Der Traum ist aus

Sachbuch Das neue Buch des amerikanischen Starreporters George Packer zeigt eine Gesellschaft im Zustand der Auflösung
Ausgabe 30/2014

"Niemand kann mit Sicherheit sagen, wann die Abwicklung begann – wann die Bürger Amerikas zum ersten Mal spürten, dass die Bande sich lösten, die sie sicher, manchmal erdrückend fest wie eine eng gewickelte Spule, zusammengehalten hatten."

Mit diesen Worten beginnt der Journalist George Packer den Prolog seines ambitionierten Sachbuchs, das in Gestalt einer Collage von Porträts und Stimmen den Zustand einer Nation abbildet, deren gesellschaftlicher Zusammenhalt in Auflösung begriffen scheint. Die Kernthese dabei ist, dass im Verlauf der vergangenen 35 Jahre die demokratischen Grundwerte der USA von den Verlockungen eines zügellosen Kapitalismus irreparabel untergraben wurden. Schlimmer noch: Der Sozialvertrag, der seit Franklin D. Roosevelts Sozialstaatsreformen galt, blieb dabei auf der Strecke: "Als die Abwicklung der Normen begann, auf denen die Nützlichkeit der alten Institutionen beruhte, und die Anführer ihre Stellungen räumten, löste sich die Roosevelt Republic, die beinahe ein halbes Jahrhundert lang das Leben beherrscht hatte, vollständig auf. Die Lücke schloss eine Macht, die in Amerika immer zur Stelle ist: das organisierte Geld."

Das "neue Amerika", das in Die Abwicklung sichtbar wird, ist ein Flickenteppich aus gescheiterten Institutionen, betrügerischen Pyramidensystemen, Konkursen, Zwangsvollstreckungen, Unwissenheit und Angst. Das Grundgerüst des Buchs, beruhend auf Packers Reportagen für den New Yorker, sind die breit angelegten Lebensgeschichten "ganz normaler" US-Bürger, die in ihrem Alltag begleitet werden. Diese Hauptfiguren sind Dean Price, ein Biodieselunternehmer aus North Carolina; die Fabrikarbeiterin Tammy Thomas aus Ohio im krisengeschüttelten "Rust Belt" der Vereinigten Staaten; die von Sozialhilfe lebende Familie Hartzell aus Florida; der zunächst von politischen Idealen geleitete Jeff Connaughton, der sich jedoch zum gutverdienenden Lobbyisten in Washington wandelt; sowie der kalifornische PayPal-Mitgründer Peter Thiel.

Ergänzt werden ihre Geschichten von Collagen aus Schlagzeilen, Liedertexten und Werbeslogans sowie Kurzporträts von prominenten US-Amerikanern wie dem Schriftsteller Raymond Carver, Rapper Jay-Z, dem Politiker Newt Gingrich oder der Ernährungsaktivistin Alice Waters.

Packer lässt in diesem Schnappschuss der US-Gegenwart vor allem seine Protagonisten sprechen, deren einzelne Stimmen sich nach und nach zu einem nicht besonders rosigen Gesamtbild fügen. Dieses passt zu einem weit verbreiteten Blick auf die Vereinigten Staaten, bei dem europäische Verhältnisse in puncto Sozialstaat das Nonplusultra sind, die Wirtschaftskrise hingegen als Beweis für das allumfassende Scheitern des amerikanischen Traums gilt. Interessanterweise sind es jedoch der Lobbyist Connaughton und der IT-Milliardär Thiel, eigentlich Protagonisten ihrer eigenen Erfolgsgeschichten, die den am meisten desillusionierten Eindruck machen.

Diejenigen hingegen, die eher am Rande des sozialen Spektrums stehen, gehen immer wieder voller Optimismus die Überwindung ihrer Misserfolge an. Diese Beobachtung korrespondiert mit einer Feststellung, die Packer ebenfalls in seiner Einführung macht: "Die Abwicklung ist nichts Neues. Alle ein oder zwei Generationen vollzieht sich eine solche. (...) Jeder Zusammenbruch hat eine Erneuerung hervorgebracht, jede Implosion hat Energie freigesetzt, jede Abwicklung hat zu neuem Zusammenhalt geführt."

Auch diese Hoffnung auf Neubeginn ist in gewisser Weise eine alte US-amerikanische Tugend, sodass sich vielleicht auch mit dieser Krise die Gesellschaft wie so oft einfach neu formiert, anstatt auseinanderzudriften. Und je mehr man sich von der linksliberalen Ostküste entfernt, desto eher findet sich die Tendenz, die Vorgänge auf diese Art zu interpretieren.

So oder so jedoch trifft Die Abwicklung den Nerv einer Debatte um den inneren Frieden, die die US-amerikanische Nation angesichts wachsender Ungleichheit seit geraumer Zeit prägt.

