Ein Leben ohne Geld: Für viele ist das ein Traum, für Heidemarie Schwermer ist es Realität. Vor 19 Jahren fasste sie den Mut, hat ihre Wohnung aufgelöst, ihr Geld verschenkt. Nun lebt sie bei Freunden, lässt sich beschenken und zeigt, dass ein Leben jenseits des Kapitalismus möglich ist.
der Freitag: Frau Schwermer, Sie leben seit vielen Jahren komplett ohne Geld. Wie kommt man auf so eine verrückte Idee?
Heidemarie Schwermer: Ich bin nach Dortmund gezogen und dort ist mir eine solche Armut begegnet, dass ich unbedingt etwas dagegen tun wollte. Ich habe daher einen Tauschring gegründet und gemerkt, dass ich selbst immer weniger Geld brauchte. Als dann die Leute aus dem Verein auch noch anfingen, mir anzubieten, ihre Wohnung zu hüten, wenn sie in den Urlaub fahren, da hat es bei mir geschaltet: Jetzt kann ich endlich mal ausprobieren, ob ich auch ohne Geld leben kann! Zuerst wollte ich das nur ein Jahr testen. Inzwischen sind daraus fast 19 Jahre geworden.
Zur Person
Heidemarie Schwermer, 72, hat als Lehrerin und später als Psychotherapeutin gearbeitet. Dann verschenkte sie ihr Vermögen, seither lebt sie ohne Geld. Ihre Erfahrungen und Visionen beschreibt sie in dem Buch Das Sterntalerexperiment. Mein Leben ohne Geld (2001). Im Jahr 2010 erschien ein Dokumentarfilm über Heidemarie Schwermer: Living without money kann sich jeder im Internet ansehen – kostenlos. Schwermer lebt an verschiedenen Orten in Deutschland, Spanien und Italien
Sie hatten bereits vorher versucht, ohne Geld zu leben. Woran sind Sie gescheitert?
Ich hatte damals meine Wohnung aufgelöst und habe für drei Monate bei einer Freundin in einem Ferienhäuschen gewohnt, kostenfrei. Aber da war keine Heizung drin und dann kam der Winter und ich musste in mein altes Leben zurück. Damals ging es eben nicht.
Jetzt ist es anders?
Ich habe jetzt ein größeres Netzwerk. Es ist auch kein Tauschen mehr, sondern mehr ein Teilen.
Was heißt das?
Ich wohne immer bei verschiedenen Leuten. Vier Monate war ich zum Beispiel bei einer Freundin in Kassel, da war alles komplett abgedeckt. Ich habe mich ein bisschen geschämt, weil ich das Gefühl hatte, dass ich nur noch nehme. Aber sie hat gesagt: Das ist überhaupt nicht wahr! Sie wohnt nämlich alleine in einem großen Haus und hat sich über meine Gesellschaft gefreut. Ich habe auch immer gekocht, dazu kam sie gar nicht.
Also tauschen Sie nicht direkt Waren, sondern Sie sind für andere da und bekommen dafür alles geschenkt, was Sie brauchen.
Genau. Als ich gemerkt habe, dass meine Haare mal geschnitten werden müssten, habe ich eine Freundin gefragt: Sag mal, kannst du Haare schneiden? Ja, sagte sie, habe ich immer gemacht!
Wenn Sie gerne ein neues Handy hätten, dann kriegen Sie das geschenkt.
Da brauch ich mich nur reinzudenken und das gar keinem zu sagen. Dann kommt jemand. Das war bisher immer so.
Hatten Sie nie Bedenken, dass Sie die Gutmütigkeit anderer Leute ausnutzen?
Doch, am Anfang war das ganz schlimm. Ich habe immer überlegt: Was kann ich jetzt für die anderen tun? Doch nach fünf Jahren, da hatte ich eine Eingebung, dass ich einfach mal üben soll, zu nehmen. Das habe ich gemacht.
Diese Moralvorstellung, die in uns drin ist durch das jetzige Wirtschaftssystem, dass man immer einen Gegenwert gibt, die haben Sie dann ...
