In zwei Systemen

Zur Ausstellung Nicht nur um den Künstler Picasso geht es hier, sondern um sein Publikum, das sich im kapitalistischen Westen und im sozialistischen Osten seine Kunst denkbar verschieden zurechtlegte
Installationsansicht Der geteilte Picasso. Der Künstler und sein Bild in der BRD und DDR
Installationsansicht Der geteilte Picasso. Der Künstler und sein Bild in der BRD und DDR

Foto: Achim Kukulies, Düsseldorf/ Succession Picasso/VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Der deutsche Picasso war ein geteilter und zerteilter, aber die Teilung beflügelte auch die Mitteilung: Weil jeder diese Kunst befragte, hatte sie allen etwas zu sagen.

Die Ausstellung zeigt politische Werke, etwa das Gemälde Massaker in Korea (1951) aus dem Pariser Musée Picasso. Neben sie treten rund 150 Exponate, die Picassos Werk in seinen Wirkungen spiegeln: Ausstellungsansichten, Plakate und Kataloge, Presseberichte, Briefe, Akten, Filme und Fernsehberichte, außerdem ein Theatervorhang aus dem Berliner Ensemble, auf den Bertolt Brecht »die streitbare Friedenstaube meines Bruders Picasso« malen ließ. Picasso eignete sich als Galions- und Projektionsfigur in beiden Systemen und beiden deutschen Staaten. Er war Mitglied der Kommunistischen Partei Frankreichs, unterstützte Befreiungskämpfe und Friedenskongresse. Aber er lebte im Westen und ließ es zu, dass die bürgerliche Kritik ihn zum unpolitischen Genie, zum »Geheimnis Picasso« stilisierte.

Welche Werke wurden im Sozialismus, welche im Kapitalismus gezeigt? Wie wurde Picasso vermittelt? Sah der Westen die Kunst, der Osten die Politik? Was sah der Künstler selbst? Der geteilte Picasso untersucht das Bild, das sich hüben und drüben aus Picassos Bildern machen ließ. Einen Schwerpunkt bildet die Picasso-Sammlung von Peter und Irene Ludwig, noch heute eine der umfangreichsten. Als die Ludwigs Teile davon der DDR zur Verfügung stellten, vervielfachten sie den dortigen Bestand. Die Austellung wurde von dem Künstler Eran Schaerf gestaltet.

14.10.2021, 09:14

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Interessantes Angebot

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Programm Das Museum Ludwig bietet neben der Ausstellung „Der geteilte Picasso“ ein umfangreiches Programm an Vorträgen und Lesungen an. Außerdem ist Peter Nestlers Film „Picasso in Vallauris“ zu sehen
Widersprüche

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Vertieft Picasso eignete sich als Projektionsfigur sowohl in der BRD wie auch in der DDR. Er war Mitglied der Kommunistischen Partei Frankreichs, lebte aber im Westen und ließ sich zum unpolitischen Genie stilisieren. Ein kleiner Gang durch die Ausstellung
Aneignungen

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Netzlese „Die ganze Geschichte des Jahrhundertkünstlers Picasso und das Verhältnis der Deutschen zu ihm muss also erst noch geschrieben werden. Die Kölner Ausstellung „Der geteilte Picasso“ schlägt eines der spannendsten Kapitel darin auf“

Der geteilte Picasso | Trailer

Video Ausstellungsfilm zu "Der geteilte Picasso. Der Künstler und sein Bild in der BRD und der DDR". Nicht nur um den Künstler geht es hier, sondern um sein Publikum, das sich im Westen und im Osten Picassos Kunst denkbar verschieden zurechtlegte


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Der geteilte Picasso | Rückschau

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