Daniel Windheuser

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Leseprobe

Am Ende der Straße

Das große amerikanische Versprechen von Glück und Wohlstand für alle gilt nicht mehr. Zwei Porträts aus George Packers „Die Abwicklung“ erzählen vom Weg nach unten

Tammy Thomas wuchs auf der Ostseite von Youngstown auf, einer Stadt in Ohio. Noch Jahre später, als ihr Viertel längst verkommen und sie auf die Südseite gezogen war, und als die Südseite verkommen und sie auf die Nordseite gezogen war, fuhr sie manchmal, wenn sie eine gewisse Stimmung packte, mit ihrem metallic-grauen Pontiac Sunfire, Baujahr 2002, über die Autobahn, die die Stadt seit den 60er Jahren entzweischnitt, um sich in ihrer alten Nachbarschaft umzusehen.

Als Tammy in den 60er und 70er Jahren aufwuchs, war der Osten noch ein gemischtes Viertel gewesen. Ihre Nachbarn in der Charlotte Avenue waren Italiener. Gegenüber wohnten Ungarn, das blaue Haus gehörte einer Familie aus Puerto Rico. Auch einige schwarze Hauseigentümer gab es. An der Kreuzung von Charlotte Avenue und Bruce Street, wo jetzt ein leeres, riesiges Grundstück zu sehen war, hatte ihre Grundschule gestanden. Weiter unten an der Bruce Street war eine Kirche, die nach einem Sturm abgerissen wurde. Ganz in der Nähe, an der Shehy, wo jetzt drei Kreuze standen und der Bürgersteig mit „Blood“ und „From Philly to Youngstown Nigga“ besprüht war, war ein Geschäft, daneben stand das Haus, in dem Tammys Mutter lebte, bis es von einem Molotow-Cocktail getroffen wurde und niederbrannte. Die seichte Rinne zwischen den Grundstücken war einst ein von Pfirsich- und Apfelbäumen gesäumter Weg gewesen. Damals waren die Gärten voller Blumen und Gemüse – an ihrem Haus blühten Straucheibisch, Forsythien, Tulpen und Hyazinthen. Sie saß als Mädchen oft auf der Veranda. Wenn man die Straße hinuntersah, konnte man die Spitzen der Schornsteine in der Ferne erkennen, und manchmal trug der Wind den Schwefelgeruch heran. Die Männer der Ostseite verdienten gutes Geld, die meisten arbeiteten in den Stahlwerken. Man war stolz auf die dreistöckigen, gepflegten Giebelhäuser, auf die Veranden und Vorgärten, und wartete nicht lange, um nötige Reparaturen auszuführen. Alles war großzügiger hier als in den Arbeitervierteln des Nordostens. (Tammy war verwirrt, als sie in Philadelphia zum ersten Mal Reihenhäuser sah: „Wo sind die Gärten? Wo stellen die Leute ihre Autos ab?“) Es war die Mafia, die damals dafür sorgte, dass niemand über die Stränge schlug – dementsprechend geordnet ging es im Viertel zu. Tammy hatte eine Freundin, Sybil West, die sie Miss Sybil nannte, denn sie war so alt wie Tammys Mutter. Miss Sybil schrieb einmal eine Liste in ein Spiralheft von all den Dingen, an die sie sich aus den 50er und 60er Jahren – ihrer eigenen Kindheit auf der Ostseite – erinnerte.

Pool Billard

Café mit Musik, für Teenager /

der Milchladen Isaly /

das erste Einkaufszentrum /

Busse an elektrischen Drähten /

Lincoln Park mit Schwimmbad /

Messerschleifer mit Äffchen, Spaß für die Kinder /

Bauern, die Obst + Gemüse verkauften, direkt aus ihren Lieferwagen /

War damals so sicher in der Stadt, dass die Leute ihre Häuser nachts nicht abschlossen /

Nachbarn sehr umgänglich +

Schulen und /

Straßen waren immer voller Leute

Wenn Tammy über den aufgebrochenen Asphalt ihrer Kindheitsstraßen fuhr, staunte sie immer wieder über die leeren Grundstücke, über die Stille in den einst so lebendigen Straßen. Sie hatte vielleicht gehofft, dass die alten Familien noch einmal aus ihren Häusern treten würden, und war nun enttäuscht, dass von dem Viertel nichts übrig geblieben war. Was war hier nur geschehen? Wo waren die Dinge, die aus diesem Ort eine Heimat gemacht hatten? Die Geschäfte und Schulen, die Kirchen, Spielplätze, Obstbäume – es war alles weg. Auch die Hälfte der Häuser war verschwunden, und zwei Drittel ihrer Bewohner. Der Osten war nie die feinste Adresse von Youngstown gewesen, aber es war das Viertel mit den meisten schwarzen Eigentümern, und Tammy war es immer so vorgekommen, als wäre es nirgends grüner und großzügiger und schöner. Es war unmöglich, sich das vorzustellen, wenn man es selbst nicht erlebt hatte. Damals konnte man im Lincoln Park Pfirsiche pflücken, heute fällt der Ort an die Natur zurück. Rehe grasen auf den überwachsenen Grundstücken, inmitten des Sperrmülls.

