Selbstmordland

Indien Zwei Drittel der Bevölkerung leben als Bauern – in wachsender Not. Auch Abwanderung ist kaum noch möglich
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 01/2018

Wer in Indien etwas über die Not in der Provinz erfahren will, muss dazu nicht aufs Land fahren. Es genügt ein Abend am Marine Drive, Mumbais eleganter Uferpromenade, auf der man zwischen vergnügten Familien und spielenden Kindern Menschen wie Santosh treffen kann. Der junge Mann hat sich aus seinem Dorf im Staat Maharashtra auf den Weg gemacht, um in Mumbai sein Glück als Schuhputzer zu suchen. Doch auch nach sieben Monaten reichen seine Einnahmen für kaum mehr als zwei karge Mahlzeiten am Tag. Selbst ein eigener Schuhputzkasten, der 1.000 Rupien (13 Euro) kosten würde, bleibt ein Traum. Sein Schuhputzzeug und seine Habe trägt er in einer Plastiktüte, die Nächte verbringt er auf der Straße. „Wenn man kein Geld hat und keine Kontakte,