Europa heißt für sie nicht Finanzstreit, sondern Zusammenleben über Grenzen hinweg. Seit Februar konnten sich auf freitag.de Europaprojeke um acht Preise bewerben. Über 40.000 Personen beteiligten sich an der Publikumsabstimmung. Unter 89 Projekten war ihr Favorit „Incas – Interkulturelles Centrum Aachener Studierender“. Drei weitere Preise wurden von der Jury, bestehend aus der Schriftstellerin Tanja Dückers, dem Politikwissenschaftler Jürgen Neyer und Freitag-Verleger Jakob Augstein, unter den ersten 25 Projekten der Publikumsabstimmung vergeben. Außerdem wählte die Jury je einen Preisträger aus den Kategorien „Kulturprojekte und Festivals“, „Solidarität und Soziales“, „Geschichte und Gedenk
Let’s come together
Wegweisend Über 40.000 Personen nahmen am Wettbewerb "Europa der Bürger" teil. Das sind die Gewinner
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Ausgabe 23/2013
Franz Viohl
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Foto: Chanakarn Kingkaew
28;hlte die Jury je einen Preisträger aus den Kategorien „Kulturprojekte und Festivals“, „Solidarität und Soziales“, „Geschichte und Gedenken“ und „Städtekooperationen“. Vom Filmfestival bis zur Gedenkarbeit – die Vielfalt der kreativen und engagierten Initiativen hat uns gezeigt, dass das „Europa der Bürger“ keine Zukunftsvision ist, sondern gelebte Gegenwart.Publikumspreis für INCASEin oder zwei Semester in einem anderen Land zu verbringen, das gehört heute – gerade in Europa – zum Student-Sein dazu. Aber wie kann man eine neue Kultur jenseits von Erasmus-Partys kennenlernen? Diese Frage haben sich Studenten aus Aachen gestellt und vor zwölf Jahren das „Interkulturelle Centrum Aachener Studierender“ (INCAS) gegründet. Die Idee: Nur durch gemeinsame Erlebnisse lässt sich Europa und jedes seiner Länder erfahren. Über 6.000 Leser haben auf freitag.de für das Projekt gestimmt.Incas organisiert Ausflüge in europäische Städte, an historische und kulturelle Orte. Zwischen fünf und 15 Euro kostet eine Fahrt pro Teilnehmer. Auf dem Programm steht zum Beispiel ein Rundgang durch die Gärten von Versailles oder eine Führung im Bonner Haus der Geschichte. Oder eine Bootsfahrt auf belgischen Grachten. „Viele haben noch nie ein Boot aus eigener Kraft bewegt, das war ein ganz besonderes Erlebnis“, erinnert sich Ex-Koordinatorin Franziska Fabritius. „Hier ist ein Miteinander entstanden.“Erfolgsrezept TeamarbeitUm dieses Miteinander geht es den rund 30 Aktiven bei Incas. Das Team ist dabei genauso international wie die Exkursionsteilnehmer: Rund zehn Deutsche sind dabei, sieben Studenten aus anderen europäischen Ländern, der Rest kommt aus anderen Teilen der Welt. „Das Ganze funktioniert nur durch Teamarbeit, in die jeder seine eigene Kultur einbringt“, sagt Franziska Fabritius.Tradition IntegrationAachen liegt mitten im Dreiländereck zwischen Belgien, den Niederlanden und Deutschland und ist für die Arbeit von INCAS daher ein idealer Ort. „In kaum einer anderen Stadt hat der europäische Integrationsgedanke eine solche Tradition, Allgegenwärtigkeit und Selbstverständlichkeit wie hier“, schreiben die Studenten in ihrer Bewerbung für den Europawettbewerb. Außerdem gibt es an den zwei Universitäten besonders viele internationale Studiengänge, die junge Leute aus aller Welt in die Stadt holen.Neben Exkursionen vermittelt Incas auch Sprachtandems und betreibt das „Café Lingua“. Hier kommen Studierende auf Englisch, Deutsch, Französisch und Spanisch miteinander ins Gespräch. Das Preisgeld will das Team aber für die Ausflüge verwenden. Denn dort findet statt, was sonst immer nach Sonntagsrede