Wagners Walküren-Ritt in der Kasbah

Kabul im Winter (III) Amerikaner und Afghanen wissen, dass sie eigentlich nichts gemeinsam haben - am wenigsten den Phantomschmerz des 11. September 2001
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Ein altes afghanisches Sprichwort sagt: »Solange du etwas nicht mit eigenen Augen gesehen hast, glaub´ es nicht.« Ich habe Kabul mit eigenen Augen gesehen und mich nicht blenden lassen vom betörenden Licht des Orients mit seinen verblassten Farben, seiner trügerischen Idylle, seinen sanftmütigen Gesten und stolzen Armutszeugnissen. In Kabul, der einst blühenden Karawanserei auf der Seidenstraße, die ihren Namen vom persischen Wort Kabl herleitet, was soviel wie »Wassertropfen in einer Rose« heißt, sind nach 23 Jahren Krieg und vier Jahren extremer Trockenheit die »rosigen Zeiten« nur noch Legende. Von den fünf Neon-Buchstaben des Kabul Hotels leuchtet noch das U und verweist darauf, dass dieses Vier-Sterne-Domizil gegen&