Mythos bin ich, geh zur Ruh!

Materiallager Jürgen Trimborn hat nachgeforscht, warum Leni Riefenstahl nicht nur Blümchenfaschismus gemacht hat
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Die Nazis, das sind die Beischläfer. Auf solch einen Lehrsatz ließen sich die Geschichten verkürzen, mit denen die dienstälteste Filmemacherin Leni Riefenstahl immer wieder für Zerstreuung in der deutschen Nachkriegsgeschichte gesorgt hat. 1977 etwa erklärte die Regisseurin des abendfüllenden Propagandafilms Triumph des Willens dem Magazin Stern: "Wenn er mir gefallen hätte, der Hitler, ich wäre schon seine Freundin geworden, seine Geliebte. Er war aber nicht mein Typ! Ich hätte es ja gekonnt". Wann immer es nach 1945 für die widerspenstige Regisseurin brenzlig zu werden drohte, sollte sie ihre NS-Verquickungen dem Eros in die Schuhe schieben. Das "tausendjährige Reich" - in ihren 1987 veröffentlichten Memoiren liest es sich