Vom Wort, das man nicht sagt

Wendezeit Schreiben über die DDR – über ambivalente Erfahrungen, Gefühle und Identifikationsfragen nach der Wende
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 45/2015
Vom Wort, das man nicht sagt

Bild: Archiv/der Freitag

Der Fernseher, in dem ich sah, wie die DDRler die ungarischen Grenzzäune umrannten, stand in einem süddeutschen Haus. Die Familie war um den Apparat versammelt. Auf uns kamen im Scheinwerferlicht unzählige lachende iunge Gesichter zu. Sie gefielen. Jemand sagte in die Runde: „Wie frisch und natürlich sie sind. Das ist eine belebende Spritze für uns hier...“ – Herzschmerz bei mir, warum soll ich es verschweigen. Ich gönne der Bundesrepublik die frische Blutzufuhr aus dem Osten nicht, schon immer nicht. Als wäre ich eine Fremde. In der Nicht-Identifikation liegt eine Schwäche, die ich am liebsten verberge. In der Runde um den Fernseher wurden die Köpfe geschüttelt, wurde geächzt bei der Vorstellung, welch schlimme Zust&