Es liegt an mir

Ein ganz ungutes Machtgefühl Vom staatlich verordneten Töten, den psychischen Spätfolgen und der Faszination der Gewalt
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Jochen F. war neunzehn Jahre alt, als er im Juni 1941 nach Russland einmarschierte. Am Straßenrand brannten die Häuser der Bauern, die nicht verstehen konnten, warum sie für die Deutschen, mit denen es doch einen Freundschaftspakt gegeben hatte, plötzlich Feinde waren. Ein junger Russe griff zum Gewehr. Er wurde festgenommen und einem Erschießungskommando übergeben.

Jochen F. gehörte zu diesem Kommando. Ich will auf den nicht schießen, dachte er, was hat er mir getan? Die Kameraden spotteten über den zögernden Soldaten, und so drückte der Deutsche ab. Mehr als 60 Jahre ist das her, vor mir sitzt ein alter Mann, der von seinen Kriegserlebnissen erzählt. Zum ersten Mal, betont er, weder seine Frau noch seine Söhne wissen von die