Die Wucht der Nachricht aus Lampedusa ist nicht der Tod, sondern die Zahl. Erhöht um die verzweifelte Botschaft von Bürgermeisterin Giusi Nicolini, dass auf ihrer Insel „kein Platz mehr für die Toten und die Lebenden“ sei, steht noch vor dem Ende der Bergung und Zählung fest: Hier im Mittelmeer sind mit einem Mal so viele Menschen umgekommen, dass das Unfassliche auch nur zu bezeichnen schwer fällt.
„Tragödie“ ist dazu das meistverwendete Wort, als ob das alles unentrinnbar schicksalshaft sei. Nur, wer mag den Deus ex Machina geben, der aus der Kulisse die Auflösung bietet?
Für den Europarat ist das ureigene Verantwortung Italiens. Allerdings nicht, weil aus dessen Sicht die dortige Migrations- oder Asylpolitik inhuman wäre. Sondern, so die Presseaussendung vom 2. Oktober: „Italien auf die neue Welle gemischter Migration an seinen Küsten schlecht vorbereitet“ sei, „mit zu geringer Berücksichtigung eines notwendigen Systems der Empfangnahme und Behandlung von Migranten und Asylsuchenden, das ‘für den Zweck geeignet‘ ist.“ Fit for purpose, ein Merkposten.
Was dieser Zweck sein soll, daran lässt der Europarat kaum Zweifel: „Kein Forum-Shopping für Asyl“, was in der abgehobenen Fachsprache bedeutet, sich nicht das Land mit der günstigsten Rechtslage für einen Asylantrag aussuchen zu dürfen. Weil, meint die sich selbst so bezeichnende „parlamentarische Versammlung“, die, „die keines internationalen Schutzes bedürfen, zurückzuschicken“ seien. Punkt. Aber welches das Forum ist, das die Frage nach der Schutzbedürftigkeit beantwortet, bleibt ebenfalls Merkposten.
Der Europarat ist weder die EU und noch eines seiner Organe. In ihm glänzen vielmehr so willkommensfreudige Mitgliedsstaaten wie Russland, Georgien und die Ukraine. Und natürlich Deutschland, das Land das kurz nach der inneren Wiedervereinigung „das Boot ist voll“ als Latrinenparole nicht nur ausgerufen, sondern mit wahren Freudenfeuern von Mölln bis Solingen begrüßt hat.
In der Zwischenzeit sprachlich etwas abgerüstet, wird vor allem von jenen, die das Christlich-Soziale als ihre Heimat wähnen, staatstragend festgestellt, dass „Deutschland kein Einwanderungsland“ sei. Das Ergebnis war vor wenigen Monaten in deren Zentrum und dem deutscher Mondanität zu besichtigen, als in München sich eine Handvoll von Refugees zum Sterben hingelegt hatte. Sollen sie das doch bei sich zuhause tun, war eine der freundlicheren Bemerkungen der Passanten, während deren mittlerweile wiedergewählten Vertreter sich entrüstet gaben, sie ließen sich nicht erpressen.
Europa? Italien? Deutschland!
Ihnen könnte, nachdem der Tod an die südlichste Küste und damit vor die Füße Europas gespült worden ist, das Wort „Schande“ entgegen geschleudert werden, das José Mariano Bergoglio angesichts der Opfer in Lampedusa gewählt hat. Wäre nicht bekannt, dass die in Sachen Pietas und Caritas ohnehin schwerhörigen Anhänger des „C“ in Parteina(h)men nun auch das sprachliche Alibi haben; seitdem „wir sind Papst“ emeritiert worden ist, wer mag da noch die Botschaft eines Italienisch sprechenden Argentiniers verstehen, Papst hin oder her.
Wenig Trost verspricht somit auch die Bekundung der Europäischen Union, also der Kontext, in dem die tragende Rolle Deutschlands nicht erst seit gestern diskutiert wird. Wenn von der EU die Forderung aufgestellt ist, dass die Einwanderung auf mehr Schultern verteilt werden muss, wie es der jüngste Entwurf zur europäischen Vereinheitlichung des Asylverfahrens vorsieht, so besagt das nichts über die Behandlung an der Außengrenze. In den Kontakten zwischen der Präsidentschaft unter José Manuel Barroso und dem italienischen Exekutiv spielten in den vergangenen Tagen daher weniger der humanitäre Aspekt als die Aufrüstung und Finanzierung von Frontex eine Rolle.
