Tauchgang ins Ich

Schonungslose Selbstanalyse Der russische Literaturwissenschaftler Jewsej Zeitlin spürt der Geschichte der litauischen Juden nach
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Der Blick aus der "Loge des Lebens" ist scharf und verletzend. "Vor dem Tod spricht J alles aus. Er schont niemanden, vor allem sich selbst nicht." Das hat etwas von Selbstkasteiung und tut ihm und seiner Umgebung weh. J will weder Mitleid noch Verzeihen. Wahr soll sein Ende sein. Das, glaubt er, sei das Einzige, was er für die lettischen Juden noch tun könne. Er ist einer von ihnen und ist es doch nicht. Er hat aufgehört, in der Sprache seiner Vorfahren zu schreiben. Manchmal hat er sich deshalb als ganz normaler litauischer Autor gefühlt.

Was bedeutet Sprache für Juden? Und welche Sprache ist seine Sprache? Die, die seine Eltern und Großeltern sprachen? Jiddisch? Wäre er ein jüdischer Autor, wenn er weiter Jiddisch geschrieben hätte? Für J