klingt: Begegnung.Jurypreis für FEJS GermanyNeben der Krise Europas ist dieser Tage auch viel die Rede von der Krise des Journalismus in Europa. Besonders junge Journalisten stehen vor der Frage, wie ihr Berufsfeld in zehn oder 20 Jahren aussehen wird. Liegt die Zukunft im Internet und werden sich gedruckte Zeitungen, Radio und Fernsehen behaupten können? Kann man in Zeiten immer stärkeren Wettbewerbs überhaupt noch vom Journalismus leben?Perspektive eines europäischen Journalismus„Angehende Journalisten suchen nach Orientierung“, sagt Dominik Speck. „Deshalb organisieren wir den Austausch untereinander.“ Dominik Speck ist Vorstandsmitglied des deutschen Verbands des „Forum for European Journalism Students“ (FEJS). Vor 27 Jahren wurde das Forum von einer Gruppe dänischer und niederländischer Studenten gegründet. Heute hat FEJS Mitglieder an 300 Instituten aus 30 Ländern. Jährlich veranstalten sie einen europaweiten Kongress zu Fragen rund um den Beruf. Dabei geht es nicht allein um Selbstschau, sondern um die Perspektive eines europäischen Journalismus. „Unser Bild von Europa wird durch die Medien geprägt“, heißt es in der Bewerbung, „aber die können nur dann ein vollständiges Bild der Gesellschaft zeichnen, wenn sie deren Menschen und Kultur verstehen.“Schwerpunkt OsteuropaEin Schwerpunkt der Arbeit von FEJS ist Osteuropa. „Nachdem die Medien jahrzehntelang vom Staat abhängig waren, gibt es dort heute eine besondere Dynamik“, sagt Dominik Speck. Derweil stellt sich für junge Journalisten in ganz Europa die Frage: „Wie können wir zusammenhalten?“ Auf dem Kongress im kommenden Jahr wird darüber debattiert, wie sich der Online-Journalismus finanzieren kann, ob sich der Journalismus weg von der Nachricht hin zum Kommentar bewegt, wie es um die europäische Öffentlichkeit steht. Man will sich die Antworten nicht von den Verlagen und Medienhäusern diktieren lassen. „Wir müssen uns schon selbst Gedanken machen“, sagt Dominik Speck.Warum er sich selbst dafür entschieden hat, Journalist zu werden? „Weil das nicht nur ein Beruf ist, sondern eine Berufung“, sagt er. Kann es bessere Aussichten für den Journalismus geben?Jurypreis für Café BabelDer Orient-Express, der „König der Züge“, verband einst Paris mit Istanbul, als dieses noch Konstantinopel hieß. Die Möglichkeit, Europa auf der Schiene zu durchqueren, war damals das Privileg einer kleinen Minderheit. Aber die Zeiten haben sich geändert und es gibt heute ganz andere Verbindungen zwischen den Ländern Europas. Und statt eines Luxuszugs die Orient-Express-Reporter."Multikulti on the ground"Die Reporter zwischen Ost und West, das sind Nachwuchsjournalisten, Fotografen und Videomacher. Im Europa-Magazin cafebabel.com kann man ihre Reportagen über Belgrad bis Brüssel lesen – auf sechs Sprachen. Auch der zweite Jurypreis geht an ein Europaprojekt junger Journalisten: an Café Babel und den deutschen Ableger, den babel.berlin.blog. „Wir möchten Jugendlichen das Wort erteilen, damit sie zusammen über Kultur, wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderungen für Deutschland und Europa schreiben“, erklären die Berliner. Das Team von Babel Deutschland betreibt den mehrsprachigen Blog, organisiert aber auch Journalistenaustausche, Kulturveranstaltungen und öffentliche Diskussionen. Wie die jährliche Bürgerdebatte, bei der es 2012 um „Multikulti on the ground“ ging. Natürlich in Anspielung auf Merkels Satz, Multikulti sei tot.Jeder kann mitmachenMit ihrer praktischen Arbeit wollen die Blogger von Café Babel das Gegenteil beweisen. Beim Projekt Orient-Express gingen deshalb Journalisten