Der Anti-Piracy-Chip

Werbekritik Der türkische Elektrogerätehersteller Vestel hat so sein ganz eigenes Bild von somalischen Piraten: Keine Ahnung von Bordtechnik, karottenaffin und von Robotern besiegbar

So sehen also somalische Piraten aus, die am Horn von Afrika ausländische Frachter kapern: wie Gangsta-Rapper, die ihre Goldketten gegen Patronengürtel eingetauscht haben. Nicht wie verbiesterte Kriminelle, denen das Leben übel mitgespielt hat, wie Fischer in leergefischten Fanggründen oder ehemalige Milizen irgendwelcher Warlords im somalischen Bürgerkrieg. Nein, die Piraten, die uns der Werbespot des türkischen Elektrogeräteherstellers Vestel vorführt, sind mit Spaß bei der Sache.

Wenn sie während ihres Überfalls die Kombüse stürmen, probieren sie erstmal vom Süppchen und beißen herzhaft in eine Karotte. Der dem US-Actionkino nachempfundene Spot ­bemüht sich gar nicht erst, seine stupende Schwarzweißmalerei zu verschleiern. Sie ist Programm. Hier die schwarzen Häscher, die wie übermütige Gorillas übers Schiff turnen und von der Bordtechnik keine Ahnung haben. Dort die überlegene weiße Besatzung, die von Kampfrobotern gerettet wird.

Diese Helden allerdings, die unter ihrer Hartgummi-Verschalung offenbar einen Anti-Piracy-Chip tragen, sind im Spot dermaßen staksig und ruckelig animiert, dass sie nur schwerlich als Kronzeugen der High-Tech-Produkte des Herstellers Vestel herhalten können. Doch genau das sollen sie wohl, denn am Ende des Trailers heißt es: „Technologie ist dein Freund”. Vielleicht sollte man also den Piraten einfach ein paar Flachbildfernseher und vernünftige Kühlschränke an die Küste stellen, dann klappt’s auch mit den Nachbarn auf hoher See.

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