Auf der Höhe der Zeit

Eventkritik Sahra Wagenknecht hat in einer Friedhofskapelle in Berlin ihr neues Buch vorgestellt. Die Vorzeige-Marxistin gab sich pragmatisch, von der Revolution träumten die Zuhörer
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Wie klingt eigentlich die Krise? An diesem Sonntagabend hört sie sich an wie Fahrstuhlmusik, Gedudel mit abfallender Tonfolge. Ein Beamer projiziert Aktienkurven von Lehman Brothers, General Motors und der Bank of America auf eine Leinwand, ein junger Mann mit verstrubbeltem Haar beugt sich über seinen Laptop. „Eigentlich bin ich Komponist, aber ich wollte mich einmal zur aktuellen Lage äußern“, sagt er. Mit einer Software hat er die Kursentwicklungen in Tonfolgen übersetzt. Die Melodien enden meist mit sehr tiefen Tönen. Die Kurse sind bekanntlich im Keller.

Die fünfminütige Performance ist aber nur so etwas wie der Auftritt der Vorband bei einem Rockkonzert. Knapp 100 Menschen sind in eine ehemalige Friedhofskapelle im Berliner Stadtteil