"Wahnsinn"

10. NOVEMBER 1989 Vor und hinter dem Brandenburger Tor
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Das meistgebrauchte Wort dieser Tage war "Wahnsinn".

Am Freitagmorgen kommt eine Kollegin mit verquollenen Augen zu spät zur Redaktionssitzung. Wir lachen verstehend, wir glauben, sie, eine gute Reporterin, sei unter den West-Berlin-Besuchern der vergangenen Nacht gewesen. Sie antwortet mit Tränen. Als die Mauer gebaut wurde, sagt sie, war ich zwanzig, jetzt bin ich achtundvierzig. Achtundzwanzig Jahre, die besten meines Lebens. Damals habe ich an die Mauer geglaubt, was hatte das alles nun für einen Sinn?

Später gehen wir zum Brandenburger Tor, um zu sehen, was an diesem Tag, dem 10. November 1989, geschieht. (...) Kaum haben wir das Schild "Sie betreten den amerikanischen Sektor" passiert, sind wir links und rechts von einer Mauer jubelnder und klatschender Menschen ei