Die Wirklichkeit ist oft satirischer als jede Satire. In Deutschland kann ein Blick in die Bild schon mal das Blättern in der Titanic ersetzen. Italien hat dafür Berlusconi. Und das „Freiheits-Komitee“, einen privaten Unterstützer-Kreis, der möchte, dass Berlusconi den Friedensnobelpreis bekommt.
Dafür bittet das Komitee auf einer Webseite um Spenden. Man kann „Nobelpreis für Silvio“-T-Shirts bestellen und ein satirisches Video anklicken, Beweis für die Pressefreiheit in Italien. Der Button „Warum Silvio Berlusconi?“ liefert einen Text, in dem ernstgemeinte Sätze stehen: „Da Italien Gefahr lief, in die Hände der Linken zu fallen, die eine Zukunft ohne Freiheit und voller Armut vorsahen, entschloss sich Silvio Berlusconi am 26. Januar 1994, seine Unternehmertätigkeit aufzugeben und sich ganz der Politik zu widmen.“ Sein Ziel: Der linken Kriegsmaschine etwas entgegenzusetzen, so der Text.
Nur lustig? Nein, auch gruselig. Man müsste ein paar Worte auswechseln, etwa aus Berlusconi Stalin machen, aus der linken Gefahr die rechte, und zack, hätte man ein Pamphlet aus Moskau vor sechzig Jahren. Auch ikonographisch orientieren sich die Berlusconi-Fans an überraschenden Vorbildern. In einem Musik-Video gibt es winkende Hände, jubelnde Mengen und viel Weichzeichner – Berlusconi als Retter im Erdbebengebiet. Ein Ministerpräsident, der immer da ist und uns die Hand reicht, schmettert dazu ein Sänger in einer Ballade. Wer ein Vorbild für die Homepage sucht, wird auch aktuell fündig: auf offiziellen Internet-Seiten Nordkoreas.
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