Die Jerusalem-Frage

Indien Nach über 60 Jahren ist das Urteil zur Tempelstadt Ayodhya gefallen. Es ist viel zu salomonisch, um Religionsfrieden zwischen Muslimen und Hindus stiften zu können
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Der Oberste Gerichtshof in Lucknow hat nach über 60 Jahren Prozessdauer einen Besitzstreit um 11.000 Quadratmeter Land in der nordindischen Tempelstadt Ayodhya entschieden. Kaum je zuvor in der Geschichte des Landes wurde ein Urteil mit solcher Spannung erwartet. Auf dem umstrittenen Flecken stehen Reste der 1992 von fanatischen Hindus beseitigten Babri-Masjid-Moschee zusammen mit einem von den Zerstörern errichteten provisorischen Tempel zu Ehren des Hindu-Gottes Ram. Der Gewaltakt war damals Auftakt zu blutiger Fehde zwischen Hindus und Muslimen, bei der mehr als 2.000 Menschen starben. Viele, die den Amoklauf des Grauens erleben mussten, fürchteten nun, das Urteil könnte neue Unruhen entfachen.

Kurz vor der Verkündung wurde Ayodhya zum Fort. Mehr als 200.000 Poli