Stammesdiktaturen

HELLSICHTIGER ANALYTIKER DER DRITTEN WELT Eine neue Biographie entzerrt das Bild Frantz Fanons
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Es gibt offenbar durch reine Willensanstrengung kaum zu verkürzende Fristen, die verstreichen müssen, ehe ein Land reif geworden ist, mit seinem kollektiven Selbstbild schwer vereinbare Episoden seiner jüngeren Geschichte als Daten der nationalen Geschichte anzuerkennen. In Frankreich beispielsweise haben etwa vierzig Jahre vergehen müssen, ehe der von 1954 bis 1962 geführte Algerienkrieg ohne die übliche Beschönigung in Augenschein genommen werden konnte. Nach Erscheinen einer Reihe dem Krieg kritisch gewidmeter Bücher räumten Ende 2000 pensionierte Armeegeneräle auf einmal ein, dass bei der Bekämpfung des algerischen Aufstands in der Tat gefoltert, gemordet und zur Abschreckung auch wahllos massakriert wurde, und zwar auf allerhö