Die Deutsche Bank ist sich ihrer moralisch-ethischen Verantwortung bewußt. Sie will den Juden die Hand zur Versöhnung reichen und gründet zusammen mit zwölf ihr nahestehenden Konzernen einen Entschädigungsfonds, der ein »abschließendes materielles Zeichen« setzen soll. Diese »Stiftungsinitiative deutscher Unternehmen: Erinnerung, Verantwortung, Zukunft«, die sich auch »Versöhnungsfonds« der deutschen Wirtschaft nennt, wird - wie ap meldet - eine Antwort geben »auf moralische Verantwortung deutscher Unternehmen aus den Bereichen der Zwangsarbeiterbeschäftigung, der Arisierung und anderen Unrechts aus der Zeit der NS-Herrschaft«.
Was ist das - 54 Jahre nach Ende des Faschismus? Von maßgebender Seite wird uns dazu mitgeteilt: »In Wahrheit geht es um einen Ablaß-Fonds, mit dem sich die beteiligten Unternehmen, Großkonzerne mit amerikanischen Geschäftsbeziehungen, vom Druck der Sammelklagen aus Amerika freikaufen wollen. Eines der Ziele der Initiative ist es, Klagen zu begegnen und Kampagnen gegen Deutschland und seine Wirtschaft den Boden zu entziehen«, heißt es überraschend offen. »Daß die Gespräche relativ rasch vorangekommen sind, hängt wohl wesentlich mit der Deutschen Bank zusammen. Sie will mit viel Geld den Weg für die Fusion mit Bankers Trust frei machen.«
So steht es im Zentralorgan der Deutschen Bank, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung für Deutschland. Verfasser dieser völlig unverlogenen Klarstellung ist der für die Lösung von Judenfragen zuständige Mitarbeiter Jürgen Jeske. Er hat bereits am 1. September letzten Jahres alles Nötige verlautbart. Damals gelang es den Anwälten in den USA, mit ihren Sammelklagen gegen die mit Sklavenarbeit groß gewordenen deutschen Unternehmen an die Öffentlichkeit zu dringen, der Export wurde gefährdet. Jeske, offenbar kompetenter Kenner der bekannten jüdischen Charaktereigenschaften, schrieb über die Anwälte der nie entschädigten Opfer: »Selten erschien der Versuch der Ummünzung moralischer Schuld so feilschend wie heute.«
Da hatte etwa ein Opferanwalt den Chemiekonzern Degussa auf Herausgabe des gesamten Firmenvermögens verklagt. Der FAZ-Herausgeber: daß die Degussa »Schmuck und Zahngold von jüdischen Opfern umgeschmolzen« hat und beteiligt war »an einer Giftgasproduktion« - das Menschenvertilgungsmittel Zyklon B ist gemeint - dies sei doch schon »entsetzlich genug« gewesen. Darum sei diese Klage gegen Degussa »besonders grotesk«. Schließlich habe doch Israels Regierung »stellvertretend für das gesamte jüdische Volk« die Erklärung abgegeben: »Ein derart entsetzliches Verbrechen kann nicht durch materielle Reparationen, ganz gleich welcher Art, gesühnt werden.« Und im übrigen hat sich hier bei uns, wie Jeske noch im September festhielt - gegen eine Entschädigung von Zwangsarbeitern die »Rechtsauffassung« durchgesetzt, daß »die Betriebe im Auftrag der Gefangenenverwaltung« handelten. Sie, die der SS in den Ohren lagen, um Sklavenarbeiter zugeteilt zu bekommen, die zur Selektion brauchbarer Arbeitskräfte die KZs aufsuchten, den Menschenmarkt begutachteten, sie seien dazu vom Staat gezwungen worden.
Jetzt aber hat sich im Zuge der geplanten Fusion mit Bankers Trust, mit der die Deutsche Bank zum mächtigsten Finanzinstitut der Welt werden soll, diese deutsche »Rechtsauffassung« innerhalb von vier Monaten geändert. Die »feilschenden« Juden bekommen ein paar Prozente von dem Gewinn, der der Deutschen Bank entgehen müßte, wenn die Fusion mit Bankers Trust nicht zustande käme. Der FAZ-Herausgeber hatte schließlich schon im September festgestellt, die »Aufarbeitung deutscher Vergangenheit« könne »Anlaß für humanitäre Gesten sein, aber nicht für jedes Zugeständnis«.
Mehr als eine Geste ist dieser »Versöhnungsfonds« nicht, wenn es bei den drei Milliarden bleiben soll, von denen im allerhöchsten Fall gesprochen wird. Genaue Zahlen wurden bisher nicht genannt. Angesichts der horrenden Gewinne, die die deutsche Wirtschaft unter dem Patronat der Nazis machte, eine klägliche Summe. Die Süddeutsche Zeitung, die von acht Millionen Zwangsarbeitern ausgeht - es waren wohl zwei Millionen mehr - hat eine bescheidene Rechnung aufgemacht: »Nehmen wir an, daß in den Kriegsjahren nur 1.000 Mark >Mehrwert
Das Wirtschaftswunder nach dem Krieg ist auf den Knochen der Zwangsarbeiter aufgebaut. Die meisten wurden - der Vernichtung durch Arbeit ausgeliefert - totgemacht. Die wenigen, die bis heute überlebten, viele jahrzehntelang in Not, haben einen Anspruch darauf, ihre letzten Jahre etwas besser zu verbringen. Darum wird man Ja zu dem »Versöhnungsfonds« sagen müssen, auch wenn er ein Hohn für die Opfer ist.
Das Blatt der Deutschen Bank aber spricht aus Jeskes Mund der »ungeliebten rot-grünen Regierung« widerwillig Anerkennung aus. Denn mit dem Fonds, dessen Zustandekommen die Regierung mitinitiiert hat, werde sie »zur Schutzmacht der Großindustrie«. Dieses Lob hat diese Regierung verdient. Bundeskanzler Gerhard Schröder hat in allen seinen Verlautbarungen immer wieder nur das eine verkündet, daß für die Bundesregierung »im Vordergrund« dies stehe: »Klagen, insbesondere Sammelklagen in den USA, zu begegnen und damit Kampagnen gegen den Ruf unseres Landes und gegen die deutsche Wirtschaft«. Kurz: auch diese Regierung ist eine Regierung der Deutschen Bank.
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