Die Europäische Union will das Problem vielmehr geografisch verschieben, wenn sie wie am vergangenen Freitag betont, die Flüchtlinge bereits in Afrika stoppen lassen zu wollen. Sofort von dem noch amtierenden deutschen Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) sekundiert, der ein „härteres Vorgehen gegen Schlepper“ ankündigt. Da diese erfahrungsgemäß an den eigenen Ufern bleiben, kann dem Christsozialen nichts anderes vorschweben als die unmittelbare Intervention vor Ort. Nicht von ungefähr also auch, dass ranghohe Militärs wie der italienische Admiral Falco Accame mit der Äußerung aufwarten, dass sein Land weniger Träger und ihre Flugzeuge benötige als viel mehr Patrouillenschiffe.
Das Bild, das sich speziell in Deutschland gebildet hat, ist das einer Zuwanderung von Spezialisten per Business-Class, die nach Erledigung ihrer Kopfarbeit idealerweise mit einem open-End gebuchten Ticket wieder nach Mumbai oder Jakarta entschwinden. Der Rest sind die „Gemüseverkäufer und Kopftuchträger“, für die selbst die Sozialdemokratie, personifiziert von dem damals hohen Staatsangestellten Thilo Sarrazin nur Verachtung und biologistische, weil angeblich genetische Deutungsmuster der Unfähigkeit zur Integration übrig hat.
Dass aber die allseitige Migration vor allem mit Blick auf die demografische Entwicklung geradezu überlebensnotwendig für die hiesige Wirtschaft und ihre (Sozialversicherungs-)Systeme ist, haben Studien immer wieder belegt. 2010 stellte die Ökonomin Giuseppina Maria Chiara Talamo für Italien fest, dass entsprechend ihres Anteils an der Bevölkerung Zugewanderte, egal ob aus Nordafrika oder Osteuropa, 134 Milliarden Euro erwirtschaftet und damit zu 9,5% zum Bruttoinlandsprodukt beigetragen haben; kleinteilig in Handwerk und Dienstleistung, in Berufen in denen etwa Meister sonst keine Lehrlinge mehr finden. Im Gegenzug lasten sie nur zu 2,5% auf den sozialen Systemen einschließlich der Ausgaben im Gesundheitssektor.
Warum also eine Abschottung zu einer „Festung Europa“, obwohl selbst unter dem krudesten Gesichtspunkt des Utilitarismus „fit for purpose“ eine Willkommenskultur dringend erforderlich wäre? Warum die wirklich idiotische Auffassung, Leute kämen zu uns, nur um es sich Hängematten gütlich zu tun? Das setzte sinnwidrig voraus, dass sie schon in ihrer Heimat nichts zu tun gedachten statt wie für uns alle anzunehmen, dass sie keine Bedingungen mehr vorfinden, um ein Leben mit ehrlicher Hände Arbeit zu füllen. Wenigstens der Gedanke sollte streifen, dass die Verzweifelten vor Lampedusa es nicht nur sind, weil sie nun Angehörige oder Freunde verloren haben, sondern es die Verzweiflung war, die sie getrieben hat, eine Reise zu unternehmen mit der sie alles hinter sich gelassen haben. Und schließlich: Glaubt jemand allen Ernstes, er könne mit welchen Mitteln auch immer eine Flucht aufhalten oder nur umlenken? Nur Mauerbauer, und die sind, der 3. Oktober zeigt es, niemals von Dauer.
Die Verantwortung für die sich immer brutaler gebärdende Ablehnung gegenüber Menschen aus Ländern, die wir nach wie vor pejorativ als die „Dritte Welt“ bezeichnen, kann nicht den allenthalben sprießenden ethnozentrischen bis xenophoben Parteien alleine zugeschoben werden. Deren „wir wollen Herren in eigenen Haus bleiben“, formuliert von der österreichischen FPÖ über die „padanische“ Lega Nord bis zur Schweizerischen Volkspartei, drückt nur aus, was mit stiller Zustimmung Europas seit Jahren praktiziert wird. In Deutschland ist es die CSU, die die Aufgabe übernommen hat, dass rechts von ihr kein Raum mehr sein soll.
