Vom Aufstieg und Fall eines Künstlers

Film Parallel zur Ausstellung entstand in der Regie der Journalistin und Autorin Gabriele Rose ein Film mit dem Titel ›BERNHARD HOETGER: Vom Aufstieg und Fall eines Künstlers‹, der ab Juli in den Kinos und auch im Barkenhoff zu sehen sein wird
Bernhard Hoetger, Filmscene: Florian Lukas als Heinrich Vogeler und Moritz Führmann als junger Hoetger
Bernhard Hoetger, Filmscene: Florian Lukas als Heinrich Vogeler und Moritz Führmann als junger Hoetger

Foto: @ Manja Hermann

Am 4. Mai wäre Bernhard Hoetger (1874 – 1949) 150 Jahre alt geworden! Ein Grund, dieses Jahr kunsthistorisch ganz im Zeichen des Künstlers zu stellen. Neben dem Film BERNHARD HOETGER: Vom Aufstieg und Fall eines Künstlers (produziert von der Bremer Produktionsfirma Kinescope Film), bietet eine Jubiläumsausstellung der Worpsweder Museen unter dem Titel ›Bernhard Hoetger. Zwischen den Welten‹ eine weitere großartige Möglichkeit, dem Künstler und seinem Œuvre zu begegnen. Kinofilm und Ausstellungs-Ensemble ergänzen sich dabei wunderbar und versuchen, sich Bernhard Hoetger, der zu seinen Lebzeiten ein gefeierter wie stark umstrittener Künstler war, auf ihre Weise zu nähern.

Seine Bauwerke und Plastiken erregen heute noch Aufmerksamkeit, ihr Erschaffer ist jedoch nahezu vergessen: der Bildhauer und Architekt Bernhard Hoetger. Der 90minütige Kinofilm von Gabriele Rose erzählt das Schicksal dieses eigenwilligen Künstlers. Hoetger wird verkörpert von dem Schauspieler Moritz Führmann. An seiner Seite spielen unter anderem Florian Lukas als Heinrich Vogeler, Katharina Stark als Paula Modersohn-Becker und Ulrich Gebauer als Ludwig Roselius.

Inhalt

Hoetger zählt zur Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts. Zahlreiche Mäzene kann er für sich gewinnen. So lässt Ludwig Roselius von ihm Teile der Bremer Böttcherstraße entwerfen. In Worpswede prägt er das Bild, das die Besucher heute mit dem Künstlerdorf verbinden. Hoetger verschlägt es Mitte der 1920er Jahre auf einen ›nordischen‹ Weg. Trotz seiner völkischen Ideen lässt Adolf Hitler die Werke Hoetgers als ›entartet‹ einstufen. In dem Film kommen Experten*innen und historische Weggefährt*innen (von Schauspieler*innen dargestellt) zu Wort, deren Schilderungen auf Originalzitaten der historischen Personen beruhen. So vermischen sich fiktionale Elemente mit dokumentarischen Aufnahmen, Archivmaterialien und Kunstwerken. Es entsteht ein facettenreiches Bild des Malers, Bildhauers und Architekten Bernhard Hoetger.

Weiterführende Informationen

Bernhard Hoetger gehört Anfang des 20. Jahrhunderts zur Avantgarde der modernen Kunst: Künstler*innen wie Auguste Rodin, Pablo Picasso und auch Paula Modersohn-Becker sind seine Wegbegleiter*innen. Zahlreiche Mäzene in Deutschland kann er für sich gewinnen: Ludwig Roselius lässt den Künstler Bereiche der Böttcherstraße entwerfen – bis heute ein bedeutendes Bremer Kulturdenkmal und viel besuchte Touristenattraktion. Für Hermann Bahlsen, den Erfinder des Leibniz Butterkekses, plant er als Architekt einen ganzen Stadtteil, und auf der Mathildenhöhe in Darmstadt gestaltet er für den Großherzog das Außengelände.

Hoetgers Werk ist schwer fassbar. Er hat keinen durchgängigen Stil. Immer wieder wechselt er Formensprache und Aufgabenfelder: ein Stadtentwurf mit Anleihen an das alte Ägypten folgt auf Statuen von antiker Schönheit, urtümliche Bauten mit knorrigen Balken und höhlenartigen Innenräumen stehen neben expressionistischen Denkmälern und modernen Bauten in schönstem Art déco – all das erschafft Hoetger in weniger als drei Jahrzehnten. Gemeinsam mit dem befreundeten Künstler Heinrich Vogeler prägt Hoetger in Worpswede das Bild des Ortes, das die Gäste auch heute mit dem Künstlerdorf verbinden. 1914 kauft Hoetger in Worpswede ein reetgedecktes Haus mit Grundstück – den Brunnenhof. Wenige hundert Meter entfernt vom Wohn- und Arbeitshaus von Heinrich Vogeler – genannt Barkenhoff.

Konsequent folgt Hoetger seinem inneren Kompass, scheut weder Armut noch Ablehnung, um seinen Weg als Künstler zu gehen. Zunächst für seine weltoffene Kunst gefeiert, verschlägt es ihn auf der Suche nach der „Urkunst“ auf einen „nordischen“ Weg. Trotz seiner Nähe zur völkischen Ideologie lässt Adolf Hitler die Kunst Hoetgers als entartet einstufen. Dieser Film erzählt das Schicksal eines der kompromisslosesten und eigenwilligsten Künstler der deutschen Moderne.

Der Film fokussiert dabei die Jahre 1900 bis 1938. Durch den Film führen vor allem Hoetgers historische Weggefährt*innen in Interviews (von Schauspieler*innen dargestellt): sie erzählen ihre Erinnerungen und Einschätzungen zu dem Architekten, kleine Anekdoten und Erlebnisse, die teils in Spielszenen mit ihnen und Hoetger lebendig werden. Ihre Schilderungen beruhen auf Originalzitaten aus Briefen, Memoiren oder Interviews. (Unterstützt und eingeordnet werden die historischen Personen von heutigen Expert*innen, die jeweils eine bestimmte Epoche Hoetgers beleuchten. Dabei werden Einflüsse und Renommée des vielschichtigen Künstlers analysiert.

23.04.2024, 11:54

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