Das BerlinBeta-Medienfestival, das am vergangenen Wochenende nun schon zum dritten Mal stattfand, ist zunächst ein schwer zu fassendes Ereignis. Der Beiname Beta, der in der Sprache der Programmierer auf eine noch nicht ausgereifte Version verweist, deutet den vorläufigen Charakter an. Auch wenn sich im Vergleich zu den vergangenen Jahren durchaus von einer Etablierung der Veranstaltung sprechen lässt, so ist die Entwicklung ähnlich wie die Fusionen im Medienbereich noch lange nicht abgeschlossen.
Vollmundig verkünden die Veranstalter Mark Wohlrabe und Stephan Balzer das interdisziplinäre Zusammentreffen von Medienvertretern, Wirtschaftsfachleuten und Kulturschaffenden mit dem Ziel des Erfahrungs- und Ideenaustausches. Die vier Säulen Konferenz, Ausstellun
Ausstellung, Filmfest und Clubevents sollen der zunehmenden Veränderung in der Kommunikations- und Entertainmentbranche Rechnung tragen. Ein Blick in die aufwendig gestaltete Programmzeitschrift offenbart jedoch die Probleme: der Versuch, die multimedialen Veränderungen abzubilden und die Offenheit, über die Grenzen hinaus für Anknüpfungspunkte zu sorgen, führt einerseits zu einem Konturverlust und andererseits zu einer Orientierungslosigkeit, deren Behebung ursprünglich eines der Ziele der Veranstaltung sein sollte.So wurde auf der Konferenz im Haus der Kulturen der Welt über so verschiedene Themen diskutiert wie Chancen und Risiken des globalen Marktes, die Idee des Stadtraums unter dem Einfluss neuer Technologien, den »digitalen Kapitalismus« und die Möglichkeiten für junge Existenzgründer, am elegantesten Investitionskapital abzugreifen. Als der kleinste gemeinsame Nenner musste einmal mehr das Schlagwort Digitale Revolution herhalten, mit dem die Referenten allerdings recht unterschiedliche Vorstellungen und Erwartungen verknüpften. Dass einige Vorträge lediglich als Präsentationsforum und Werbefläche für junge Unternehmen herhalten mussten, war weniger erfreulich.Insgesamt wurde man den Eindruck nicht los, dass selbst auf einem Medienfestival, bei dem die Existenzgründung junger Unternehmen stets ein Hauptanliegen gewesen ist, die anfängliche Interneteuphorie von einer tief sitzenden Skepsis abgelöst wurde: Nicht ohne Grund beschäftige sich ein Panel vornehmlich mit der Frage, ob es nach dem Scheitern eine zweite Chance gäbe.Anders hingegen präsentierte sich das Filmfestival: Ursprünglich hatte es sich zur Aufgabe gemacht, jungen Filmproduktionen, die bisher noch keinen Verleih gefunden hatten, ein Forum zu bieten. Neben den Hauptsektionen Independent Images und Xyouth 2000 gab es kleine Werk- und Länderreihen aus Asien bzw. Dänemark und ein Sektion mit Filmen aus dem Musikbusiness. Dass das Angebot von fast 60 Filme während des einwöchigen Festivals eigentlich zu reichhaltig ist, stört den Festivalleiter Andreas Döhler nicht: »Da können wir einfach nur eine gewisse Gelassenheit empfehlen; Verpassen gehört zum Leben und sollte trotzdem den Spaß nicht verderben.«Erwähnenswert waren darunter vor allem zwei Filme: Zum einen Paul is Dead von Hendrik Handloegten, der mit Sicherheit sein Publikum finden würde, jedoch aus problematischen Rechtegründen nur auf Festivals gezeigt werden darf. Es geht um einen zehnjährigen Jungen, der 1980 als fanatischer Beatles-Fan einem großen Komplott auf die Spur zu kommen glaubt: Paul McCartney sei ermordet und durch einen Doppelgänger ersetzt worden. Der Film nimmt den Zuschauer mit auf die Reise in die Vergangenheit und überzeugt durch seine Darstellung der Vorstellungswelt des kleinen Jungen.Sehenswert war auch der neue Film Julien Donkey-Boy von Harmony Korine, der schon mit seinem Erstlingswerk Gummo für Aufsehen sorgte. Seine Beschreibung einer amerikanischen Unterschichtfamilie mit Werner Herzog als brutalem Vater war allerdings nichts für Zuschauer, die eine einfühlsame Annäherung erwarteten.Neben der professionell organisierten Konferenz erschien das Filmfest bisweilen etwas chaotisch, doch fanden sich gerade hier die geeigneten Beispiele für die vielfach beschworene Digitalisierung der Medien. In den eigens eingerichteten Sektionen Future Park und Digitalfilm sollte ein erster Eindruck davon vermittelt werden, inwieweit Digitalisierung in die Filmproduktion Einzug gehalten hat und welchen Einfluss sie insgesamt auf die filmischen Ausdrucksformen und Erzähltechniken ausübt. Ob die neugewonnenen Möglichkeiten allerdings zu einer Demokratisierung des Filmemachens geführt haben, ist - zumindest solange die Vertriebswege fest in konzentrierten Händen liegen - umstritten und bleibt ein Thema für die kommenden BerlinBeta-Filmfestivals.