Schatz ohne Fratzen

Werkschau Lotte Laserstein malte in den 20ern lässige, selbstbewusste Frauen, 1937 floh sie ins Exil. Es war das Ende einer steilen Karriere
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 42/2018

Sie geht nah ran, sie schaut ganz genau. Und malt präzise wie die alten Meister. Ein Kind im weißen Kleid, die Faltenwürfe, der blonde Bubikopf, die blauen Augen. Ein Doppelporträt, Ich und mein Modell betitelt, zeigt, wie sie an der Leinwand steht, den Pinsel in der Hand, der Blick geradeaus. Ihr Modell, die unzählig oft von ihr porträtierte Traute Rose, ist hinter ihr. Rose legt ihr die Hand sanft auf den Rücken, es ist ein intimer und ruhiger Moment. Die Tennisspielerin, 1929 gemalt, trägt einen weiten, gestreiften Rock, die Arme hat sie über dem Schläger verschränkt. Sie verfolgt das Spiel hinterm Zaun und erscheint als androgyner Tomboy, als Frau einer neuen Zeit. Staunend, überwältigt, berührt läuft man durchs