An der Supermarktkasse

Probleme des Alltags Wer nicht aufpasst, kann bei der falschen Auswahl der Supermarktkasse bis zu zwölf Tage Lebenszeit verlieren. Dieser Beitrag leistet Abhilfe

Die Zahlen sind erschreckend. Etwa zwei Minuten durchschnittlich kann der gemeine Supermarkt-Kunde verlieren, wenn er bei der Wahl der Kasse eine falsche Entscheidung trifft. Bei drei Supermarktbesuchen in der Woche und einer Lebensdauer von 75 Jahren bedeutet dass einen Verlust an Lebenszeit von gut zwölf Tagen (bei der Berechnung werden der Einfachheit halber 18 Jahre abgezogen, da für Kinder und Jugendliche in der Regel die Eltern einkaufen). Dies kann in einem Land, in dem bereits ein Feiertag mehr oder weniger das Bruttoinlandsprodukt erheblich tangiert, nicht akzeptiert werden.

Aber für Abhilfe ist gesorgt. Wenn man bei der Auswahl der richtigen Kasse nur die folgenden Aspekte beachtet, wenn man sich, um es mit unserer Kanzlerin zu sagen, dabei nur noch ein bisschen mehr anstrengt, kann man die gut zwöf Tage sparen und mit sinnvollen Beschäftigungen verbringen.

Gegenwärtig liegt das Problem darin, dass sich die meisten Supermarktkunden allein an der Länge der jeweiligen Schlangen orientieren. Dabei ist dieses Kriterium so trügerisch, dass die alleinige Orientierung an diesem Aspekt zu keinerlei Zeitersparnis führt.

  • Für jeden leicht einsehbar (und dennoch meist missachtet) ist der Umstand, dass sich in vielen Supermärkten die Kassen nicht auf gleicher Höhe befinden. Daraus folgt, dass oftmals die scheinbar kürzere Schlange aufgrund ihres längeren Endes tatsächlich die längere ist. Hier sind diejenigen im Vorteil, die in ihrem Stammsupermarkt einkaufen. Diese sind mit den Gegebenheiten vertraut und können einen Vorteil aus ihrem überlegenen Wissen ziehen.
  • Hinzu kommt, dass eine alleinige Orientierung an der Länge der Schlange auch deswegen trügerisch ist, weil viele Personen mit wenig Ware zwar nur eine kurze Schlange bilden, aufgrund der verhältnismäßig langen Dauer der Bezahlvorgänge aber nur langsam vorankommen. Demgegenüber sorgt ein einzelner Kunde, der mit seiner Ware das gesamte Band belegt, für ein deutlich schnelleres Vorankommen.
  • Fortgeschrittene Kunden haben darüber hinaus auch einen Blick auf die Kassierer/innen selbst. Auch hier gibt es bezüglich der Geschwindigkeit leider erhebliche Unterschiede. Abhilfe leistet dabei aber ein geübter Blick auf die Souveränität, mit denen die Kassierer/innen die Waren über den Scanner ziehen. Empfehlenswert ist auch die Beachtung des Gesichtsausdrucks der Kassierer/innen. Vorzuziehen sind dabei jene Kassierer/innen, deren Blick eine Mischung aus Konzentration und Gelassenheit zeigt.
  • Wahre Profis sind schließlich diejenigen, die über das bereits Gesagte hinaus auch noch auf Folgendes achten: Je weniger Rentner in der Schlange sind desto besser (Rentner versuchen überdurchschnittlich oft passend zu bezahlen) und je weniger Gemüse oder Obst auf dem Band (muss meist an der Kasse abgewogen werden) desto besser.

Natürlich bringt all dies überhaupt nichts, wenn man keinen Sinn für die Sternstunden der Zeitersparnis an der Kasse hat: die Öffnung einer neuen Kasse. Auch hier gibt es mehrere Aspekte, für Anfänger, Fortgeschrittene und Profis.

  • Der Anfänger sollte wenigstens in der Lage sein, sich bei der Öffnung einer neuen Kasse nicht von denjenigen übervorteilen zu lassen, die in der Schlange noch hinter ihm stehen. Ein geschicktes Abschneiden des Weges, bei dem auch der Einkaufswagen zur Hilfe genommen werden kann, hilft einiges.
  • Fortgeschrittene erkennen in solchen Momenten die Chance, ihrerseits an Kunden, die in der Kasse vor ihnen stehen, vorbeizuziehen. Hier gilt es die Geschehnisse im Supermarkt genau zu beobachten und dann, wenn es darum geht, schnell zu sein. Rentner und Eltern mit kleinen Kindern haben in der Regel gar nicht die Mobilität, um das eigene Vorhaben zu vereiteln.
  • Profis sind schließlich in der Lage das Geschehen im Supermarkt so gut zu beobachten, dass sie quasi vorhersehen können, wann eine neue Kasse geöffnet wird. Noch bevor die anderen Kunden etwas ahnen, legt der Profi seine Ware schon auf das Band der noch leeren Kasse. Die hier zu erreichende Zeitersparnis ist so groß, dass selbst eine gelegentliche Fehleinschätzung des Profis das Gesamtergebnis nicht groß beeinträchtigt.

Wie überall gilt es natürlich auch hier motiviert zu bleiben. Man darf sich daher nicht von diesen esoterischen Menschen beeinflussen lassen, die sich zu der Behauptung versteigen, es sei gar nicht so problematisch, hin und wieder ein paar Minuten länger im Supermarkt zu verbringen, die gar behaupten, der geringere Stress, der ein unbewusstes Auswählen der Kasse bedeuten würde, sei es ihnen wert. Diese Menschen behaupten auch, die Rechnung zwei Minuten pro Einkauf = zwölf Tage im ganzen Leben, gehe nicht auf, weil zwei Minuten weniger am Tag sich in keiner Weise auswirken würden, weil man die zwei Minuten ohne weiteres kompensieren würde. Einige dieser Menschen behaupten sogar, dass sie sich in der Supermarktschlange gar nicht so unwohl fühlen würden, dass sie nachdenken könnten, dass sie sogar schon mal auf gute Ideen gekommen sein während sie gewartet hätten. Pseudo-Ökonomen behaupten schließlich, das Argument mit dem Bruttoinlandsprodukt gehe fehl, weil die Zeitersparnis bei dem einen zu einem Zeitverlust bei dem anderen führen würde; als wüssten diese Menschen nicht, dass in unserer Welt sich jeder zuerst einmal um sich selbst zu kümmern hat.

Also, berücksichtigen Sie die Regeln! Denken Sie an die zwölf Tage!

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