Rechte sind keine Männersache

"Das Eigene und das Fremde" Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Rechtsextremismus aus der Geschlechterperspektive

Im Rahmen der Konferenz "Grenzübertretungen - Umgang mit dem Anderen in Polen, Tschechien und Deutschland" wird im Schwerpunkt "Gender" in verschiedenen Workshops und einer Vorlesung das Konferenzthema unter der Fragestellung betrachtet, wie sich Rassismus, Nationalismus und Rechtsextremismus mit der Konstruktion von "Geschlecht" verschränken. Wie werden bestimmte Vorstellungen von "Männlichkeit" und "Weiblichkeit" produziert und wie sehen sie aus? Inwiefern prägen Geschlechterordnungen den Umgang mit dem Anderen? Ist Rechtsextremismus eine Männersache? Die analytische Fragestellung unter der Folie von Geschlecht ist nicht als Diskussionsort für Spezialistinnen und Spezialisten gedacht, sondern soll es ermöglichen, auf der Konferenz das Thema in seiner Komplexität und Vielseitigkeit zu erfassen.

Zum Beispiel wird die Professorin Bozena Choluj von der Universität Warschau in ihrer Mittagsvorlesung "Mutter Polin - über die Beständigkeit eines Mythos von der Romantik bis heute" darstellen, wie sich - vermittelt durch den polnischen Nationaldichter Adam Mickiewicz - im Zuge der polnischen Befreiungskämpfe des 19. Jahrhunderts ein Bild der polnischen Frau herausbildete, das ihren Wert durch das Gebären von Söhnen und durch ihre Bewahrung "der" polnischen Kultur bestimmt. Dieses Bild der "Matka Polka" ist nicht mit der staatlichen Unabhängigkeit Polens verschwunden - im Gegenteil, es wird immer wieder von konservativen und religiös fundamentalistischen Strömungen aktualisiert, um "die polnische Frau" an ihre Pflichten zu erinnern und heutzutage etwa gegen eine vermeintliche Bedrohung durch die westliche Kultur anzugehen.

Diese Geschlechterdiskurse finden parallel zu anderen gesellschaftlichen Transformationsprozessen statt, sie überlagern sie und verschränken sich mit ihnen. Darüber wird auch in dem Workshop "Das Eigene und das Fremde - Die politische Wende und der Umgang mit dem Fremden in Tschechien und Polen" diskutiert werden. Forscherinnen und Forscher werden von ihrem Biografieprojekt berichten, in dem sie untersuchen, wie sich im Zuge der Transformation die Eigen- und die Fremdwahrnehmung verändern.

In weiteren Workshops, wie denen zur Situation von Migrantinnen oder zu antirassistischer und antisexistischer Arbeit von unten, sollen vor allem Frauen zu Wort kommen, die in ihrer praktischen Arbeit einen konkreten Umgang mit Rassismus und Rechtsextremismus finden wollen. Mitarbeiterinnen von La Strada aus Prag und Warschau, einem Projekt gegen Frauenhandel, werden über die Situation polnischer und tschechischer Frauen berichten, die nach Deutschland verschleppt wurden. Auch wird die Lage von bulgarischen, ukrainischen und russischen Frauen in Polen und Tschechien dargestellt - speziell, mit welchen rassistischen und sexistischen Diskriminierungen sie konfrontiert werden. Im Zentrum steht die Frage, welche Ansätze von Selbstorganisierung von Migrantinnen in den drei Ländern entwickelt werden und wie die Zusammenarbeit von polnischen, tschechischen und deutschen Frauen aussieht.

Deshalb wäre es den Veranstalterinnen und Referentinnen auch sehr wichtig, dass viele Migrantinnen zu den Veranstaltungen kommen! Konferenzsprachen sind polnisch, tschechisch und deutsch, bei weiteren Sprachen müssten die Frauen Freundinnen oder Freunde mitbringen, die übersetzen können.

Ziel der Veranstaltungen des Schwerpunktes "Gender" ist es, sich einen besseren Überblick über die Situation in den drei Ländern zu den genannten Fragestellungen zu verschaffen sowie bestehende Projekte besser miteinander zu vernetzen und neue Ideen zu entwickeln, wie Rassismus und Rechtsextremismus besser begegnet werden kann.

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