Sinnlichkeit und Selbstachtung

SCHAUPLATZ PALERMO Das "Teatro Massimo" als eingelöstes Versprechen der Kulturpolitik oder wie der Genius loci Stätte zurückerobert, die zu Unorten verkommen waren
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Es ist ein Ereignis, wenn die italienischen Opernhäuser im Januar ihre Saison eröffnen. In Palermo hat die Spielzeit trotz Verdi-Jahr mit Alban Bergs Lulu begonnen. Gespielt wird die fragmentarische Fassung von 1935. Man fragt sofort, wie Lulu, dieses Konstrukt aus Männerphantasien, das mörderisch auf seine Schöpfer zurückschlägt, dieses ebenso seelenlose wie hinreißende "wahre Tier, das wilde, schöne Tier", inmitten sizilianischer Leidenschaften wirken wird, in einer Männerwelt, in der es die "Fachmenschen ohne Geist und Genussmenschen ohne Herz" eigentlich nicht gibt. Die Regie von Mario Martone geht dieser Frage aus dem Weg und Francesco Giambrone, der Intendant des Teatro Massimo, begründet die Wahl dieser Oper vor allem als Entsch