Gang durch die Unterwelt

DAS LEBEN AUF EINEM SCHMUTZIGEN TELLER Die Erinnerungen der italienischen Journalistin Liana Millu an Auschwitz und das schmerzhafte Überleben zeigen den Holocaust aus weiblicher Perspektive
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Angesichts der Zweifel, die im letzten Jahr an der Echtheit der KZ-Erinnerungen des Schweizer Schriftstellers Binjamin Wilkomirski laut wurden, sind erneut die ästhetischen und moralischen Besonderheiten von Holocaust-Literatur betont worden. Daß Wilkomirski in seinen 1995 erschienenen Bruchstücken eine Kindheit im KZ von Majdanek und Auschwitz beschreibt, die möglicherweise nur das Produkt seiner Phantasie ist, hat unter den Lesern und Kritikern seines vielfach preisgekrönten Werkes Verunsicherung und Empörung ausgelöst. Wieviel Fiktion »verträgt« die Holocaustliteratur? Darf der Holocaust von Betroffenen und Nichtbetroffenen mit dem gleichen autobiographischem Gestus beschrieben werden? Solche und andere Fragen beschäftigen die irrit