jeder Hinsicht auseinandergelebt und keine der Seiten (es gibt mehr als zwei) denkt daran, Kompromisse einzugehen, um das Ganze zusammenzuhalten. Alle glauben, sie hätten die absolute Wahrheit gepachtet und spielen va banque. Dieser Prozess ist auf allen Ebenen zu beobachten, auf denen überhaupt politisch gehandelt wird.
Sehr gerne gelesen- so was von gerne, denn der Bezug auf Herrn Succow ist ein sehr sehr wichtiger.Ich habe seinen Film über sein Heimatdorf gesehen an der HNEE.Ich kannte ihn schon vorher, weil ich sehr sehr froh bin in der Nähe der intakten Natur zu leben, die sie schildern.Die Latte liegt genau da, Naturgebiete zu sperren für die kommerzielle Nutzung.In meiner Stadt in der Uckermark wird genau das gemacht,was A.Hofreiter kritisch anmerkte.Die Fläche wird zugebaut mit Einfamilienhäusern ohne Sinn und Verstand und das ist keine Neiddebatte.Ich habe in einer ordentlichen aber ironischen Form dem Bürgermeister geschrieben- Antwort keine-doch- neben dem Schulgarten wurde ein neues Bebauungsgebiet ausgeschrieben und die Bäume wurden gerodet.Der Mensch an sich braucht Platz.Nach Oben wird nicht gebaut, weil es passt nicht.Hier im Ort gibt es keine anderen Ideen wie die gängigen Einfamilienhäuser.Der Nationalpark ,,Unteres Odertal'' verhindert,daß es weiteren Flächenfraß geben wird.Er begrenzt das Einfamilienhäuserbauwachstum.Mir ist es recht und schafft Sicherheit,daß es so bleibt.