Besonders wütend war sie, dass McGuffey Plaza aufgegeben worden war, das erste Einkaufszentrum, ein Modell der vielen Malls, die in den 50ern von der Cafaro-Familie hochgezogen worden waren. Es gab dort eine Bowling-Bahn, einen A&P-Kiosk, mehrere weitere Geschäfte und einen riesigen Parkplatz vor dem Gebäude. Übrig war eine gigantische Asphaltwüste. Ein einziger, auf Afro-Haar spezialisierter Friseur war geblieben. Sie war wütend, dass sich niemand um die Ostseite kümmerte. Sie war weder traurig noch sentimental, sie war wütend, weil sie es nicht hinnehmen wollte, weil sie nicht bereit war, sich der Apathie zu ergeben, die wie eine schwere Decke über Youngstown lag, denn in dieser Stadt hatte sie ihr ganzes Leben verbracht, die Vergangenheit hatte an Wirklichkeit nichts eingebüßt. Es musste möglich sein, etwas zu unternehmen. Was sie regelrecht rasend machte, war das Haus an der Charlotte Avenue, dessen halber Giebel rechts heruntergestürzt war und dessen Kamin hinter dem Haus lag, unmittelbar neben dem Zimmer, in dem sie 20 Jahre lang gewohnt hatte. Das Haus stand seit Mitte der 2000er Jahre leer, der gelbe Anstrich der Holzverkleidung blätterte ab. Es wäre einfach genug gewesen, die Haustür aufzustoßen oder durch einen der Fensterrahmen zu steigen, um oben im zweiten Stock ihr erstes Kinderzimmer zu sehen, aber sie blieb bei laufendem Motor in ihrem Pontiac sitzen und starrte durch die Scheibe. „Du lieber Himmel“, sagte sie kaum hörbar. Sie traute sich nicht hineinzugehen, aus Angst, dass die Emotionen sie überwältigen würden. Sie wusste, dass Kabel und Schreinerarbeiten herausgerissen waren, und sie hatte nicht vergessen, wie schwer Granny für dieses Haus gearbeitet hatte.

Granny – das war Tammys Name für die Urgroßmutter, die Mutter ihres Großvaters mütterlicherseits. Granny war es, die Tammy als kleines Mädchen erzogen hatte. Es gab einiges, was Tammy über ihre Urgroßmutter nicht mit Sicherheit sagen konnte. Sie war entweder 1904 geboren (laut Rentenversicherungskarte) oder 1900 (ihre eigene Angabe). Grannys Mutter, genannt Big Mama, stammte wohl aus Raleigh/North Carolina, und wurde von ihrer Familie an einen weißen Mann in Richmond/Virginia verkauft, wo Granny geboren wurde (wenn sie nicht doch in Winston-Salem geboren worden war). Es war durchaus möglich, dass Granny ein Mischling war – sie war hellhäutig, ihre Haare wuchsen lang und glatt. Sie hieß Virginia Miller, aber der Sohn, den sie zur Welt brachte, bekam den Nachnamen Thomas. Denn Big Mama hatte inzwischen einen Henry Thomas geheiratet, gemeinsam mit der Mutter und dem Stiefvater zog sie den Jungen auf.

Ahnenforschung

Tammy versuchte, im Freedom Center in Cincinnati mehr über ihre Familiengeschichte zu erfahren, vieles war aber nicht mehr zugänglich. In der Volkszählung von 1920 tauchte Granny nicht auf, und 1930 war sie als „Nichte“ im Haushalt der Familie Thomas aufgeführt, 17-jährig, mit einem fünfjährigen Sohn. Die Angaben – ihr Alter, das Verwandtschaftsverhältnis – stimmten wohl nicht. Auf dem Volkszählungsbogen von 1930 waren weitere Namen eingetragen, Großtanten und Großonkel, die Big Mama als ihre Kinder aufgeführt hatte, obwohl sie es nicht waren. So etwas kam vor in schwarzen Familien. „Man kümmerte sich einfach um die Kinder“, erzählte Tammy später, „eigene Kinder, Cousins, Brüder, Schwestern – alle wurden gemeinsam aufgezogen. Dabei können Dinge schon einmal etwas durcheinandergeraten, am Ende weiß keiner mehr recht, wer zu wem gehört. Es war auch kein Thema.“ Auch Granny hatte wenig darüber gesprochen, und nun war sie tot. Was Tammy aber mit einiger Sicherheit sagen konnte, war, dass Granny in der achten Klasse die Schule in Winston-Salem verlassen musste, um in den Tabakfeldern zu arbeiten. In den 20er Jahren verließ sie den Süden und kam nach Ohio, wo sie anfangs als Putzfrau arbeitete, später in der Gravurabteilung des Youngstown Vindicator. Während der Depression zog die gesamte Familie nach – Papa Thomas, Big Mama, verschiedene Großtanten und Großonkel, Grannys Sohn. Sie ließen sich in Struthers nieder, einem Ort südöstlich von Youngstown, der nur durch den Mahoning River von der Stadt getrennt war. Es gab dort eine Kokerei und einen Schornstein, aus dem blaue Flammen schossen. Einige von Tammys Verwandten arbeiteten in den Stahlwerken, der Familie gelang es, in Struthers mehrere Häuser zu kaufen. Papa Thomas, der sein landwirtschaftliches Wissen aus dem Süden mitgebracht hatte, nutzte die Gärten. Es gab Pflaumenbäume, einen Apfel- und einen Pfirsichbaum, eine Kastanie und fünf Kirschen. Zwei Nachbarinnen kochten Marmelade, die sie bei Tammys Großtante gegen Pflaumenwein tauschten. Als Tammy klein war, ging sie an den Wochenenden immer mit Granny zu den Verwandten nach Struthers. „Für mich war das Landleben“, sagte sie, „und als ich älter wurde, verstand ich, dass die Familie das Beste aus ihrer Situation herausgeholt hatte.“

