„Bei mir ist Trotz“

Haltung Zwei Wohnungslose aus Frankfurt am Main diskutieren: Wählen gehen? Was soll das denn bringen? Karl wählt aus Prinzip, Thomas überlegt noch
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 38/2017
„Uns wirft man alle vier Jahre einen Stimmzettel hin, damit wir das Gefühl haben, mitzubestimmen“
„Uns wirft man alle vier Jahre einen Stimmzettel hin, damit wir das Gefühl haben, mitzubestimmen“

Illustration: der Freitag

Wahlunterlagen bekommt der Bundesbürger normalerweise per Post geschickt – sofern er eine Meldeadresse hat. Aber dürfen Obdachlose zur Urne gehen? Und wollen sie das überhaupt? Unser Autor Timo Reuter hat sich umgehört.

der Freitag: Sie haben als Obdachlose auf der Straße gelebt. Wie kam es dazu?

Karl: Ich hätte das nie für möglich gehalten. Früher habe ich im Außendienst gut verdient, alles war geregelt bis zur Rente. Nach einem längeren Krankenhausaufenthalt wurde mir plötzlich gekündigt. Das hat sich angefühlt, als ob man einem General die Sterne wegreißt. Zunächst lebte ich von Ersparnissen. Um noch was übrig zu haben zum Leben, stoppte ich später alle Zahlungen, auch die Miete. Es hat zweiei