Er ist Pate des Nürnberger Seelöwenbabys "Angel" und Pate einer Delphindame, gern präsentiert sich der 1,90 Meter große Mann mit den kurzen, dunklen Haaren den Fernsehkameras auch mit seinem Hund, grinst dann breit und feuert kurze Sätze gegen alles, was nicht CSU-alike ist. Markus Söder, 37, amtiert seit zwei Monaten als Generalsekretär, und viele erinnert er an die Politiker in ihren jungen Jahren: Franz Josef Strauß, Friedrich Zimmermann, Max Streibl, Gerold Tandler, Erwin Huber und Edmund Stoiber. Aus fast allen ist ja Großes geworden. Söder ist stolz mit diesen Leuten verglichen zu werden, denn er weiß, alle rechnen mit ihm, er gilt als das vielversprechendste Nachwuchstalent des Alpenlandes. Er verkörpert die Ideale eines echten Bayern-Politstars: ehrgeizig, aggressiv grantelnt, stur, bis an die Grenze der Sezessionsbereitschaft, wütend auf den Rest der Republik und derb im Verkünden politischer Botschaften. Söder gefällt seine Rolle, und er verehrt seinen Protegé Stoiber, der den langjährigen Chef der Jungen Union (JU) förderte und sich selbst in ihm zu erkennen glaubt. "Der Söder muss als Generalsekretär nicht alles genau so machen, wie ich es gemacht habe", gesteht der Ministerpräsident seinem Schützling zu. Er weiß, dass ihn sein neuer General verehrt und eine wichtige Stütze im Machtgefüge sein kann. "Es stimmt schon, dass ich den Stoiber ziemlich Klasse finde", sagt Söder. Er hat gelernt, sich bei den richtigen Leuten anzubiedern. Mit 16 Jahren tritt Söder, geboren als Sohn eines Maurers in Nürnberg, der JU bei und lernt schnell, wie man sich die richtigen Freunde macht. Nach Abitur und Wehrdienst im Transportbataillon 270 studiert er in Erlangen Jura. Nicht zuletzt seine Parteizugehörigkeit verhilft ihm zu einem Stipendium der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung. Schon damals fühlt sich Söder zur Elite gehörend. Nach seiner Dissertation über die bayerische Kommunalgeschichte arbeitet er kurze Zeit als wissenschaftlicher Assistent für Kirchenrecht in Nürnberg, bis er ein Volontariat beim Bayerischen Rundfunk absolviert und dort als Redakteur angestellt wird im innenpolitischen Fernsehmagazin Zeitspiegel. Böse Zungen, wie der ehemalige Republikaner-Chef und BR-Redakteur Franz Schönhuber sagen, Söder habe nur durch einen typischen CSU-Klüngel den Posten erhalten. Als journalistisches Talent sei der junge Aufsteiger jedenfalls nicht aufgefallen. Seine Stärken liegen woanders. 1994 erlangt er im Landtag des Freistaates einen Parlamentssitz, im Jahr darauf wählt ihn die JU zu ihrem Vorsitzenden. Junge Parteikollegen aus seinem Wahlkreis Nürnberg-West fürchteten schon damals Söders Intrigen und die Skrupellosigkeit beim Ausschalten von Gegnern. "Ein Brutalo ist das", sagt einer, der sich in der Partei nicht mehr engagiert. Doch bei den alten Hasen schindet der Franke Eindruck. Immer wieder taucht Söder in den Schlagzeilen auf. Mal schimpft er über geschmacklose Talkshows und kämpft für den Erhalt des Sandmännchens, mal passt ihm die ARD-Krimiserie Tatort nicht, weil das Frankenbild dort entstellt werde. Nur wenige kritisieren die Art des JU-Chefs. Naserümpfend bemerkt der CSU-Fraktionschef Alois Glück einmal, die Argumentation kreise bei dem jungen Spund oft zu sehr um den "Fixstern Stoiber". Geschadet hat Söder diese Bemerkung nicht. Im Gegenteil, seine Ausfälle, die von Zeit zu Zeit auch bei Parteifreunden für Unmut sorgen, deckte sein Landesherr bisher immer und verwies auf den jugendlichen Überschwang seines Zöglings. Als Söder jüngst eine Ausgangssperre für Kinder fordert, ärgert sich sogar der Law-and-Order-Mann Günther Beckstein über diesen Vorstoß. Sein Staatssekretär spricht von einem "groben Unfug". Doch Söder, dem die Zeitungen in München bereits den Spitznamen "Teflonmann" und "Wadlbeißer" anheften, beherrschte wieder einmal die Schlagzeilen. Er kennt den Medienbetrieb. "Du kannst dich Monate lang für einen Enquetebericht ins Zeug legen, und niemand nimmt Notiz davon. Aber ein prägnanter Satz zur richtigen Zeit. Schon landest du in den Schlagzeilen", sagt Söder. Bald könnte er häufiger in den Gazetten zu finden sein, als Generalsekretär muss er bald ganz heiße Eisen anpacken, wie den Augsburger Prozess wegen Steuerhinterziehung gegen Max Strauß, den Sohn des einstigen Ministerpräsidenten. Max, der sich lange im Dunstkreis des Waffenhändlers Karlheinz Schreiber bewegte, soll mehrere Millionen Mark aus Provisionen am Fiskus vorbeigeschleust haben. Doch der behauptete bereits, wie auch Schreiber, dass diese Gelder nicht auf seinen Konten, sondern auf schwarzen der CSU verbucht worden seien. Stoiber, in jenen Jahren Generalsekretär, später Innenminister, habe alles darüber gewusst. Aus Augsburg könnte also viel Dreck auf den Landeschef geschleudert werden, und Söder müsste dazwischen gehen und die Affäre bereinigen. Besorgt schlagen viele Parteigänger die Hände über dem Kopf zusammen, wenn sie an dieses Szenario denken. Denn Fingerspitzengefühl ist in dieser Angelegenheit notwendig, schließlich geht es um die Familie Strauß und die CSU. Aber durch Gefühl oder die Kunst der leisen Töne, ist Söder bisher nicht aufgefallen. Stoiber, so heißt es in der Münchner Staatskanzlei, will von seinem Elitegeneral vor allem zwei Eigenschaften: Aufopferung und den Gehorsam, für seinen König in jede Schlacht zu ziehen. Das Inhaltliche macht der Herr selbst. Die große Bewährungsprobe wird für Söder noch kommen. Bis dahin pflegt er sein Image als knallharter bodenständiger Ausputzer. Als Landsmannschaftliches Mitglied der Siebenbürger Sachsen lässt er keinen Zweifel an seiner Gesinnung aufkommen. Heimat, Bayern, Gott und Vaterland, sind ihm wichtig. Toleranz und Demokratie schiebt der Christenpolitiker auf Anfrage hinterher. Söder hat in Bayern eine große Zukunft.
Was ist Ihre Meinung?
Kommentare einblendenDiskutieren Sie mit.