Tammys Seite der Familie hatte nicht das Beste herausgeholt. Ihr Großvater war als Heroinsüchtiger aus dem Zweiten Weltkrieg zurückgekehrt. Seine Frau wurde Alkoholikerin. 1966 brachte ihre Tochter Vickie, ein hübsches, zartes Mädchen von siebzehn Jahren, ein Mädchen zur Welt, das sie Tammy nannte. Der Vater war ein Junge aus dem Ghetto, ein umtriebiger 15-Jähriger namens Gary Sharp. Sein Spitzname war Razor. Vickie und er kamen miteinander nicht zurecht. Sie verließ die Schule und wurde kurz nach Tammys Geburt selbst süchtig. Mutter und Tochter zogen zu Granny, die nahezu 70 war und noch immer als Dienstmädchen arbeitete, sie putzte und kochte und leistete einer reichen Witwe auf der Nordseite für 50 Dollar die Woche Gesellschaft. Auch um das Baby kümmerte sie sich.

Seit Grannys alte Wohnung unter dem neuen Autobahnzubringer I-680 begraben worden war, wohnten sie auf der Lane Avenue – Tammy, Granny, Vickie sowie Tammys Großvater mit Frau und Kindern. Wer sonst noch verwandt war, kam und ging, wie er wollte. Wenn Granny bei der Arbeit war, wurden in jeder Ecke des Hauses Drogen konsumiert. Vickie schlief oft mit brennender Zigarette ein. Die kleine Tammy hielt sich wach, bis die Mutter einschlief, um ihr die Zigarette aus der Hand zu nehmen. So begann sie mit drei Jahren, sich um ihre Mutter zu kümmern. Am liebsten kroch sie zu Granny ins Bett, aber manchmal – seltener – ging sie zu ihrer Mutter. Selbst als Erwachsene tat sie es noch gelegentlich, wohl, weil sie als Kind nicht genug davon bekommen hatte. Wenn es ihr nicht gut ging, wenn sie Trost suchte, kroch sie zu ihrer Mutter ins Bett, selbst noch im Krankenhaus, wo sie von den Schwestern fortgescheucht wurde.

Glorreiche Vergangenheit

Es war Granny, die Tammy in die Kirche mitnahm, wenn sie sonntags in Struthers waren. Samstags erledigten sie in Youngstown die Einkäufe. Sie zogen Hüte und Handschuhe an, Tammy trug eine Spitzenbluse und ihre Lackschuhe. Der Bus brachte sie in die Innenstadt zur West Federal Street. Sie sahen bei dem Schuhgeschäft vorbei, in dem Grannys Schwester Jesse arbeitete, und aßen bei Woolworth’s zu Mittag. Was sie für den Haushalt brauchten, kauften sie bei McCrory’s Five and Dime. Das Fleisch kauften sie bei Huges’. Bei Strouss’ bewunderten sie die Kleider und kauften billigere bei Higbee’s. Granny hatte zwar ein Konto bei der Sparkasse, aber keine Schecks. Weshalb in der Stadt auch die Rechnungen für Strom, Gas, Wasser und Telefon bezahlt werden mussten. Tammy sah gern zu, wenn Granny in der Küche stand und den Blattkohl aus den Gärten in Struthers kochte. Sie liebte die Gesellschaft älterer Frauen und freute sich, wenn sie in der Nachbarschaft kleine Besorgungen machen und eine Weile im Gespräch verbringen konnte. Früh erkannte sie, dass die Alten eine Weisheit besaßen, von der sie nur lernen konnte. Sie hegte den Wunsch, Krankenschwester werden, um Menschen zu helfen und sich um sie zu kümmern.