Wo über „Schutzbedürftigkeit“ entschieden wird
Bis auf seltene und wenig konkrete Anfragen der EU-Kommission zum Schicksal von Flüchtlingsbooten zwischen Malta und Sizilien, wie die Mitte 2009, ist die Handhabung durch italienische Behörden stets von einem europäischen Kartell des Schweigens gedeckt worden: Vorzüglich Einwanderer schon vor Erreichen der territorialen Gewässer abfangen, um sie dann in tunesische oder libysche Häfen zu eskortieren und sie dort ihrem Schicksal zu überlassen. Es ist die Umsetzung einer Politik, die hierzulande mit der faktischen Abschaffung des Asyl- als Menschenrecht begonnen hat.
Nur der Entblößung zu entgehen, dass das deutsche Recht und dessen Praxis mittlerweile tatsächlich die Abschiebung in unsichere Drittländer erlaubt, hat 2011 den damaligen Innenminister de Mazière veranlasst, einen zeitweiligen Stopp Richtung Griechenland zu verhängen: Die Regierung entging so um Haaresbreite den entsprechenden Feststellungen des Bundesverfassungsgerichts. Das Fanal, dass sogar das historisch mit Krieg, Elend und Vertreibung besonders involvierte Land die Frage der Schutzbedürftigkeit ab 1993 auf eine der Selektion geeigneter oder nicht so geeigneter Produktivkräfte reduziert hat, war allerdings beispielgebend und ist es bis heute geblieben.
Und damit für den zweiten Merkposten: Wo die Unterscheidung zu treffen ist, was Schutzbedürftigkeit erstens sei und zweitens, wer dazu gehören mag. Mitten auf dem Meer, an Bord eines Seelenverkäufers, wo die Menschen im schnellsten aller Verfahren ihre Gründe dazutun hätten, um nicht in den berüchtigten Camps in Libyen zu landen? Oder besser noch onshore jener „strategischen Gegenküste“, wie sie der Außenminister Joschka Fischer jener mit Friedensambitionen in den Deutschen Bundestag eingezogenen bunten Truppe einmal genannt hat. Nachdem sich im Laufe der Zeit die Unterscheidung zwischen polizeilicher und militärischer Intervention ohnehin erledigt hat, wohl nicht die letzte Option, die sich mancher Theoretiker der Politik und Praktiker der Macht offen halten wird. Jedenfalls und mindestens sehr weit weg vor den eigenen Schlagbäumen, die Teile deutscher Politik gerne wieder einführen würde.
Die Situation ist spiegelverkehrt zum Floß der Méduse von Théodore Géricault. Historisch verbürgt ist es das Sinnbild des Scheiterns, da die Unfähigkeit eines Kapitäns eines Kriegsschiffes bei der kolonialen Unterwerfung in Afrika die eigenen Leute zum Kannibalismus zwang. Nach Vollendung der Ingerenz sind es nun wieder Leidtragende, die sich der Ungewissheit bis hin zum Tod ausgeliefert gezwungen sehen. Das ist nicht nur Ähnlichkeit im Bild, sondern in der Verzweiflung. Nur nach dem Grund will, außer bekundeter Anteilnahme, keiner fragen. Das wäre höchst unbequem in der Mitte Europas. e2m
[Nachtrag, 13:45 Uhr: Ohne abgesprochen zu sein, hat Bloggerin Dame von Welt selbst zum Thema veröffentlicht. In https://www.freitag.de/autoren/dame-von-welt/falls-es-die-aufmerksamkeitsoekonomie-erlaubt ist anschaulich gemacht, wie die Außengrenze der EU "funktioniert".]
zuerst veröffentlicht bei "die Ausrufer"
Kommentare 30
Mit einer Partei, an deren rechter Seite kein Platz mehr sein soll, habe ich im Grunde kein Problem. Damit, dass solche Parteien je nach Örtlichkeit Ergebnisse über 40 bzw. 50 Prozent "holen", hingegen schon.
Danke Tla, habe hier nachgetragen und dort ergänzt. Gruß
Mal 'n sarkastisch-melancholisches Statement zu dem Thema:
https://www.youtube.com/embed/pSDTZ7RKh1I
ja, kaum wahrnehmbare Veränderung des Focus', stillschweigend, ohne Veränderung der Perspektive.
Und wir stolzen Westler geben weiter einen Scheißdreck auf Afrika. Von allen Krisenregionen der Welt ist Afrika der Ort dessen Genesung der größte Verantwortungsposten des Westens sein müsste. Es ist zum kotzen ...
Sie sind scheinbar Experte.
