Maria Eichhorn legt Nazi-Umbauten im Deutschen Pavillon frei

59. Kunstbiennale Venedig 1938 wurde das Gebäude zum Manifest nationalsozialistischer Baukunst: Den Deutschen Pavillon bei der Biennale in Venedig zu bespielen ist angesichts dieses Erbes eine der größten Herausforderungen der zeitgenössischen Kunst
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 17/2022

Nur langsam erfassen die Augen die zarten Buchstaben auf den strahlend weißen Wänden im Deutschen Pavillon auf der 59. Biennale in Venedig: „Nahtstelle zwischen den Gebäudeteilen von 1909 und von 1938“. Von Hand weiß auf weiß mit einer Schablone aufgemalt, bleiben die architektonischen Erläuterungen von den meisten während der Preview-Tage ebenso unbemerkt wie ein ausliegendes Booklet zu Orten der Erinnerung und des Widerstands in der Stadt.

Umso deutlicher sind die Veränderungen, die die Künstlerin Maria Eichhorn im Gebäude veranlasst hat: An vielen Stellen sind die Putzschichten bis auf das rot-braune Ziegelwerk abgetragen. Die freigelegten Flächen lassen die Umrisse von zugemauerten Fenstern und Türen deutlich werden