aus der EU in Balkanländer und die Türkei, und umgekehrt. In ganz Europa hat das Magazin 34 Redaktionen, Berlin ist eine davon. Wer mitmachen will, muss aber nicht Journalist sein. Bürger und Aktivisten sind eingeladen, sich schreibend am Zusammenwachsen Europas zu beteiligen.Jenseits von KlischeesSo blicken die Blogger auch auf Berlin aus einer „paneuropäischen Perspektive“. Es geht um Gentrifizierung, das interkulturelle Leben in der Stadt, aber auch um Ausstellungen, Theater oder die Berlinale. Ein Artikel etwa beschäftigt sich mit dem Vorwurf, in Berlin lebende englischsprachige Menschen seien zu bequem, um Deutsch zu lernen. Der Autor verteidigt die „Expats“ und schließt: „Viele Menschen, die gemeinsam fremd sind an einem Ort, erschaffen sich eine eigene Kultur.“ Café Babel argumentiert jenseits von Klischees. Denn wenn etwas bequem ist, dann die.Jurypreis für p.artWenn Vorurteile sehr stark sind, dann helfen oft keine Argumente. Dann ist die Kunst das bessere Argument. Das ist der Ausgangspunkt des Projekts p.ART. Die Initiative von jungen Europäern will demokratiegefährdende Tendenzen sichtbar machen – durch Satire.Dada statt NaziBesonders viele Vorurteile gibt es derzeit in Ungarn. Mit Präsident Orbán regiert ein verschrobener Nationalismus, der gegen alle „anderen“ wettert – Homosexuelle, Sinti und Roma, Oppositionelle. „Es gibt kaum eine aktive Bürgerschaft außerhalb der Parteien“, sagt Max Upravitelev, Aktivist bei p.ART. „Deshalb wollen wir die Menschen für Politik sensibilisieren.“ Wie das geht? Zum Beispiel, indem man eine Rede hält, die wie eine Nazi-Rede klingt und nur ein paar Wörter durch Dada-Begriffe ersetzt. Oder eine Uniform anzieht, die dort, wo man unweigerlich ein Hakenkreuz denken muss, einen Apfel zeigt.Satire darf schließlich alles, wusste bereits Kurt Tucholsky. Sie sollte umso schärfer sein, je größer die Missstände sind. Und die sind in Ungarn sehr groß, findet Max Upravitelev. „Wir beobachten einen Rechtsruck und genau das ist es, was Europa verhindert.“ Im Mittelpunkt der Arbeit von p.ART steht die Vernetzung von Aktionsgruppen zwischen Budapest und Berlin. Gegründet wurde p.ART in Halle, dort arbeiten die Aktivisten mit der Evangelischen Akademie und den Falken zusammen.Wiederbelebung kritischen Freiraums„Demonstrationen nutzen wir als Bühne“, sagt Max. Dank der Performances der Aktionsgruppen habe man im Ausland oft erst erfahren, warum so viele junge Leute Ungarn verlassen. Dabei geht es p.ART darum, gerade die zum Protest zu animieren. Mit dem Preisgeld wird das Budapester Kulturcafé „Sirály“ unterstützt. Das Café war Ausgangspunkt der Studentenproteste, bis es im März von der Polizei geräumt wurde. Die Aktivisten von p.ART wollen diesen „Freiraum kritischer Zivilgesellschaft“ wiederbeleben.Die Idee mit den Äpfeln kam übrigens von Anti-Rechts-Aktivisten aus Deutschland. Ihre Kollegen in Budapest fanden das auch gut. Deshalb gibt es neben einer „Apfelfront“ jetzt auch eine „Knoblauchfront“. Für Orbán und seine Polizisten sicher übelriechend.Preiskategorie Kulturprojekte und Festivals für Neisse Film FestivalEs ist ein Ideal des Kinos. „Filme erzählen universelle Geschichten, sie berühren die Menschen in allen Ländern“, sagt Andreas Friedrich. Aus diesem Gedanken hat er 2004 das Neiße-Filmfestival im Dreiländereck zwischen Deutschland, Polen und Tschechien gegründet. In diesem Jahr fand es zum zehnten Mal statt.Eine universelle Geschichte, sagt Andreas Friedrich, zeigt auch der diesjährige Gewinnerfilm „In The Name Of“ aus Polen. Es geht um einen katholischen Priester, der in einen inneren