Granny hatte mehrere Stellen bei weißen Familien in Youngstown. Die Familie, bei der sie am längsten Dienst tat, waren die Purnells, wo sie unter der Woche öfters übernachtete. Manchmal begleitete Tammy ihre Urgroßmutter zur Arbeit, sie putzte die gläsernen Türknäufe mit einer Flüssigkeit, die Granny ihr auf den Lappen gab, und befeuchtete die frische Wäsche, die in einem Korb unter Grannys Bügeleisen lag. Als Vickie einmal für einige Tage verschwand, durfte auch Tammy im Haus der Purnells übernachten, in einem Dienstmädchenzimmer im dritten Stock, von wo aus sie Mrs Purnell beobachten konnte, die auf der gartenseitigen Veranda stand und aus offener Hand Eichhörnchen fütterte. Mrs Purnell schenkte ihr ein Mickey-Maus-Telefon und später einige Schlafzimmermöbel. Tammy wusste damals noch nicht, dass die Purnells zu den wohlhabendsten und bekanntesten Familien von Youngstown gehörten. Anne Tod Purnell war eine Nachfahrin von David Tod, der das erste Kohlebergwerk in Brier Hill gegründet und möglich gemacht hatte, dass ab 1844 im Tal des Mahoning River Eisen produziert wurde. Die Industrie war in den Startlöchern, der Bürgerkrieg konnte kommen – und Tod wurde zum Gouverneur von Ohio gewählt. Mrs Purnells Gatte, Frank Purnell, war Aufsichtsratsvorsitzender der Dollar-Savings Bank gewesen und von 1930 bis 1950 Präsident der Youngstown Sheet and Tube Company, dem fünftgrößten Stahlwerk des Landes und dem größten Arbeitgeber im Mahoning Valley.

Die Purnells wohnten im besten Viertel der Stadt, am Crandall Park im Norden, ihre geklinkerte Villa an der Tod Lane Nr. 280 hatte sieben Schlafzimmer, vier Bäder und mehrere Kamine, außerdem Bibliothek, Ballsaal, Wintergarten und ein Kutschenhaus. Sie waren Teil einer kleinen Elite protestantischer Industrieller, die Youngstown seit dem Bürgerkrieg in einer Weise, die für eine kleine Stahlregion ohne Hafen ungewöhnlich war, dominiert hatten. Ihre Macht erreichte zur Mitte des letzten Jahrhunderts ihren Höhepunkt und war 1966, als im Osten der Stadt ein schwarzes Mädchen in einer aus North Carolina zugezogenen Familie zur Welt kam, bereits im Abstieg begriffen. Trotzdem genügte die Villa der Purnells, um ein Bild einer glorreichen Vergangenheit zu zeichnen, das in Tammys eigene, lebendige Erinnerung einging. […]

Ray war ein Trinker. Das hatte er von C. R., seinem Vater. C. R. war Sägenschleifer in einem Sägewerk im Yakima Valley, er konnte gut Geschichten erzählen. Auch das übernahm Ray. C. R. war manchmal monatelang trocken, er nippte nicht mal an einem Bier. Aber dann war er einfach weg, und Ray und seine Mutter und sein jüngerer Bruder saßen beim Abendbrot und wussten, dass es ein schlimmes Ende nehmen würde. Genau so trank auch Ray: Wenn er einmal anfing, konnte er nicht mehr aufhören.

Ray wuchs in den 40er und 50er Jahren auf. Als Junge war er groß und fett. Er ließ die Schultern hängen, ein Arm oder Bein stand immer merkwürdig ab. Die Pfunde wurde er los, aber nicht den verschlagenen, etwas schläfrigen Blick des fetten Kindes. Er trug Hosen und Hemden, die nach Gabardine aussahen, es war der Aufzug eines 40-jährigen Arbeitslosen. Er nuschelte sehr leise, wenn er etwas sagte, musste man genau hinhören. Oft war das, was er sagte, dann sehr lustig oder klug.

Die Carvers wohnten in einem Schuhkarton auf einer Betonplatte – 65 Quadratmeter mit einem Dach darauf. Es gab keine Möglichkeit, sich zurückzuziehen, sie wohnten zusammen wie Fremde. Ray schoss am liebsten Gänse und angelte am Columbia River Forellen, er las Groschenhefte und Jagdmagazine. Eines Tages erzählte er dem Mann, der ihn manchmal auf die Jagd mitnahm, dass er einem dieser Magazine eine Geschichte geschickt hatte, die abgelehnt worden war. Das war der Grund, warum Ray den ganzen Morgen so nervös gewesen war. „Und? Was hast du denn geschrieben?“, fragte der Mann. „Eine Geschichte über diese wilde Landschaft hier“, sagte Ray, „über den Flug der Gänse und die Gänsejagd und alles, was in diesem abgelegenen Landstrich so passiert. Sie haben geschrieben, dass die Leser so was nicht wollen.“ Er gab aber nicht auf.