Die habe ich aufgelöst. Ich nehme gerne und manchmal überschütte ich auch irgendwen mit Geld. Ich habe inzwischen eine Rente und die verschenke ich.
An wen?
An Leute, die wirklich wenig haben. Von denen kenne ich eine ganze Menge. Die müssen mir dafür auch nichts geben.
Wenn das die Leute sind, bei denen Sie wohnen, dann ist das doch eine Art Miete.
Bei Leuten mit wenig Geld tue ich schon mal was in die Haushaltskasse. Aber meist ist es anders.
Als Sie angefangen haben, ohne Geld zu leben, was war da das größte Hindernis?
Die Angst. Ich bin sofort aus der Krankenkasse rausgegangen und habe meine Wohnung aufgelöst. Da wusste ich noch gar nicht, was kommen wird. Das fand ich schon etwas beunruhigend. Aber mein Vertrauen ist gewachsen.
Sie sind nicht krankenversichert?
Ich habe 30 Jahre lang keinen Arzt in Anspruch genommen, sondern immer an die Selbstheilungskräfte geglaubt. Vor zwei Jahren habe ich dann erfahren, dass ich Krebs habe! Ich wurde mehrmals operiert. Zum Glück bin ich seit dem Eintritt in die Rente wieder automatisch krankenversichert.
Sonst hätten Sie aber immer noch das Geld von der Auflösung Ihrer Wohnung gehabt.
Nein, das habe ich verschenkt. Zum Beispiel bin ich in die Stadt gegangen mit einen Eimer voller Fünf-Mark-Stücke. Tausend D-Mark hatte ich umgewandelt. In der Stadt habe ich mit dem Eimer geklappert und gerufen: Hier gibt’s Geld! Hier gibt’s Geld! Da sind die Leute gekommen, haben sich das Geld geholt und ein Flugblatt mitgenommen, auf dem stand, warum ich das mache.
Waren die Leute überrascht?
Manche haben gesagt, ich spinne. Manche waren ganz gerührt und wieder andere haben gesagt: Lass mich in Ruh, ich will keine Waschmaschine kaufen!
Wie haben Ihre Freunde reagiert, als Sie ihnen erzählt haben, dass Sie auf Geld verzichten?
Die fanden das komisch. Manche waren sehr bedrückt oder haben gedacht: Das schafft die doch nie!
Wie sind Sie mit dieser Skepsis umgegangen?
Ich habe gesagt: Ich probiere jetzt etwas aus. Mir kann dabei überhaupt nichts passieren. Denn ich kann jederzeit zurück und wieder als Psychotherapeutin arbeiten. Da gibt es doch überhaupt kein Risiko.
Ist der Verzicht auf Geld ein Lebensentwurf für Leute, die aus einer gesicherten Position kommen? Ein Privileg, das nicht für alle Menschen zu haben ist?
Nein, das ist für alle Menschen zu haben. Ich habe das Experiment für alle begonnen, nicht nur für mich, ohne aber von anderen zu verlangen, dass sie es mir gleichtun. Aber jetzt fände ich es toll, wenn das Geld abgeschafft würde und jeder seine Talente ausleben könnte. Aber im Moment fühlen sich viele wie im Hamsterrad und andere haben gar keine Arbeit.
Haben Sie eine Utopie, wie die Wirtschaft aussehen sollte?
Ja, dass jeder genau das lebt, was seins ist. Und jeder kann sich überlegen, was er für die Allgemeinheit tun mag. Die Menschen sind nicht faul. Jeder will gebraucht werden.
Ist das, was Sie machen, gelebter Kommunismus?
Viele Dinge aus dem Kommunismus habe ich schon: Ich will ohne Geld und ohne Konkurrenz leben. Aber der Kommunismus hat nicht funktioniert, weil die Menschen zu egoistisch waren. Da waren die Menschen nicht spirituell und haben auch nicht an sich gearbeitet.
Sie denken, man kann den Egoismus durch Spiritualität besiegen?
Ja. Wenn jeder weiß, dass jeder einen Platz hat hier auf der Erde, dann müssen wir auch nicht ständig mit dem Ellenbogen kämpfen.