Machen Rußland oder China andere Politik in Afrika ?
Und die arabischen Staaten in Nordafrika ?
Na warum denn gleich so unwirsch? Um Ihre Fragen zu beantworten, ich sprach von Verantwortung. Und da sehe ich den westlichen Kolonialismus, die Versklavung etc. der letzten Jahrhunderte auf Seiten des "Westens" tatsächlich als mehr in die Pflicht rufend als bei Russland und China. Was die arabischen Staaten angeht, ist das zwiespältig, haben wir doch auch unseren fundamentalen Beitrag geleistet zur Form/Instabilität der arabischen Welt.
Merci vielmals, hab' alle Blogs zum Thema in die Infoleiste von meinem verlinkt. Vielen Dank für speziell Ihren Text, mit Gewinn gelesen, besonders das gespiegelte Bild von Medusenfloß und Kannibalismus.
Dank zurück. Ich fände es zielführend, wenn alle von Ihnen verlinkten Beiträge auch zumindest ein tag gemeinsam hätte, etwa Migration.
Lieber e2m,
vielen dank für den artikel, besonders für den Hinweis auf die Untersuchung Giuseppina Maria Chiara Talamo, welchen ökonomischen Zugewinn die Zuwanderung für Italien, also auch für Europa bedeutet.
Wie groß muss die Angst sein, wer hat sie geschürt, wer nährt sie noch.... damit die blinde Arroganz beharren kann?
Jede Gewalt erzeugt Gegengewalt, auch die Gewalt gegen hilflose Flüchtlinge.
Entschlossene Grüße
archie
Ich würde eher 'Festung Europa' als gemeinsamen tag vorschlagen, Migration scheint mir ein zu weites Feld.
Gerne und alle AutorInnen zum Thema gebeten, sich dem anzuschließen.
Nur nach dem Grund will, außer bekundeter Anteilnahme, keiner fragen.
lieber e2m,
alle oder sagen wir lieber, alle einigermaßen informierten kennen den grund nicht. alle sind durch die jahrtausende an herrschaft gewöhnt. und diese selbst ist herrlich etabliert - in europa und in afrika.
solange dieses system weiterbesteht, sind die opfer im in- und ausland für die herrschaft uninteressant. und so lange werden menschen aus hungerländern in die regionen des reichtums unterwegs sein. das ist fast eine physikalische gesetzmäßigkeit, könnte man zynisch sagen. so wie die luft vom hoch (= hoher leidensdruck) zum tief strömt.
grüße, hy
Lieber Helder,
es stimmt, dass es eine Jahrtausende alte Kultur der Herrschaft gibt, aber sie ist nicht lückenlos. Dario Fo und die (leider kürzlich verstorbene) Franca Rame haben den kleinen Text geschrieben, den ich übersetzen durfte und hier bei der Freitag online eingestellt habe:
https://www.freitag.de/autoren/ed2murrow/hungern-und-bestrafen-szenen-aus-dem-neuen-italien
Nicht alles ist Über/Unterbau, sondern es hakt auch schlicht dazwischen.
Grüße Dich auch, e2m
es stimmt, dass es eine Jahrtausende alte Kultur der Herrschaft gibt, aber sie ist nicht lückenlos.
danke für den link und deine übersetzung, lieber e2m. auch das stimmt, dass die herrschaft nie perfekt funktioniert, meist zum schaden der menschen, aber manchmal eben auch zur freude.
grüße, h.
Lieber Archi,
lustig das. Gerade beim Verweis auf den ökonomischen Nutzen der "Geflüchteten" für das "aufnehmende Land" bekomme ich Pickel. Mir sind solche Berechnungen ein Gräuel. Wird doch der Mensch, ob darbend oder nicht, auch so wieder dem ökonomischen Verwertungsinteresse unterworfen, zur Rechengröße degradiert, zum Produktivfaktor. Mir ist schon klar, dass man(n) meint, wir meinen, solches muss sein und würde dem besseren eher zum Durchbruch verhelfen können.
((Sidestep: Ganz ähnlich wird auch gerne bei Bildung und Ausgaben in Bildung, die dann auch Investitionen genannt werden, argumentiert.))
Dem ist auch schon die defensive Sicht enthalten. Deshalb:
- Auflösung der Grenzen
- Aufhebung der Staaten
- Wir sind alle ErdenbürgerInnen, Erdenmenschen.
