Didier Eribon: Scham und Haltung

Geistesleben Didier Eribon war der Intellektuelle des Jahres 2016. Er steht für eine neue Art politischen Denkens
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 49/2016
Das deutsche Publikum sieht in dem Franzosen einen Hoffnungsträger – und wird manchmal auch enttäuscht
Das deutsche Publikum sieht in dem Franzosen einen Hoffnungsträger – und wird manchmal auch enttäuscht

Foto: Patrice Normand/Opale/Leemage/Laif

Didier Eribon besucht Berlin, und alle kommen. Vom Charlottenburger Bildungsbürger über den Neuköllner Hipster bis zum autonomen Aktivisten. Schaubühne, taz-Café, Rosa-Luxemburg-Stiftung und Hebbel am Ufer, vier Veranstaltungen in fünf Tagen, jedes Mal sind die Reihen voll: der Eribon-Effekt.

Aber während sein in Deutschland sehr erfolgreiches Buch Rückkehr nach Reims von dem Zusammenspiel von autobiografischer Erzählung und soziologischer Analyse lebt, versteckt sich der Franzose als Person auf der Bühne lieber hinter dem Habitus des Berufssoziologen. Als Redner ist er zugleich ausschweifend und scheu. Alle Versuche der Moderatoren, ihm packende persönliche Anekdoten zu entreißen – „Wie war Foucault als Mensch? Haben S