„Das Zwei-Grad-Ziel ist passé“

Klimawandel Ein Berater verrät im Interview, wie die Politik wissenschaftliche Erkenntnisse zur Erderwärmung umdeutet und warum wir vom Gipfel in Paris nicht zu viel erwarten sollten
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 44/2015
Wenn es 15 Jahre lang fünf vor zwölf ist, stimmt etwas mit der Zeitrechnung nicht – wie hier in Grönland
Wenn es 15 Jahre lang fünf vor zwölf ist, stimmt etwas mit der Zeitrechnung nicht – wie hier in Grönland

Foto: Joe Raedle/Getty Images

der Freitag: Herr Geden, Sie sagen, dass die Klimaforscher vor einem Dilemma stehen. Was meinen Sie damit?

Oliver Geden: Das Problem ist, dass die globalen Emissionen steigen, obwohl die Wissenschaft seit langem das Gegenteil fordert. Daher müsste ein Forscher eigentlich sagen: Die Klimapolitik hat bisher versagt. Er kann sich aber auch anpassen und immer pragmatischere Vorschläge machen. Dadurch entsteht aber ein Widerspruch. Viele prominente Wissenschaftler behaupten schon seit 15 Jahren: Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren, es ist fünf vor zwölf. Die Emissionen sind aber weiter gestiegen, und zwar drastisch. Allmählich wird es inkonsistent, zu sagen, dass wir es noch schaffen können, die globale Erwärmung auf zwei Grad zu begrenzen.

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