In Writer‘s Digest las Ray eine Anzeige des Palmer Institute of Authorship in Hollywood – für einen Fernkurs. C. R. bezahlte die Einschreibegebühr von 25 Dollar, und Ray begann mit den 16 Modulen, doch bald reichte das Geld nicht mehr für die monatlichen Zahlungen. Seine Eltern gingen davon aus, dass er nach der High School ins Sägewerk gehen würde. So war das einfach. Ray schwängerte ein hübsches Mädchen namens Maryann. Sie hatte vorgehabt, an der University of Washington zu studieren. Stattdessen heirateten sie, weil sie so verrückt nach einander waren. 1957 kam ihre Tochter zur Welt – zwei Etagen unter der psychiatrischen Abteilung, in der C. R. wegen eines Nervenzusammenbruchs behandelt wurde. Ein Jahr später kam ein Junge. Ray war 20, Maryann 18. Das war ihre Jugend.

Keine erhebende Arbeit

Sie begannen umherzuziehen. Sie hatten große Träume und glaubten, dass sich ihre Träume erfüllen würden, wenn sie nur hart genug dafür arbeiteten. Ray wollte Schriftsteller werden. Alles andere würde sich fügen. Sie blieben im Westen und zogen von Ort zu Ort, ohne sich irgendwo niederzulassen. Sie lebten in Chico und Paradise und Eureka und Arcata und Sacramento und Palo Alto und Missoula und Santa Cruz und Cupertino. Sobald sie ein wenig heimisch geworden waren, wurde Ray unruhig, und sie zogen weiter. Maryann sorgte dafür, dass die Familie durchkam. Sie arbeitete als Obstpackerin und Kellnerin, ging von Tür zu Tür und verkaufte Enzyklopädien. Ray arbeitete in einer Drogerie, einem Sägewerk, einer Tankstelle, einem Warenlager. Er war Nachtwächter in einem Krankenhaus. Das war keine erhebende Arbeit. Wenn er von der Arbeit kam, war er oft zu erschöpft, um noch etwas zustande zu bringen. Ray wollte einen Roman schreiben. Aber ein Mann, der in einem Waschsalon sechs Ladungen gleichzeitig wusch, während seine Frau irgendwo kellnerte und die Kinder irgendwo abgeholt werden mussten und er schon spät dran war und die Frau, die den Trockner besetzt hatte, immer noch eine weitere Münze reinsteckte – ein solcher Mann konnte keinen Roman schreiben. Dafür müsste er in einer Welt leben, die sinnvoll angeordnet war, in einer unverrückten, unverrückbaren Welt, die er genau beschreiben konnte. Aber so war Rays Welt nicht.

Die Regeln, die sein Leben bestimmten, veränderten sich von Tag zu Tag. Er konnte kaum weiter sehen als bis zum Ersten des Monats, wenn die Miete fällig war und die Schuluniformen bezahlt werden mussten. Die wichtigste Tatsache seines Lebens war, dass er zwei Kinder hatte, und er sah keine Möglichkeit, sich der bedrückenden Verantwortung, die er für sie hatte, zu entziehen. Es genügte nicht, hart zu arbeiten, das Beste zu wünschen und alles richtig zu machen – dadurch würde sich nichts ändern. So hatten Maryann und er keine Chance auf den Durchbruch. Dies war eine weitere Einsicht aus dem Waschsalon. Er spürte, dass die Träume, die sie gehabt hatten, zerplatzten.

Da er sich nicht aufraffen konnte, einen längeren Text zu schreiben, der vielleicht richtiges Geld eingebracht hätte, und da er keinen Ausweg aus dem Elend sah, in das er geschlittert war, schrieb er nur Gedichte und einige sehr kurze Kurzgeschichten, die er dann immer wieder überarbeitete, manchmal über einen Zeitraum von mehreren Jahre.

Die Kurzgeschichten handelten von Menschen, denen der Erfolg versagt blieb. Das war auch Rays Erfahrung, es waren Menschen wie er: arbeitslose Vertreter, Kellnerinnen, Arbeiter im Sägewerk. Sie lebten an unbestimmtem Ort, Schlafzimmer und Wohnzimmer und Vorgärten waren so klein, dass man sich nicht aus dem Weg gehen konnte. Trotzdem war jeder allein und ohne Halt. Ihre Vornamen waren schlicht – Earl, Arlene, L. D., Rae, selten hatten sie mehr als diesen Namen, manche blieben namenlos. Es gab in ihrem Leben weder Religion noch Politik noch irgendeine Form von Gesellschaft, abgesehen von Supermarkt und Bingosaal. Die Welt schien stillzustehen, nur hier und dort angelte ein Junge, eine Frau versuchte, ihren Wagen zu verkaufen, zwei Paare redeten bis zur Erstarrung. Ray ließ beinahe alles aus.

In einer Geschichte erfährt eine Frau, dass ihr Mann, der bei einer Angeltour mit Freunden eine brutal zugerichtete Mädchenleiche im Fluss entdeckt hatte, drei Tage wartete, bis er die Polizei informierte.

Mein Mann isst, es scheint ihm zu schmecken, aber er wirkt müde, nervös. Er kaut langsam, die Arme auf den Tisch gestützt, und starrt ins Zimmer. Er sieht mich an und sieht wieder weg. Er nimmt die Serviette und wischt sich den Mund ab, zuckt mit den Schultern, isst weiter. Zwischen uns steht etwas, er will mir aber weismachen, dass es nicht so ist.

