Liberté, Fraternité, Pappmaché

Berliner Abende Am Haus gegenüber hängt müde ein Textil in verschossenem Rot wie die Zunge aus einem toten Hund. Die alte Kremlfahne gibt ihre letzte Vorstellung. ...
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Am Haus gegenüber hängt müde ein Textil in verschossenem Rot wie die Zunge aus einem toten Hund. Die alte Kremlfahne gibt ihre letzte Vorstellung. Eine schwarze Limousine knirscht heran. Die Tür wird aufgerissen. Zwei teure, blankgeputzte Herrenschuhe stellen sich aufs Trottoir. Sie stehen jetzt auf einem L. Ein L wie Liberté. Ich trete grade auf ein F, Fraternité. Historischer Grund und Boden. Da schreibt der Berliner gern Bedeutsames hin. Das ist praktisch. Er muss stets nach unten schauen, wenn es ihm nicht Leid tun soll. Ein Polizeikordon in weißer Sommeruniform drängt mich unsanft von meinem Buchstaben. Hier ist doch Bürgersteig. Egal. Ich werde erwartet. Vorbei an Drehständern mit Ansichtskarten und Schaufenstern mit Gesteinsbröc