Ihr Leben ohne Geld, ist das eher ein privates Hobby oder ein politisches Statement?
Ich habe schon einen politischen Anspruch. Ich bin viel in den Medien, obwohl es mir immer sehr schwer gefallen ist, besonders das Fernsehen und das Fotografieren, das konnte ich überhaupt nicht ausstehen. Ich habe das immer gemacht, weil ich die Idee in die Öffentlichkeit bringen wollte. Damit die Leute darüber nachdenken.
Wollen Sie missionieren?
Nein, ich will einfach nur sagen: Leute, wir können auch anders leben. Das System, das wir jetzt haben, muss nicht so sein.
Wo verorten Sie sich politisch?
Das weiß ich nicht. Unser Wirtschaftssystem ist nicht in Ordnung, aber ich kann nicht sagen, welches besser ist. Ich habe vier Punkte, an denen ich arbeite. Erstens sollte jeder gucken: Was will ich wirklich? Zweitens sollte jeder überlegen: Warum habe ich so viel Streit mit anderen? Drittens sollten wir politisch aktiv werden. Und viertens sollten wir spirituell sein.
Ganz konkret: Vor 20 Jahren haben Sie die Gib-und-Nimm-Zentrale in Dortmund mitgegründet.
Das war einer der ersten Tauschringe. Heute gibt es die in jeder größeren Stadt. Das freut mich natürlich.
Aber dadurch ändert sich doch nichts am Tauschprinzip von heute. Das Geld fällt weg, das macht es nur komplizierter.
Sie haben total recht. Deswegen sage ich immer zu den Tauschring-Leuten: Geht einen Schritt weiter und macht es ohne Abrechnung. Ich bin jetzt bei einer Freundin in Mainz, die hat hier einen Gib-und-Nimm-Laden gegründet, da kommen die Leute und bedienen sich. Die müssen nichts abrechnen, die müssen nichts bringen. Die dürfen einfach nur nehmen.
Dieses Modell mag in reichen Gesellschaften funktionieren, aber dort, wo die Menschen hungern, ist das doch unvorstellbar, oder?
Solidarität und Hilfsbereitschaft findet man auch bei Menschen, die in extremer Armut leben. Das sieht man überall auf der Welt.
Aber wenn es hier in Deutschland einen Umsonstladen gibt und die Leute aus aller Welt herkommen können, dann werden die doch alles nehmen.
Ja, wir haben heute schließlich noch arme und reiche Länder.
Ist eine Voraussetzung, damit das funktionieren kann, dass man die reichen Staaten abschottet?
Nein. Ich glaube, dass wir irgendwann so weit sind, dass wir alle freiwillig geben und nehmen. Wir brauchen ja viel, viel weniger, als wir heute haben.
Aber es gibt Leute, die wollen weiterhin im Luxus leben. Die kann man doch nicht davon abhalten, oder?
Nein. Aber man sollte herausfinden, ob das wirklich das glücklichere Leben ist. Vieles machen die Leute doch nur, weil sie Anerkennung wollen, weil die anderen sie bewundern sollen. Ich habe früher auch ein Auto gehabt, doch dann war ich froh, als ich den ganzen Ballast los war. Ich fühle mich sehr reich, obwohl ich nichts besitze.
Das mag ja sein. Aber es gibt andere, die sagen: Mir ist wichtig, dass ich alles bekomme. Ich möchte mich nicht beschränken. Und wenn sich diese Leute immer weiter bereichern wollen, dann passt das nicht zusammen mit Supermärkten, in denen alles kostenlos ist.
So denke ich nicht. Wenn jemand im Luxus baden möchte wie Dagobert Duck, dann muss er das eben tun. Aber vielleicht ist das eines Tages gar nichts mehr wert. Weil die gesellschaftlichen Werte andere werden.
Vielleicht ändern sich die Werte aber auch nicht bei allen Menschen. Möglicherweise kann man dann zwar viele Güter für das alltägliche Leben kostenlos bereitstellen. Aber solange auch nur ein Prozent weiter im Luxus baden will, klappt das doch nicht mit der Gesellschaft, die vollständig auf Geld verzichtet.
