Im Magazin der Frankfurter Rundschau vom 6. Juli wurde ein langer Artikel (mit großen Fotos) von "Stoibers starker Seite" gedruckt. Sie heißt Karin mit Vornamen und ist seine Frau. Außer auf dem Titelbild der Beilage wird sie uns auf den Seiten 4 und 5 nahegebracht, immer im selben ärmellosen Kleid in einer parkähnlichen Frühlingslandschaft.
Eine Journalistin beginnt das Interview mit der wahrhaft albernen Frage, welche Partei Frau Stoiber bei den nächsten Wahlen wählen würde. Ihre wenig überraschende Antwort: natürlich die CSU. Sie sei zwar politisch interessiert, aber zu Hause sei ihr Mann ganz anders als in der Öffentlichkeit. In Wolfratshausen, wo die Stoibers wohnen - in der Hälfte eines Doppelhauses -, sei sie einfach die Frau Stoiber, die sie immer gewesen sei.
Sollte Stoiber, was ich für unwahrscheinlich halte, die Bundestagswahlen im Herbst gewinnen, müsste auch Frau Stoiber mit den Kindern nach Berlin umziehen, und nichts im Familienleben würde so bleiben, wie es ist.
Mit familiärem Ansatz auf einen obsiegenden "Kandidaten" Stoiber blickend, wird mir völlig unbegreiflich, dass ihm das Kanzleramt in Berlin verlockend vorkommt.
So aufwändig wie den Vorsitzenden des Aufsichtsrates der Frankfurter Allgemeinen, Hans Wolfgang Pfeifer, habe ich noch niemand sterben sehen. Nämlich mit sieben Todesanzeigen, die zwei Druckseiten der FAZ vom 6. Juli füllten. Geboren im Mai 1931, ist er Anfang Juli 2002 gestorben. Er hatte in den 72 Lebensjahren schließlich der FAZ "gedient" und in dieser Funktion "unschätzbare Verdienste" erworben.
Die Zeitung hat sich den Tod des Vorsitzenden ihres Aufsichtsrates etwas kosten lassen. Keine dieser Anzeigen ist von einem Familienmitglied aufgegeben worden. Hat er keine Familie gehabt?
Mediengetöse hat ihn ans Grab begleitet. Die Anzeigen lassen sogar daran zweifeln, dass er von normalen Eltern geboren worden ist. Sie kommen jedenfalls mit keinem Satz vor. Er sei "ein einfühlsamer, kluger und weitblickender Unternehmer" gewesen. Eine derartige Abschottung gegen menschliches Leben und Existieren habe ich noch nie durch Nekrologe dokumentiert gesehen.
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