Captain Future

Verwöhnte Westgören (3) Thorben hat seinen Job verloren. Eine Katastrophe! Es war doch schwer genug gewesen, ihn zu bekommen. Über ein Jahr lang hatte er eine Arbeit ...

Thorben hat seinen Job verloren. Eine Katastrophe! Es war doch schwer genug gewesen, ihn zu bekommen. Über ein Jahr lang hatte er eine Arbeit gesucht, nachdem er sein Soziologie-Studium beendet hatte. Anfangs hatte er sich auf Führungspositionen beworben und eine Absage nach der anderen bekommen. Das lag bestimmt nur daran, dass er nicht mit einer Eins, sondern nur mit einer Zwei abgeschlossen hatte. Ihm wurde klar, dass er weiter unten anfangen musste. Seinem Ego tat das nicht gerade gut, aber...naja.

Er hat dann irgendwo am anderen Ende der Republik einen unterbezahlten Job in der Marketingabteilung eines Automobilkonzerns angenommen. Nach ein paar Monaten gefiel es ihm dort auch ganz gut und er konnte sich vorstellen, sich hier hochzuarbeiten, ein Häuschen zu bauen und mit seiner Freundin ein paar Kinder zu bekommen. Wow, das war schon irgendwie ein toller Gedanke: Thorben als Familienvater und Ernährer. Die RiesterRente war unter Dach und Fach und eine kleine Lebensversicherung hatte er ebenfalls abgeschlossen.

Doch dann rief ihn seine Enddreißiger-Chefin in ihr Büro und eröffnete ihm, dass er zum nächsten Ersten wieder machen könne, was er wolle. Eine strukturbedingte Kündigung. Es täte ihr leid, aber er sei eben noch nicht so lange dabei wie die anderen. Thorben fiel aus allen Wolken. Der Firma ging es doch gut. Zwar hatte er nahezu den gesamten Etat seiner Abteilung wegen eines Werbefilms für das neueste Limosinenmodell in den Sand gesetzt, aber dafür hatte er seine Quittung schon bekommen. Damals sagte ihm seine Chefin direkt ins Gesicht, dass er verantwortungslos sei, behandelt werden wolle, wie ein Erwachsener, aber nun einmal der Handy-Generation angehöre. Damit konnte die Kündigung also nichts zu tun haben. Woher sollte er denn wissen, dass die von ihm beauftragte Filmfirma kurz vor dem Konkurs stand? Der Chef der Pleitefirma hätte ihm das wirklich sagen müssen.

Thorben wird jetzt erst einmal zu seiner Freundin ziehen. Als Einzugsgeschenk bringt er ihr eine Krümelmonster-Lichterkette mit. Und die Vorstellungen vom Eigenheim, der kleinen Familie und ihm als Versorger waren sowieso viel zu altmodisch. Eigentlich kann seine Freundin doch genauso gut Geld verdienen wie er, vielleicht sogar besser. Und er kümmert sich um den Haushalt und die Kinder! Das ist doch nun wirklich modern und entspricht auch mehr seiner Persönlichkeit. Seine Freunde meinen das auch. Ab und zu kommt sicher auch Mama vorbei, um die Fenster zu putzen, die Küchenschränke auszuwaschen und überhaupt mal nach dem Rechten zu sehen. Allzu viel Arbeit kann das also nicht werden.

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