Treffpunkt Dorfplatz Lensian

Castor-Transport Der 13. Castortransport ist auf dem Weg ins Wendland. Knapp 30 Kilometer von Gorleben entfernt wohnen die Mitglieder der Anti-Castor-Gruppe „Ga-Le-Sch“. Eine Reportage

Es ist Samstagmorgen, acht Uhr. Der Castor wird gerade irgendwo in Hessen von Demonstranten per Sitzblockade gestoppt. Doch er schleicht sich unaufhaltsam weiter in Richtung Wendland. Der 13. Transport mit hochradioaktivem Müll - der letzte aus der Wiederaufbereitungsanlage in La Hague - wurde vor einigen Tagen auf den Weg geschickt. In den wendländischen Dörfern machen sich derweil die Protestgruppen bereit. Heute ist der Tag der Auftaktkundgebung in Dannenberg. Heute gibt es den offiziellen Startschuss für die alljährlichen Demos, Proteste, Sitzblockaden und Straßensperren.

Auch die Anti-Castor-Gruppe „Ga-Le-Sch“ ist dabei. Mitglieder sind Bewohner der Dörfer Ganse, Lensian und Schreyahn. Die drei Rundlingsdörfer liegen im südostlichen Bereich des Wendlands, knapp 30 Kilometer von Gorleben entfernt. Doch egal, wo man im Landkreis Lüchow-Dannenberg unterwegs ist, dem gelben X und den Atommülltonnen entkommt man nirgends – denn Gorleben ist überall. Die meisten „Ga-Le-Sch“-Mitglieder sind sowieso schon seit Jahren gegen Atomkraft, das potenzielle Endlager in Gorleben und die Castortransporte aktiv. Die Idee, in diesem Jahr das erste Mal als offizielle Anti-Castor-Gruppe aufzutreten, kam spontan: Anfang November bei einer Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative Umweltschutz (kurz: „BI“).

Der Schreyahner Jürgen Schütz war da, mit seiner Lebensgefährtin Sabine. Der Lensianer Oliver machte den Vorschlag, doch mal gemeinsam gegen den Castor auf die Straße zu gehen. Man würde sich an den Sitzblockaden schließlich sowieso immer treffen. Jürgen war begeistert und hat die Sache kurzerhand umgesetzt. Das erste Treffen im örtlichen Feuerwehrgerätehaus war zwar ein Schuss ins Blaue, doch es kamen mehr Dörfler als erwartet. Zu fünfzehnt konnte man schließlich am Abend Pläne für den Ernstfall – das erste Adventswochenende – schmieden.

Zwischen Kinderspielplatz und Bushäuschen

Um neun Uhr treffen sich die „Ga-Le-Sch“-Mitglieder auf dem Lensianer Dorfplatz. Es ist kalt und windig – nicht gerade das perfekte Demowetter. Dick eingepackt tauchen die ersten Gruppenmitglieder auf. Beim einen oder anderen sind die „Kriegswunden“ der vergangenen Nacht noch deutlich zu sehen: rote Augen, dunkle Ringe darunter und wacklige Beine. Denn heute mag zwar die fünfte wendländische Jahreszeit erst offiziell eröffnet werden, doch auf den Straßen sind die Castorgegner schon seit Tagen – und Nächten. Sobald der Zug rollt, wird auch der Widerstand mobilisiert. Bei der morgendlichen Zigarette zwischen Kinderspielplatz und Bushäuschen wird also erst mal Resümee gezogen. Die Polizei geht in diesem Jahr härter gegen Demonstranten vor, ist man sich einig. „Die werden Nichts zulassen, es gibt ein, zwei Warnungen und dann sofort Wasser“, sagt Jürgen. Aus Metzingen hat man wahrend der ganzen vergangene Nacht Nachrichten gehört, die diese Befürchtungen zu bestätigen scheinen. In dem Ort zwischen Lüneburg und Dannenberg liefern sich Demonstranten schon seit Tagen immer wieder kleinere Scharmützel mit der Polizei.Times New Roman";">

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