Das weiß ich nicht. Ich kann Ihnen nicht die neue Welt zeigen, wie sie sein wird. Ich glaube, das kommt auch nicht von oben, sondern die Menschen fangen unten an.
Eine Welt ohne Geld ist möglich, das wäre Ihr Slogan.
Ich glaube das auf jeden Fall. Weil das eine viel schönere Welt ist als die, die wir jetzt haben. Da geht es um unsere eigenen Werte und die Abenteuer. Ich habe ein viel abenteuerlicheres Leben als vorher, als alles genau abgesteckt war. Jetzt lasse ich mich überraschen vom Leben.
Das Gespräch führte Felix Werdermann
Kommentare 28
" Da brauch ich mich nur reinzudenken und das gar keinem zu
sagen . Da kommt jemand . Das war bisher immer so "
Reizend, Herr Werdemann, ganz bezaubernd !
Auf kosten anderer!
Süß!
Einfach putzig.
Es fehlt noch ein Dalmatiner, ein Obdachloser der in einer Bahnhofsmission Nachhilfe in Latein gibt, eine Gib-und Nimm2 Babyklappe, und ein Tauschladen-Projekt in einer Einkaufsmall in Botswana. Mir ist so kuschelig, jetzt.
Nö, nochmal genau lesen.
"Doch nach fünf Jahren, da hatte ich eine Eingebung, dass ich einfach mal üben soll, zu nehmen. Das habe ich gemacht."
Das wiederum wäre, wenn es allein stehen würde, egoistisch.
Auf jeden Fall ein Text für Frau Waldmann. Ich denke, so weit ist sie selbst noch nicht gekommen.
Nein, das ist für alle Menschen zu haben.
Glaube ich nicht - das ist Erfahrungssache. Frau Schwermer fand ihre Lage etwas beunruhigend, als sie die Leinen kappte. Wer bei dem Gedanken eine Angstattacke bekommt, sollte es (mindestens einstweilen) lassen. Und eine Krankenversicherung ist offenbar auch nicht zu verachten. ;-)
Ach, ich finde es traurig, dass einige wieder versuchen alles schlecht zu reden. Es ist einfach etwas hochmütig alles als Spiennerei zu bezeichnen. Man muss nicht allem zustimmen, aber die Idee ist auf jeden Fall interessant. Im Übrigen, darf man davon ausgehen, dass eine Psychotherapeutin nicht gerade dumm ist.
Heidemarie #Schwermer.! Hatte lange nichts von dieser außergewöhnlichen Zeitgenossin gehört. Bis ich heute auf das Interview mit ihr im der Freitag stieß. Ich bewundere diese Frau seit langem. In der Zeit, da sie hier in #Dortmund den Tauschring "Gib und Nimm" gründete, traf ich sie. Im Fernsehen wird sie immer etwas verkürzt als "Die Frau, die ohne Geld lebt" angekündigt. Denn hinter ihrem Tun steckt ja doch viel mehr. Hochachtung für den Weg, den sie seit nunmehr 20 Jahren beharrlich geht! Jahrelang sogar ohne Krankenversicherung! Heidemarie Schwermers Visionen in allen Ehren: Ich glaube nicht, dass ihr Lebensmodell in absehbarer Zeitt massentauglich wird. Aber ich finde es sehr wichtig und richtig, dass es solche und andere Lebensentwürfe abseits des Mainstreams gibt. Ich denke sie können auf die eine oder andere Art unsere Gesellschaft positiv befruchten. Und sie allmählich vielleicht sogar Schritt für Schritt verändern?
Haben Sie eine Utopie, wie die Wirtschaft aussehen sollte?
Ja, dass jeder genau das lebt, was seins ist. Und jeder kann sich überlegen, was er für die Allgemeinheit tun mag. Die Menschen sind nicht faul. Jeder will gebraucht werden.
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Ein Paradies wo für sie keine Verwendung gibt, ist ihre persönliche Hölle.
Jahrelang sogar ohne Krankenversicherung!
Kommt richtig gut bei einer Schenkelhalsfraktur, oder einem renitenten Nerv im Oberkiefer. Respekt! Wer zahlt dann für die Schöngeister?
