Empört euch!

Empowerment In der Themenreihe begleitet das 36. DOK.fest Empowerment-Bewegungen auf der ganzen Welt und in verschiedensten Aspekten des Lebens. Die Akteur*innen: Feminist*innen, LGBTQIA* Activists, Klimaschützer*innen, Journalist*innen und Bürgerrechtler*innen
Filmstill aus „Not Going Quietly“ von Jeffrey Winter
Filmstill aus „Not Going Quietly“ von Jeffrey Winter

Foto: DOK.fest München

Empowerment – der Gamechanger im Kampf um soziale Gerechtigkeit. Lange Zeit schien die Welt in zwei Lager geteilt: die, die Hilfe geben konnten und die, die Hilfe brauchten. Ein fataler Gegensatz, der benachteiligte, unterdrückte und marginalisierte Menschen zu passiven Opfern reduzierte. Empowerment räumt radikal auf mit dieser Fixierung auf Defizite. Nicht das, was fehlt, sondern das, was da ist, gibt die Richtung vor – die verschütteten Stärken und Ressourcen. Im gleichen Maße Ermutigung und Selbstermächtigung, schafft Empowerment ein Bewusstsein dafür, dass Veränderung im Kleinen beginnt, dass gegenseitige Unterstützung zu gemeinsamer Stärke, zu Gestaltungsmöglichkeiten und zur Überwindung diskriminierender Lebensbedingungen führen können.

– Anne Thomé

Sechs Filme – Ein Aufruf: Empört euch!

THE CASE YOU

Deutschland 2020, Alison Kuhn, 80 Min.

In einem leeren Theatersaal treffen wir auf fünf Frauen, die mindestens eine Sache gemeinsam haben: Sie alle sind bei einem Casting Opfer sexueller Gewalt geworden. Auch die Regisseurin gehörte damals zu den Bewerberinnen. Fünf Jahre später begleiten wir die Frauen, wie sie in einem geschützten Rahmen versuchen, Schritt für Schritt zu rekonstruieren, wie es zu den Übergriffen gekommen ist. Während sie die Situationen nachstellen, wird klar, in welchen Momenten die Grenzen überschritten wurden. Der Film macht eindringlich spürbar, wie die Geschehnisse die Frauen bis heute beeinflussen und zeigt, warum es in dieser Frage keine Grauzonen gibt.

NOT GOING QUIETLY

USA 2021, Nicholas Bruckman, 96 Min.

„He has been fighting like hell for his life and for all of ours“, so wird Ady Barkan den Politikern in einer Anhörung vorgestellt. Schon seit der Highschool engagiert er sich mit Sprachgewandtheit und Leidenschaft für soziale Themen. Als glücklicher Familienvater lebt er in Kalifornien, als er mit 32 Jahren die Diagnose ALS bekommt. Empört über Mängel im Gesundheitswesen und hohe Kosten für seine medizinische Versorgung begibt er sich auf die Kampagne „Summer of Heroes Tour” durch die USA. Obwohl es ihm körperlich immer schwerer fällt, kämpft er unermüdlich für eine gerechte Gesundheitsreform. Hautnah und mitreißend erzählt Regisseur Bruckman aus dem Leben dieser kraftvollen Persönlichkeit und setzt damit ein klares Statement für Selbstermächtigung.

LA PREMIERE MARCHE

Frankreich 2020, Hakim Atoui, Baptiste Etchegaray, 70 Min.

Youssef, Yanis, Luca und Annabelle sind Studierende, die die erste LGBTQIA*-Pride in einem Pariser Vorort auf die Beine stellen wollen. Dafür müssen sie einige Klinken putzen, ignoranten Radiomoderatoren entgegentreten und immer wieder auf die Frage antworten, ob denn die Banlieue der richtige Ort für ihr Vorhaben sei. Die Vier halten enthusiastisch an ihrem Plan fest und wollen nicht nur Vorurteile gegen Queers aufbrechen, sondern auch die Stigmatisierung der Bewohner.innen von Saint-Denis. Es scheint kein Zufall, dass sich die Stonewall-Riots von New York pünktlich zur Pride zum 50. Mal jähren. Ein Porträt von vier charismatischen Aktivist.innen, die mit viel Stolz, Engangement und Witz ihr politisches Anliegen durchsetzen.

LA VOCERA

Mexiko 2020, Luciana Kaplan, 78 Min.

Marichuy macht nicht den Eindruck, gerne im Mittelpunkt zu stehen. Und doch ist sie die erste indigene Frau, die für die Zulassung zur Präsidentschaftswahl in Mexiko antritt. In einem Land, das nicht nur von Gewalt und Rassismus, sondern auch vom Druck multinationaler Konzerne geprägt ist, ist sie „La Vocera“, die Sprecherin für die Rechte der Nahua, Yaqui, Maya, Wixárika... Vereinigt im Nationalkongress der indigenen Völker pochen sie und ihre Mitstreiter auf die Einhaltung der Autonomie-Abkommen mit der Regierung, die jedoch von den politischen Parteien mit Füßen getreten werden. Wir begleiten eine charismatische Frau, deren Beispiel zeigt, dass es gemeinschaftliche Wege gibt, eine Bewegung anzuführen.

WOOD – DER GERAUBTE WALD

Österreich, Deutschland, Rumänien 2020, Michaela Kirst, Monica Lazurean-Gorgan, Ebba Sinzinger, 97 Min.

Jeder hat von illegalem Holzabbau gehört. Jeder weiß, dass Unmengen abgeholzt werden – um genau zu sein: weltweit alle zwei Sekunden die Größe eines Fußballfeldes. Aber doch nicht in Europa! Von wegen: Auch hier ist der Handel mit illegalem Holz Tagesgeschäft. Das eigene Billy-Regal entstammt vermutlich aus verbotener Rodung. Große Firmen aus Österreich schaffen Anreize in Rumänien, Holz illegal abzubauen. Die Herkunft der Ware, ob Wirtschaftswald oder Nationalpark, ist dabei egal. Wenn jemand genauer hinsieht, wird gedroht. Der Film begleitet ein investigatives Team rund um den Globus. Angeführt von einem ehemaligen US-Marine-Mitglied werden mit Undercover-Methoden Mittel der weltweiten Holzmafia aufgespürt. Ziel ist es, mit neuen Regeln die illegalen Machenschaften zu unterbinden.

WRITING WITH FIRE

Indien 2021, Rintu Thomas, Sushmit Ghosh, 93 Min.

„Journalismus ist die Essenz der Demokratie“, sagt Meera. Sie leitet „Khabar Lahariya“, die einzige von Dalit-Frauen geführte Zeitung Indiens. Die „Unberührbaren“ kämpfen auf sich allein gestellt gegen ein Frauenbild an, dass sie von (akademischen) Berufen und verantwortungsvollen Positionen ausschließen will. Öffentliche Anfeindungen, die sich gegen ihre investigative Berichterstattung richten, stehen auf der Tagesordnung. Die mutigen Frauen schreiben über die Minenmafia und nehmen die Kandidaten der nationalen Wahlen kritisch ins Visier. Eine weitere Herausforderung ist, vor allem für manche Nachwuchsjournalistin, die Umstellung auf digitale Medien. Durch die Widrigkeiten eines gefährlichen Redaktionsalltags führt die unbeirrbare Chefreporterin.

04.05.2021, 11:50

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