„Das würde das Land ins Chaos stürzen“

Interview Der in Minsk lehrende Politikwissenschaftler Florent Marciacq fürchtet nichts mehr, als dass Belarus zum geopolitischen Spielball wird
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„Sie wollen Neuwahlen und Selbstbestimmung, die EU spielt dabei keine Rolle“
„Sie wollen Neuwahlen und Selbstbestimmung, die EU spielt dabei keine Rolle“

Foto: Misha Friedman/Getty Images

Herr Marciacq, wie schätzen Sie die Lage in Belarus ein?

Florent Marciacq: So große Demonstrationen gab es nie zuvor. In den vergangenen Jahren ist die wirtschaftliche Lage immer prekärer geworden. Soziale Hilfen wurden gekürzt, das Pensionsalter erhöht. Die Corona-Pandemie, über die sich Alexander Lukaschenko lustig gemacht hat, war ein mächtiger Katalysator. Die Bevölkerung hat verstanden, dass sie der Administration nicht mehr vertrauen kann. Sie hat den sozialen Vertrag mit Lukaschenko aufgekündigt, der ihr bis heute einen gewissen Wohlstand und Stabilität auf Kosten der Demokratie anbot. Es wird eine riesige Herausforderung, was danach kommt. Wir wussten, es ist kein demokratisches Land ist, aber im Vergleich zu anderen Ländern in