Srebrenica und Karthago

Sommer 1995 Deutschland kehrt als kriegsführende Macht auf die Bühne der Weltpolitik zurück
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Das Massaker in der ostbosnischen Stadt Srebrenica gilt als das Schlimmste in Europa nach 1945. Am 11. Juli 1995 war die muslimische Enklave von serbischen Einheiten überrannt worden, während sich die zum Schutz der Bevölkerung stationierten niederländischen UNPROFOR-Soldaten zurückzogen. Unmittelbar danach wurden Tausende von muslimischen Männern erschossen - von 7.000 Toten ist die Rede, die Zahl jedoch umstritten. Auf jeden Fall wurde Srebrenica zur Zäsur für die Rolle der NATO im Balkan-Krieg wie auch die deutsche Außenpolitik nach 1990.

Die Ärchaologen einer künftigen Zivilisation werden einmal im Schutt unserer Städte wühlen, in den Katakomben unter dem Kanzlerbunker, und sie werden über den Fragen brüten, die