Best, Oi
Unrealistisch, ich weiß. Für meinen Hinterkopf wichtig. Und bis wir eine Chance haben das umzusetzen, müssen wir wohl alle Argumente nehmen die wir finden, auch ökonomische. Oder?
Hat übrigens Frau Merkel schon was zu der neuerlichen Tragödie gesagt? Hab' gerade unter Lampedusa + Merkel gegoogelt und nichts gefunden, außer diesem hier, das schon etwas älter ist:
http://www.welt.de/politik/deutschland/article12549269/Bundesregierung-will-Fluechtlinge-in-Italien-lassen.html
Die Dame gedenkt wohl wieder, die Sache auszusitzen bzw. abzuwarten, bis sich ein Trend abzeichnet, auf den sie "an vorderster Front" aufspringen kann, vielleicht mit einem Vorschlag des Inhalts, dass man gemeinsam nach einer Lösung suchen müsse, am besten auf der langen Bank.
PS: Das Wort "gemeinsam" kann ich aus dem Munde Merkels nicht mehr hören, da sie es als Synonym dafür gebraucht, nichts zu tun. Denn sie weiß natürlich, wie unwillig auch alle anderen sind, wenn sie aus Gründen der Menschlichkeit Geld in die Hand nehmen sollen.
gestern gab rupert neudeck dem dlf ein interview
Hab's auch gehört. Schade, dass es nicht als Text verfügbar ist. Und eins ist auch klar: Mit den Hunderten von Millionen, welche die EU dafür ausgibt, dass FRONTEX die Flüchtlingsboote abdrängt und untergehen lässt, ließe sich jedenfalls eine menschenwürdige Zwischenlösung finanzieren.
Das Interview zum Nachhören:
http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2013/10/06/dlf_20131006_0737_b28d51e2.mp3
Das Interview zum Nachhören:
http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2013/10/06/dlf_20131006_0737_b28d51e2.mp3
Danke.
Lieber Balsamico,
Na, dann will ich Ihnen mal unter die Arme greifem, was Frau Merkel dazu zu sagen hat:
" Vor Lampedusa hat sich eine schreckliche Trägödie ereignet, die uns alle fassungslos macht. Ich spreche auch im Namen meiner deutschen Landsleute allen Angehörigen mein tief empfundenes Mitgefühl und Beileid aus. Wir sollten in der europäischen Union geeignete Maßnahmen ergreifen, dass sich ein solches Unglück nicht wiederholt. Hierfür ist ein gemeinsames Vorgehen unabdingbar. Wir sollten deshalb Italien in dieser schweren Stunde nicht allein lassen."
Vor Lampedusa hat sich eine schreckliche Trägödie ereignet, die uns alle fassungslos macht...
Sehr gut getroffen. Sie könnte natürlich auch die bewährte Fukushima Sprechblase reaktivieren. Vielleicht so:
"Das Unglück von Lampedusa ist ein Einschnitt für die Welt und auch für mich persönlich. Wir trauern mit den Menschen in Afrika. Die Abschottung Europas gegen die Einwanderung Not leidender Menschen ist, das hat Lampedusa gezeigt, unmenschlich. Wer das erkennt, muss eine neue Bewertung vornehmen. Ich habe eine neue Bewertung vorgenommen. Die Bundesregierung hat daher direkt nach der Katastrophe den Innenminister beauftragt, gemeinsam mit den Innenministern der europäischen Länder konkrete Arbeitsaufträge an die Europäische Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen der Mitgliedstaaten der Europäischen Union zur nachhaltigen Vermeidung derart schrecklicher Ereignisse zu formulieren und sie den europäischen Gremien zur zeitnahen Beschlussfassung vorzulegen."
Das sollte für's Erste reichen. In zwei Wochen, wenn die Opfer der Katastrophe beigesetzt sind und heiße Phase der Koalitionsverhandlungen ansteht, haben wir eh ganz andere Sorgen.
Ihnen könnte, nachdem der Tod an die südlichste Küste und damit vor die Füße Europas gespült worden ist, das Wort „Schande“ entgegen geschleudert werden, das José Mariano Bergoglio angesichts der Opfer in Lampedusa gewählt hat.