Widerspruch zwischen seiner Homosexualität und den konservativen Werten der Kirche gerät. „Auch wenn bei uns mittlerweile die verschiedensten Lebensformen akzeptiert sind – in anderen Ländern ist das nicht so“, betont Friedrich. Und genau hier kommt Europa ins Spiel.Schwerpunkt Sinti und RomaDas Neiße-Festival ist das einzige Filmfestival in Deutschland mit einem grenzüberschreitenden Programm. An 13 Spielstätten in drei Ländern werden Filme in den Kategorien Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilm gezeigt. Außerdem gibt es thematische Schwerpunkte, in diesem Jahr Sinti und Roma.„Polen und Tschechien sind wichtige Kinoländer“, ist Friedrich überzeugt. Doch zu oft fielen Produktionen aus Osteuropa unter die Wahrnehmungsschwelle. Über die Vorführungen hinaus geht es dem Festival um Begegnung: zwischen Filmemachern und Publikum, zwischen den Nachbarländern, zwischen jungen Regisseuren. Dabei wird das Festival vor allem durch Ehrenamtliche getragen – sogar der Übersetzungsdienst. Den will Friedrich mit dem Preisgeld professioneller machen: „Bei einem Dreiländerfestival ist die Kommunikation in allen drei Sprachen ein Muss.“Mehr als UnterhaltungWie groß aber ist die Wirkung des Festivals über das Dreiländereck hinaus? Es gebe schon eine „provinzielle Grenze“, sagt der Leiter, man versuche, Besucher aus größeren Städten anzuziehen. Nach wie vor setzt das Festival dabei auf Spielfilme, die mehr sind als nur Unterhaltung. Die uns hineinversetzen in die Lebenswelt unserer europäischen Nachbarn und uns – das ist Andreas Friedrich wichtig – „aufrütteln“.Wenn sich Tschechen, Polen und Deutsche nächstes Jahr wieder an der Neiße treffen, um gemeinsam das Kino zu feiern, dann ist das selbst schon eine Geschichte. Vielleicht ja sogar für einen Film.Preiskategorie Geschichte und Gedenken für young workersArbeiten für Europa, das heißt bei den „Young Workers“: Arbeiten an der europäischen Geschichte. Und zwar ganz praktisch. Die Initiative aus Gelsenkirchen organisiert Handwerksprojekte mit „bildungsbenachteiligten Jugendlichen“. Für sie sind Politik und Geschichte sehr weit weg. „Aber der europäische Zug darf nicht an ihnen vorbeifahren“, heißt es in der Bewerbung.Orte europäischer ErfahrungDeshalb organisieren die „Young Workers“ Fahrten zu Orten, an denen die europäische Geschichte erfahrbar wird. Und an denen die Jugendlichen selbst Hand anlegen. Im letzten Jahr führte eine Exkursion nach Kommeno in Griechenland. Dort verübte die Wehrmacht 1943 ein Massaker und ermordete fast alle Einwohner. Zusammen mit der Gemeinde von Kommeno bauten die Jugendlichen ein Mahnmal und eine kleine Parkanlage."Raus in die Welt"Vor den Arbeitseinsätzen gibt es Workshops. Es geht um Werkzeuge, Material, aber auch darum, als Gruppe zusammen zu finden. „Unmittelbare Anschauung, praktisches Tun, Persönlichkeits- und politische Bildung werden zusammengeführt“, so die Macher des Projekts.Die Jugendlichen haben auch einen Blog, in dem sie ihre Erlebnisse teilen. Am liebsten machen sie das durch Rapsongs. Der Song über den Einsatz in Kommeno heißt „Raus in die Welt“. Stolz liegt in der Stimme des Sängers: „Hier hat damals die Wehrmacht gewütet, das Gedenken an die Opfer wurde von uns behütet.“Preiskategorie Städtekooperationen für Internationales FrauenzentrumKaum irgendwo ist die anti-europäische Stimmung gerade so stark wie in Ungarn. Doch es gibt viele oppositionelle Gruppen und auch ein zweites Gewinnerprojekt, das sich mit der Situation in Ungarn befasst: das Internationale Frauenzentrum Bonn (ifz). „Orbán macht auch gegen Frauen Politik“, sagt Hedwig Benke, Vorstandsmitglied des ifz. „Wir wollen die Frauen in Ungarn unterstützen.