Buttersemmel

ALLTAG Sie wissen, dass Ihr Bett spätestens nach zwei Tagen ununterbrochenen Liegens klebt, ekelhaft klebt, oder wenigstens ekelhaft zu kleben beginnt. Sie ...

Sie wissen, dass Ihr Bett spätestens nach zwei Tagen ununterbrochenen Liegens klebt, ekelhaft klebt, oder wenigstens ekelhaft zu kleben beginnt. Sie wissen endlich, was die anderen (es sind immer die anderen) unter Krankheit verstehen: Schädelkratzen von innen, Schweißeinbrüche in sämtliche Lebens- respektive Körperbereiche, Salman-Rushdie-Blick, Filzfrisur, Schütteldauerfrost et cetera. Sie wissen, was Ihr Arzt dazu meint (»Wird schon werden, Herr ... wie war gleich Ihr Name?«), Sie wissen, dass Schmerztabletten einen Scheiß helfen und dass Kräutertees auch keine Bastion gegen die Übel der modernen Zivilisation sind. Und Sie wissen, dass Äpfel, Karotten, Mangos, Orangen, was weiß ich, also all die beliebten Vitaminträger nicht die Bohne satt machen.

Langsam keimt in Ihnen der verzweifelte Wunsch nach einer einfachen Buttersemmel auf. Eine einfache Semmel. Und wenn Sie nun nicht gerade Berliner sind, wissen Sie erstens haargenau, was das ist, und zweitens, wo Sie sich die beschaffen können. Mit oder ohne Körner oben drauf - egal. Nur frisch sollte sie sein, den betörenden Duft des Gebackenen verströmen. Und da Sie die letzten sieben Nächte eh nicht geschlafen haben, fällt Ihnen das Frühaufstehen mehr als leicht.

Bei der Wahl der Butter kann auch kaum was falsch gemacht werden, und weil Sie sonst keine essen, kann's ruhig eine kostspieligere Sorte sein, zum Beispiel Irische. Sie schneiden also die frische Semmel quer durch, dann drauf mit der Butter, aber nicht dicker als drei Millimeter! Frisch servieren, sofort beherzt abbeißen, kauen, Quatsch! verschlingen, mampfen, mampfen ... Vier- bis fünfmal wiederholen, und was soll ich sagen: Die letzten Kränklichkeitssymptome sind wie weggeblasen. Den Vitaminscheiß ab in den Servuseimer, einen Stoßseufzer gen Himmel. Und heute abend wird richtig einer über den Rettich gezogen.

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