Lief Herr S. Amok?

Amok oder Massenmord Mit einer irreführenden Terminologie entlastet sich die Öffentlichkeit von der bedrohlichen Seite der Erfurter Ereignisse. Nicht Ohnmacht führt zu Gewalt, sondern die männliche Angst vor Machtverlust
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Der Einbruch des Irrationalen und des Grauens bewegt die Gazetten, die Wissenschaft und die Politik. Ein "auffällig unauffälliger" junger Mann rastet aus und seine unerklärliche Tat benötigt einen Begriff. Das exotische Amok scheint das blutige, bis dahin in Deutschland unvorstellbare Geschehen beschreiben zu können.
Den Amoklauf definiert der Duden als einen "Anfall von Geistesgestörtheit", bei dem der Täter mit gezücktem Dolch oder einer anderen Waffe umherläuft und jeden, dem er begegnet, zu töten versucht. Doch die "blindwütige Mordsucht" und "plötzlich auftretende Raserei", die den Amok charakterisiert, ist beim Mordschützen Robert Steinhäuser nicht ersichtlich. Der Mörder von Erfurt hat das Massaker von langer