Der Duft gerösteten Brots ist ein Versprechen, das einen morgens schnell den Weg in die Küche finden lässt. Ein Modell jenes Geräts, das diesen Duft hervorruft, steht in fast jedem Haushalt – entweder aus weißem Hartplastik „Made in China“, schick verchromt oder sich mit nostalgischem Orange als Erbstück der Siebziger verratend. Man legt zwei Stück Brot ein, möglichst spezielles Toastbrot, drückt den Griff herunter und wartet bis die Scheiben dank Maillard-Effekt (lebensmittelchemische Bräunungsreaktion) goldgelb geröstet herausspringen. Aber Freud’ und Leid liegen beim Toaster oft nah beeinander: Schnellen die Toastscheiben nicht automatisch hoch oder bleiben sie gar stecken, so wird aus dem viel versprechenden
den Duft schnell unangenehmer Rauch. Die Automatik also macht das Gerät aus, das unseren Alltag in so einfacher Weise bequem macht.Man möchte meinen, die Entwicklung eines so simplen Geräts wie des Toasters, sei einigermaßen geradlinig verlaufen. Keineswegs – betrachtet man die Modelle aus den Zwanzigern und Dreißigern, so staunt man über die technischen Raffinessen und Fehlkonstruktionen, die der Wunsch, eine Brotscheibe beidseitig gleichmäßig zu rösten, hervorbrachte. Technische Voraussetzungen für den Toaster waren Edisons Glühdrähte in der Glühbirne und Albert Marshs Erfindung freiliegender Heizdrähte aus Chrom und Nickel um 1900. George Schneider schließlich, Mitarbeiter von American Electric Heater Co. of Detroit, ließ 1906 das erste Patent für einen Toaster, einen so genannten heating conductor of suitable resistance wire anmelden.Drahtgestell mit SockelTatsächlich massentauglich wurde aber erst ein paar Jahre später das Modell D-12 von Frank Sailor, der das Gerät für General Electrics entwickelte. Das war ein abenteuerliches Drahtgestell auf weißem Porzellan-Sockel, an dem sich nicht nur Morgenmuffel die Finger verbrannten. General Electrics brauchte vier verschiedene Modelle innerhalb von vier Jahren, um dieses Problem mehr schlecht als recht zu beheben. In den folgenden Jahrzehnten tüftelten diverse Ingenieure eifrig an raffinierter Mechanik, um den Toast perfekt und vor allem automatisch rösten zu lassen.Knackpunkt für die Tüftler war die Wendetechnik, das Brotstück sollte ja auf beiden Seiten gleichmäßig geröstet werden. Die ersten Modelle von Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts waren zunächst häufig selbst gebastelt und hatten in Lampensockel gedrehte Fassungen, weil Strom in erster Linie für Licht, nicht für elektrische Haushaltsgeräte gedacht war. Außerdem waren Steckdosen zu dieser Zeit noch Mangelware.Brot geröstet wurde aber nicht erst seit der Elektrifizierung. Bereits die Ägypter, Griechen und Römer trockneten (lateinisch tostare) ihr Brot, um es länger haltbar zu machen. Es wurde hierzu auf Stöcken über das offene Feuer gehalten, auf glühende Steine gelegt oder an heiße Ofenwände geklebt. Die Römer trugen die Idee, Brot zu rösten, in die Welt und die Engländer brachten sie schließlich nach Amerika. Von dort fand das getrocknete Brot mithilfe eines elektrischen Geräts dann zurück nach Europa.Das war anfangs vielen nicht ganz geheuer. Das Brot schmecke elektrisch, war ein oft gehörtes Argument der Skeptiker. Wer sich dagegen modern geben wollte, stellte den Toaster nicht in die Küche, sondern auf den Wohnzimmertisch.Zuerst standen da Einstecktoaster mit manueller Wendung, später folgten Flachbett-, Wende-, Klapp-, Dreh-, Klemm-, Karussell- oder Kipptoaster. Sie sahen mehrheitlich aus wie Folterinstrumente, auch wenn sie teils aufwändig verziert waren. Der Toast-o-lator etwa, der 1936 bis 1952 auf amerikanischen Frühstückstischen stand, warf die Toasts, nach dem sie an einem integriertem Fließband durch das Gerät gezogen worden waren, von selber auf die Teller. Es gab sogar Modelle, die gleichzeitig Eier-, Kaffeekocher und Toaster in einem sein wollten oder Spieße für Marshmallows mitlieferten. Durchgesetzt hat sich schließlich der schlichte Pop-up-Toaster, der 1919 patentiert und ab 1926 industriell hergestellt wurde.Weizenmehl Type 550TGetoastet wird übrigens Weizenmehl Type 550T, aus diesem ist das Toastbrot in der Regel gebacken. Dieses vorgeschnittene Kastenbrot, wie wir es heute kennen, wurde in den fünfziger Jahren hierzulande eingeführt und in einer amerikanisch-deutschen Allianz von US-Weizenproduzenten und deutschen Toastgeräteherstellern als „gehobene und praktische Brotmahlzeit“ beworben. Obwohl man in Deutschland Toastbrot damals noch nicht kannte, mussten sich die Bäcker um ihr Kerngeschäft – das frische Brot in all seinen Varianten – nicht fürchten. Bis heute hat sich der Toast nur geringfügig durchgesetzt.Weizenbrot war sowieso in vielen Gegenden lange ein Luxus. Denn Deutschland lasse sich in Roggen- und Weizen-Gegenden aufteilen, sagt Annette Hillringhaus vom Museum für Brotkultur in Ulm. Noch für unsere Großeltern war je nach Heimat Pumpernickel oder Weißbrot ein „rechtes Brot“, alles andere schmeckte ihnen nicht recht.Da Deutschland bereits viele unterschiedliche Brotsorten hatte, war das Toastbrot in den Fünfzigern aber einfach nur eine Wahlmöglichkeit mehr, purer Luxus. 1963 führte die „Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Toastbrotverzehrs“ dann den bis heute bekannten Golden Toast ein. Davor wurde hierzulande Graubrot getoastet, in den opulenten sechziger und siebziger Jahren Weißbrot – erst die Achtziger brachten den Vollkorntoast. Und den Durchbruch für ein bis dahin völlig unterschätztes Gericht: den Toast Hawaii.