Der Träge hasst Handelnde, auch wenn er davon Nutzen zieht.
Ich habe gesagt: Ich probiere jetzt etwas aus.
und an anderer stelle spricht die frau von einem experiment.
fazit: es gibt viel zu wenige, die ihr leben als experiment auffassen. wozu das aber führen kann, haben wir in diesem interview gelesen.
übrigens war gandhi ebenfalls jemand, der bewusst experimentierte mit und in seinem leben.
das geld abzuschaffen, wäre heutzutage gar nicht mal so ein großes problem. man könnte es durch chips ersetzen oder durch zahlen auf dem konto. unbar leben wahrscheinlich heute schon viele menschen im westen.
wichtiger aber wäre es, den zins wieder abzuschaffen, der zuviel überflüssiges geld nach sich zieht und anderen ärger...
Geschenkt. Und wodurch unterscheidet sie sich von den Sozialschmarotzern, die vom Erbe und von Zinserträgen wohlfeil leben? Ja ei, wo kommt's denn her, das liebe Geld, die Waren, die Infrastruktur? Ja, ich weiß, der Strom kommt aus der Steckdose und das Geld aus dem Automat. Und die Welt der Frau Schwermer anscheinend aus einem Backförmchen.
Man muss nicht allem zustimmen, aber die Idee ist auf jeden Fall interessant. Im Übrigen, darf man davon ausgehen, dass eine Psychotherapeutin nicht gerade dumm ist.
Welche Idee eigentlich? Die Hände in den Schoss zu legen? Das ist eine Idee? Und alle anderen zu animieren, das Gleiche zu tun? Und von wem bekommt man dann noch etwas, am Ende dieses Schneeballsystems für Durchblicker?
An dem Leben einer Frau, die so viele Ressentiments weckt, nur weil sie einfach Ihr Ding macht, muss schon etwas dran sein.
Neben Frau Schwermers Idealismus, manchen Fehlurteilen und der Aussage weder Agitatorin noch Missionarin ihrer Entscheidungen sein zu wollen, sind die meisten Kommentare nur noch trauriges Zeugnis reflexiver Abwehrhaltung.
Welche Aussagen und Handlungen von Frau Schwermer wohl als die größte Bedrohung empfunden wurde?
Es ist bemerkenswert wie zum Teil zu kurz gedacht wird - gewollt?
Sie hat gerlernt auch mal zu nehmen. Was ist daran verwerflich?
Es wird keiner Ihrer Gönner zu irgendwas gezwungen, im Gegenteil diese Leute geben gerne. Wieso sollte sie nicht gern nehmen? Und wer sagt uns, dass sie nichts gibt? Vielleicht sind angenehme Gespräche, ihre alleinige Gegenwart schon für manche Menschen Grund genug sie aufzunehmen und bei sich unentgeltlich wohnen und leben zu lassen. Darüber schon mal nachgedacht? Über immaterielle Werte die als großes Geschenk gelten können? Ausserdem sehe ich in dem Interview kein Wort darüber, dass sie vielleicht doch nicht mal das Haus putzt oder im Garten hilft. Also einfach mal "länger" denken.
Ansonsten ist die "Ideologie" von Fr. Schwermer mitnichten nur Spinnerei. Im Gegenteil. Würde Sie verwirklicht, würden sogar ihre "Gegner" profitieren. Aber wollen sie das? Ihre Überzeugungen in Frage stellen? Ihr "Hamsterrad" verlassen? Ihre vermeintliche "Sicherheit" im System? Fragen über Fragen...
Für mehr Verständnis: http://www.freeworldcharter.org/de
Wir sind alle Treuhänder mit Übertragungsurkunde, die wir unterschrieben haben aber dies jetzt verleugnen.
Wegen dessen werden wir im Gericht verurteilt werden und das Urteil wird bis auf den letzten zurückgehaltenen Korn ausfallen.