“Nächstes Mal in UngarnDie Europa-Arbeit des ifz ist Teil der Städtepartnerschaften zwischen Bonn und Budapest. „Seit Jahren gibt es Schüleraustausche und Sportpartnerschaften“, sagt Hedwig Benke, „aber keine Zusammenarbeit der Frauenverbände“. Das soll sich nun ändern. Das ifz plant in Bonn einen Erfahrungsaustausch mit den Aktivistinnen aus Budapest. Mit dem Preisgeld sollen die Reise- und Seminarkosten bezahlt werden. Das nächste Mal wollen sich die Frauen dann in Ungarn treffen.Politik zum FrühstückGeplant sind Genderprojekte, auch mit Roma-Frauen. „Die haben es in Ungarn besonders schwer“, sagt Benke. Aber auch in Bonn will das ifz auf die Situation der Frauen in anderen Ländern aufmerksam machen. Seit 1998 lädt es zum „Internationalen Frauenfrühstück“, bei dem über Politik diskutiert wird. Die Arbeit des ifz reicht von Beratungsangeboten bis zu Sprachkursen. Jetzt kommt Ungarn dazu – und die Hoffnung, dass ein Frauenaustausch bald genauso zu Bonn gehört wie der Schüleraustausch.Preiskategorie Solidarität und Soziales für Destino AlemaniaWas ist eigentlich ein Maibaum? Oder eine Lohnsteuerkarte? Solche Fragen stellen sich Menschen, die nach Deutschland kommen und für die erst einmal alles neu ist – von Bräuchen bis zum Antrag beim Finanzamt. Besonders viele Menschen sind in den letzten Jahren aus Spanien nach Deutschland gekommen. Für sie betreibt José Gayarre die Website Destino Alemania (Zielland Deutschland).Antworten auf das Alltägliche„Da ist zum Beispiel die Haftpflichtversicherung“, sagt José Gayarre, „oft erfährt man erst davon, wenn es schon zu spät ist.“ Mit seiner Homepage gibt er jungen Spaniern die Möglichkeit, sich über Deutschland zu informieren und sich auszutauschen. Es geht um Lebensart, Kultur und gesellschaftliche Werte, aber auch um Behördengänge, Arbeits- und Wohnungssuche. Mit einer kleinen ehrenamtlichen Redaktion sucht Gayarre nach Antworten auf die Fragen, die seine Landsleute hier umtreiben.Vorteil Internet„Wir erleben in Spanien eine einmalige Situation“, sagt er. „Für junge Leute gibt es keine Perspektiven, sie kommen hierher nicht zum Studieren oder für ein Praktikum, sondern um eine Zukunft zu finden.“ Anders als früher stammen die meisten spanischen Auswanderer aber nicht vom Land, sondern haben bereits ein Studium oder eine Ausbildung hinter sich. Trotzdem ist der Weg steinig, angefangen bei der deutschen Sprache. Dabei gebe es heute einen großen Vorteil, sagt Gayarre, nämlich das Internet. „Früher war jeder Auswanderer auf sich allein gestellt, heute können sie sich vernetzen.“Parteiprofile auf SpanischDas ist das Prinzip von Destino Alemania. Wer seine Erfahrungen im neuen Land teilt, hilft den anderen, sich besser zu orientieren. Dabei geht es auch mal um Politik, erzählt Gayarre. Zum Bundestagswahlkampf sind Profile der Parteien geplant, auch wenn die meisten Leser nicht selbst wählen können. Gerade entsteht auch der eigene Sender „Funk Radio“, den die Besucher von Destino Alemania online hören können. Wie groß die Resonanz auf das Projekt ist, zeigt auch die Facebook-Seite „Spanier in Deutschland“, die zur Homepage gehört: Knapp 12.000 Fans interessieren sich dort für die aktuellen Beiträge.Und natürlich geht es auch darum, dass die Seele manchmal schwer wird in der Fremde: um Fernbeziehungen, um schlechte spanische Restaurants in Deutschland, um den nicht enden wollenden Winter. Aber wenn man damit nicht allein ist, dann trägt es sich nur halb so schwer.
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