Ich kann dieses Wort nicht mehr hören. Weder in diesem, noch in einem anderen Kontext. Mir fällt kein Zusammenhang ein, in dem das Wort Schande Sinn macht. Über eine Schande wird i.d.R. nicht gern gesprochen, schon gar nicht von den Opfern. Das ist der Schande immanent. Häufig wird sie unter den Teppich gekehrt, auf dass Mensch sich schleunigst wieder anderen Themen widmet.
Und wenn man sich einige bis viele Kommentare unter den Artikeln im deutschsprachigen Netz anschaut, die sich mit den Opfern vor Lampedusa beschäftigen, dann stellt sich das Gefühl ein, dass diese mit einem Defizit an Mitgefühl und Verantwortungsgefühl ausgestatteten Menschen genau das wollen. Weitermachen, hier gibt es nichts zu sehen. Die sind ja selbst Schuld. Und Weihnachten ist ja auch nicht mehr so lang hin.
Mir ist übel.
Danke für den Blog und danke auch für den Link zum Neudeck Interview.
Gruß, RTF
"neudeck dlf interview", begrenzt auf die lezten sieben Tage, eingegeben in die Suchmaschine Ihrer Wahl: Was sollte für eine Rechercheuse das große Geheimnis sein?
no prob. In Zeitungen gibt es den Archivar, der je nach Fähigkeit alles findet, einschließlich der Meinung passend zum Autor des erst künftigen Artikels. Wir Blogger dürfen/müssen/sollen alles selbst. Auch zu Lampedusa.
Hallo lieber Oi,
ist natürlich richtig, dass dieser Hinweis nur als Gegenargument bei den leider alltäglich sichtbaren Abwehrreflexen taugen mag, aber nicht als Begründung für Einsicht und Änderung.
Wir blenden leider immer wieder aus, dass Menschen, Völker und Staaten respektvoll und verantwortlich miteinander umgehen müssen, damit Frieden und Überlebenschancen für alle bestehen.
inen guten Abend wünsche ich Dir noch
archie
Coccolone Ed, mein Lieber ..
.. "Even people who are a pain in the arse can stimulate new thinking" ..
.. ???
.. no, è brutto ..
AD ..;-)
http://www.youtube.com/watch?v=V-e_bIqGJ34&list=PL50E41B4FD8D2AD33
http://www.youtube.com/watch?v=HsyOTkknIs4
A ... manda .. ;-)))
diesen artikel von prantl find ich gut:
http://www.sueddeutsche.de/politik/fluechtlingspolitik-der-eu-kein-platz-im-boot-1.1788385
Und Friedrich, dieser CSU-Christ, konterkariert es:
http://www.n-tv.de/politik/Friedrich-will-von-Kritik-nichts-hoeren-article11504111.html
Und heute schwadroniert er, Deutschland habe 2012 78.000 Asylbeweber aufgenommen und Italien nur 15.000. Allerdings muss man sehen, dass die meisten Asylbewerbungen (ca. 84%) ohnehin abgelehnt werden und dass Deutschland wirtschaftlich stärker ist als Italien, also mehr Flüchtlinge aufnehmen kann, zumal Italien bei der Unterbringung der Ankömmlinge die Hauptlast trägt. Schweden und Frankreich z.B. nehmen, gemessen an der Wirtschaftskraft ihrer Länder, auch sehr viele Asylbewerber auf. Außerdem geht es momentan überhaupt nicht darum, welches Land wieviele Flüchtlinge aufnehmen kann, sondern darum, in Seenot geratene Menschen nicht gegen alles Seerecht einfach ertrinken zu lassen. Die Abschottungspolitik der EU und die von der Bundesregierung dazu eingenommene Haltung sind schlicht skandalös und ein massiver Verstoß gegen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, wovon der deutsche Django von einem Innenminister offensichtlich noch nie etwas gehört hat. Christen wollen das sein! Dass ich nicht lache. Die gehören samt und sonders wegen Beihilfe zur unterlassenen Hilfeleistung vor Gericht gestellt.
Zu den aktuellen Zahlen vgl. http://www.proasyl.de/de/themen/zahlen-und-fakten/asyl-in-europa/
hab gerade in den zdf-nachrichten kurz gehört "es bleibt alles beim alten
Die Kanzlerin bestimmt die Richtlinien der Politik. Letztlich ist sie verantwortlich. Das muss man sich merken, diese Pfarrerstochter. Aber es wird ihr nichts nützen. Die Menschen kommen trotzdem, wenn sie nicht vorher sterben. Merkel und Friedrich haben Blut an den Händen.