„Warum starrst du mich so an?“, fragt er. „Was hast du denn?“ Er legt die Gabel hin.

„Hab ich dich angestarrt?“, sage ich und schüttle den Kopf, wie dumm von mir, wie dumm.

Seine Figuren sprachen eine scheinbar einfache Sprache, in jedem Wort steckte der Klang des Befremdlichen, und in der Stille zwischen den Worten kam Panik auf. Es waren Menschen, die über starrender Leere zitterten.

„Die meisten meiner Figuren wünschen, dass ihr Handeln etwas bedeutet“, sagte Ray einmal. „Sie haben aber – wie viele Menschen – schon den Punkt erreicht, an dem sie wissen, dass es nicht so ist. Es kommt nichts dabei herum. Was wir irgendwann einmal für wichtig gehalten haben, für das wir vielleicht sogar unser Leben gegeben hätten, ist auf einmal keinen Cent mehr wert. Sie fühlen sich in ihrem Leben nicht mehr wohl, es zerfällt vor ihren Augen. Sie würden gern etwas dagegen unternehmen, wissen aber nicht, was.“

Ray machte es sich nicht gerade leicht, alle Trends der Zeit wiesen in eine andere Richtung. Die Kurzgeschichte wurde als Gattung kaum beachtet. Der Realismus schien ausgedient zu haben. Der Nachruhm von Hemingway, dem Autor, an den Rays Geschichten am ehesten erinnerten, bröckelte bereits. Die am meisten diskutierten Autoren der 60er und 70er Jahre – Mailer, Bellow, Roth, Updike, Barth, Wolfe, Pynchon – arbeiteten mit Übertreibung, nicht Zurückhaltung, ihre Romane waren intellektuelle, sprachliche oder erotische Exzesse oder eine Art Turbo-Journalismus. Jeder wollte der Erste sein, der das amerikanische Leben in einem einzigen Schluck herunterwürgte – der die gesellschaftlichen Gegebenheiten eines Landes, das eine schier unendliche Menge an Umbrüchen und Schocks bereithielt, im Zerrspiegel seiner Prosa wiedergab.

Ray, der Tschechow verehrte, stellte sich diesen literarischen Trends entgegen und blieb seiner stilleren Aufgabe treu. Er hielt sich an Ezra Pounds Motto, dass „die fundamentale Richtigkeit der Aussage die einzige moralische Forderung des Schreibens ist“. Indem er sein Augenmerk auf Menschen am Rand der Gesellschaft richtete, auf die Verlassenen, die nicht zählten und von der zeitgenössischen amerikanischen Literatur kaum je ernst genommen wurden (wenn sie überhaupt einmal in Erscheinung traten, dann in den Bildern von Edward Hopper) –, hatte Ray seinen Finger auf dem Puls einer tieferen Einsamkeit. Er hatte als Schriftsteller ein intuitives Verständnis dafür, dass gerade die Normalität des Landes – der späte Einkauf im Supermarkt, das Verscherbeln der letzten Habseligkeiten – auf eine unheilvolle Zukunft deutete. Er spürte, dass unter dem dünnen Boden, auf dem das Leben stattfand, kein fester Grund, sondern Leere war.

In den frühen 70ern studierte Maryann am College und begann, in einer High School Englisch zu unterrichten. Das erlaubte Ray, sich seinem Schreiben zu widmen, auch er bemühte sich um eine Stelle an einem College. Seine Kurzgeschichten erschienen jetzt in den großen Zeitschriften der Ostküste. Die Carvers kauften ihr erstes Haus in einer Gegend, die später Silicon Valley heißen sollte. Sie freundeten sich mit anderen Arbeiter-Schriftstellern und deren Frauen an und feierten eine einzige große Party. Es sah gut aus für die Carvers. Dann brach alles zusammen. Die Kinder waren inzwischen Teenager, und Ray schien alles im Griff zu haben. Ray und Maryann hatten jeweils eine Affäre. Zwei Mal meldeten sie Bankrott an. Er wurde für schuldig befunden, dem Staat Kalifornien gegenüber falsche Angaben bei einer Arbeitslosenmeldung gemacht zu haben, beinahe wäre er dafür im Gefängnis gelandet. Stattdessen landete er immer wieder im Entzug. Er trank, bis er vergiftet war, seine Black-out-Phasen wurden immer länger. Maryann, die ihn nicht ganz verlieren wollte, trank mit. Ray war ein stiller, eher verängstigter Mann, aber wenn er Scotch trank, wurde er gefährlich. Eines Abends, als Maryann mit einem Freund geflirtet hatte, schlug er mit einer Weinflasche auf sie ein und durchtrennte eine Arterie an ihrem Ohr. Sie verlor 60 Prozent ihres Bluts. Als sie in die Notaufnahme gebracht wurde, versteckte sich Ray in der Küche.

