Ein erfrischendes Vergnügen

Kampagnenkritik Die Schweizer bewerben in Deutschland ihr Nationalgetränk Rivella mit fragwürdiger Besetzung

„Grüezi mitenand“, so grüßt seit 2008 in München und Stuttgart und seit kurzem auch in Berlin ein ergrauter Mann von Plakaten sowie in Radio- und TV-Spots. Der Mann, der den Schweizer Akzent so genussvoll auskostet, um das Schweizer Erfrischungsgetränk Rivella zu exportieren, heißt Emil Steinberger und war in den siebziger und achtziger Jahren als Kabarettist bekannt. Obwohl sich seiner kaum mehr einer erinnert, haben es ihm die Schweizer zu verdanken, dass mancher Deutsche bis heute meint, das Emil-Hochdeutsch sei das echte Schweizerdeutsch.

Emil zu Gast bei Freunden

Jetzt fungiert der 77-Jährige als Botschafter für Rivella, und die Werbekampagne der Zürcher Agentur von Jung von Matt hat er mit besonders glatten Sprüchen gleich mitkonzipiert. Mit Statements wie „Wir Schweizer sind nicht langsam. Wir genießen nur länger“ und einer ungehörigen Portion Swissness will „Emil zu Gast bei Freunden“ Rivella auch in Deutschland bekannt machen.

Die Webseite dazu ist ein besonderes Vergnügen und bietet interessante Rhetorik-Lektionen für PR und Guerilla-Marketing. Da wird nicht hinter dem Berg gehalten, wie kultig das Getränk ist – inklusive „witzigem“ Einbürgerungstest für den angeblich kürzlich annektierten 27. Kanton.

Tatsächlich ist das kohlesäurehaltige Tafelgetränk den Schweizern, was den Amerikanern Coca-Cola ist: Ein kulinarisches Erbe – auch wenn die gelbflüssige Brause ungleich gesünder denn die braune ist. Das in den Fünfzigern erfundene Nationalgetränk besteht größtenteils aus Milchserum und ist bei allen, nicht nur bei Sportlern und stillenden Müttern, sehr beliebt.

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