@ Unschaerfe
Ja, warum denn nicht? Dieser arbeitsgeilen Gesellschaft täte es mal ganz gut, etwas mehr die Hände in den Schoss zu legen. Die Produktion ist so groß, da bräuchte niemand Angst zu haben, dass am Ende nichts mehr produziert wird.
Mit dem Hamsterrad hat Frau Schwermer den Nagel auf den Kopf getroffen. Die meisten arbeiten doch nur, um sich einen vermeintlich notwendigen Lebensstandard zu leisten (Eigenheim, neue Klamotten/Schuhe, täglich Fleisch, großzügige Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke für die Kinder...). Sie weist darauf hin, dass man auch mit sehr viel weniger auskommen kann - und vor allem, wieviel Überfluss es in unserer Gesellschaft eigentlich gibt.
"Sozialschmarotzern, die vom Erbe und von Zinserträgen wohlfeil leben"
Na ja, ein Sozialschmarotzer lebt auf Kosten der Allgemeinheit und lässt andere für sich arbeiten. Wer geerbt hat, der hat einfach nur Glück gehabt ;-)
Frau Schwermer zeigt wie wir einfach in den Fluss des Lebens hineinspringen und schwimmen koennen, ohne Sorgen, und das das Leben dann fuer uns bringt, was wir brauchen.
Ich finde sogar, das es fuer die unsere Lebensperspektive als Mensch darauf ankommt, diese Wahrheit zu leben lernen.
Danke fuer dieses Interview.
Vielleicht würde es schon mal ausreichen, nicht konsumgeil zu sein?
Hihi, wahr gesprochen!
Witzig und mutig. Allerdings nur ungewöhnlich für die Industriegesellschaft. In Afrika z.B. leben große Bevölkerungsteile (noch) so.
Aber natürlich geht es ohne Geld nicht, spätestens bei der Krankenversicherung wird das klar. Es sei denn, man sieht schlimmere (teurere) Erkrankungen als Schicksal und integriert genug Ärzte in seinen Bekanntenkreis. Kein Modell für das ich mich spontan begeistern könnte.
B. Brecht: Kommunismus - er ist das Einfache, das schwer zu machen ist.
Die Kommentare zeigen es deutlich.
Danke Frau Schwermer.
Was ist denn reich. Das Mehr als andere zum Beispiel, oder sogar das "viel mehr als andere".
Ich hab auch nichts, aber reich brauche ich auch nicht zu sein, nur weil ich nichts habe. Nichteinmal mehr vom Nichts als wer anders. Es ist vielleicht arm, reich sein zu müssen, aber doch nicht reich, nicht arm sein zu müssen;)
greetings from the pit -abghoul
hm, ich könnte sie mal fragen, ob sie für mich kocht, ich sammle die Zutaten und das Holz für den Ofen - danach könnten wir uns sicher gut unterhalten, bei einem Verdauungsspaziergang.
Die Frau legt die Hände nicht in den Schoss, im Gegenteil, sie dürfte wesentlich aktiver und für die Gesellschaft fruchtbarer wirken, als die meisten anderen Pensionäre, die ihre Rente nicht verschenken, sondern verkonsumieren.
Würden das mehr Menschen anfangen zu tun, käme ein schöner Kreislauf zustande - und dahinter steckt eben die Idee, das jeder seinen Platz findet - am Ende ist Geld nicht mehr nötig.
Die spirituelle Ader gibts für jene, die sie mögen, on Top, ich bin voll zufrieden mit der Natur - das ist für mich Spiritualität pur, ganz ohne zusätzliche Sinnebenen.
Ich hoffe die Krebszellen sind noch eine Weile bescheiden und leben in diesem Körper relativ friedlich ihre kleinen Inseln - lassen die Hülle der Frau ansonsten noch ein oder zwei Dekaden, einen gütigen Geist durch die Welt tragen.
Meine Stiefmutter lebt auf 540 qm, alleine - allerdings mit bezahltem Hauspersonal - das scheckt den meisten hier warhscheinlich besser, sie schafft Arbeitsplätze (die geerbten Firmenanteile natürlich ebenso..... Arbeitsplätze, Arbeitsplätze.....
die Plätzchen der braven, braven, fleissigen, fleissigen, Artgenossen)