Wenige Monate später erschien in New York sein erster Erzählungsband, Würdest du bitte endlich still sein, bitte?, der Arbeiten aus 20 Jahren versammelte. „Dieses Buch ist für Maryann“, stand auf der Widmungsseite.

Ray war Trinker, und Ray war Schriftsteller. Ursprünglich verlief beides unabhängig voneinander. Was der Erste zerstörte oder bereute, wen er mied und wen er hasste – all das wurde von dem Zweiten zur Kunst überhöht. Aber vom Schreiben blieb nur noch ein kümmerlicher Rest. „Es gab Zeiten, in denen alles zerbrach, was meine Frau und ich für wertvoll gehalten hatten, was uns spirituell bedeutsam schien“, schrieb er später. „Etwas Schreckliches war mit uns geschehen.“ Es war nicht seine Absicht, Alkoholiker zu werden, pleitezugehen, zu lügen, zu stehlen, zu betrügen. Aber genau so kam es. In den 70er Jahren ließen es sich eine Menge Leute sehr gut gehen, aber Ray wusste schon damals, dass die Exzesse, der Alkohol und die Partys nur in eine Richtung führten: in die Finsternis.

Mitte 1977 zog er allein an einen weit abgelegenen Küstenort in Nordkalifornien, nicht weit von Oregon entfernt. Aus Angst, nicht mehr schreiben zu können – nicht aus Sorge um sein Leben oder das seiner Familie –, trank er dort seinen letzten Tropfen Alkohol. Er begann wieder zu schreiben und blieb trocken. 1978 trennte er sich von Maryann. Hier endet die Geschichte vom bösen Ray, und die Geschichte vom guten Raymond beginnt.

Er hatte noch zehn gute Jahre, bis ihn 1988 eine andere Sucht einholte. Er hatte sein Leben lang geraucht. Er war 50, als er starb. Er war glücklich mit einer Dichterin verheiratet. Er schrieb einige seiner besten Short Storys, es gelang ihm, der Falle der Selbstparodie zu entkommen, die man Minimalismus nannte, sein Ausdruck wurde prachtvoller und stand im Dienst großzügigerer Visionen. Er war jetzt berühmt und wirtschaftlich fest in der amerikanischen Mittelschicht verankert. Prestigeträchtige Stellungen und Aufgaben wurden ihm angetragen, er erhielt einige wichtige Preise. Er war ein Held der Literatur, einer, der der Hölle entkommen war. Umsichtig, glücklich schritt er durchs Leben, wie ein Verurteilter, der kurz vor der Exekution begnadigt worden war. Er profitierte davon, dass die 80er die glitzernde Oberfläche feierten. In den Reagan-Jahren galt er als Chronist einer verzweifelten Unterschicht. Je karger und wortloser seine Figuren waren, desto mehr liebten die Leser ihren Schöpfer. Der Untergang der arbeitenden Masse faszinierte und ängstigte sie, sie glaubten, durch Rays Geschichten etwas von ihrem Geist zu spüren. Ihre Verehrung des Autors nahm religiöse Züge an. Die New Yorker Literaturszene, gerade wieder quicklebendig, öffnete ihm ihr Herz. Er wurde zum modernen Klassiker und fand eine Menge Bewunderer unter jungen Schriftstellern, die seine strenge Prosa nachahmten, ohne sie im Feuer der persönlichen Krise geschmiedet zu haben. Für seine Buchumschläge ließ er sich mit der alten Griesgrämigkeit fotografieren, er blieb der Mann aus dem Arbeiterviertel, der zufällig in eine Buchvorstellung geraten war.

„Seine Erzählungen über Verlierer, über gescheiterte, beschämte und beschämende Männer, Säufer vor allem, wurden an Yuppies verkauft“, sagte einer seiner alten Freunde. „Seine Figuren bestätigten diese Yuppies in ihrer Überheblichkeit.“

Aber jeden Morgen stand der gute Raymond auf, kochte Kaffee, setzte sich an den Schreibtisch und tat, was der böse Ray immer getan hatte. Das Handwerk war schließlich dasselbe. Die Ablenkungen waren jetzt andere, aber er versuchte noch immer, mit äußerster Sorgfalt zu beschreiben, was er sah und fühlte, und im großen amerikanischen Getöse war diese kleine Übung das Einzige, was zählte.

Die Abwicklung George Packer S. Fischer 2014, 512 S., 24,99 €

Dieser Beitrag ist eine Zusammenarbeit mit dem S. Fischer Verlag

George Packer gilt als einer der besten Journalisten und Sachbuchautoren der USA. Er ist festes Mitglied der Redaktion des New Yorker und Autor mehrerer preisgekrönter Bücher. Für Die Abwicklung erhielt er den National Book Award 2013. Packer lebt in Brooklyn

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Geschrieben von

Daniel Windheuser

I am the key to the lock in your house that keeps your toys in the basement. Oder so ähnlich.

Daniel Windheuser

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