Wir haben die Mailänder Künstlerin Lilla Tabasso (*1973) eingeladen, sich dem bedeutenden botanischen Werk Hortus Floridus des niederländischen Kupferstechers Crispijn de Passe d. J. (1594−1670) zu nähern und es in ihre persönliche künstlerische Sprache zu übersetzen. So nimmt sie seine detaillierten und fein ausgearbeiteten Pflanzendarstellungen als Ausgangspunkt und verwandelt die schwarz-weißen Kupferstiche in sinnliche, dreidimensionale und überraschend hyperrealistische Glasskulpturen aus Muranoglas.
Die Kabinettausstellung im Studiensaalpräsentiert damit einen epochenübergreifenden Dialog zweier künstlerischer Positionen, die jede für sich einen außergewöhnlichen Blick auf die floralen Schönheiten bietet und eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlägt.
Crispijn de Passe: Grafik zwischen Schönheit und Wissenschaft
In 166 detailgetreuen Kupferstichen dokumentierte Crispijn de Passe d. J. gemeinsam mit seinen Brüdern die botanische Vielfalt seiner Umgebung und ließ sich dabei auch vom ersten botanischen Garten in Leiden inspirieren. Der "Hortus Floridus" ist nicht nur eine wissenschaftlich präzise Sammlung von Pflanzenporträts, sondern auch ein Zeugnis der ästhetischen Faszination für die Natur.
Seine Darstellungen vereinen akribische Genauigkeit mit künstlerischer Sensibilität und spiegeln den Forschergeist des 17. Jahrhunderts wider. Zugleich zeugen sie von einer tiefen Verehrung der Natur und ihrer ästhetischen Schönheit, die bis heute fasziniert.
Lilla Tabasso: Kunst zwischen Perfektion und Vergänglichkeit
Wir haben die italienische Künstlerin Lilla Tabasso eingeladen, sich diesem wichtigen Werk aus unserer Sammlung zu nähern und es in ihre persönliche künstlerische Sprache zu übersetzen. So nutzt sie De Passes Werk als Inspirationsquelle und transformiert die monochromen, zweidimensionalen Kupferstiche in sinnliche, dreidimensionale Glasskulpturen.
Ihre aus Muranoglas gefertigten Blumenarrangements bestechen durch brillante Farbigkeit und exakte Detailtreue, sodass sie von echten Pflanzen kaum zu unterscheiden sind. Gleichzeitig thematisiert sie auch deren Verfall: Ihre Werke zeigen Blumen in verschiedenen Stadien des Verwelkens und greifen damit die Tradition der Vanitas-Darstellungen in Stillleben der Zeit Crispijn de Passes auf.