Doppelte Kraft voraus!

Spielzeit 2022/23 75 Jahre Komische Oper Berlin! In der kommenden Spielzeit wird nicht nur Geburtstag gefeiert: Susanne Moser und Philip Bröking übernehmen im August 2022 als neue Doppelspitze die Intendanz des Opernhauses. Das Haus kennen beide seit über 15 Jahren
Szene aus „Intolleranza 1960“ von dem Komponisten Luigi Nono
Szene aus „Intolleranza 1960“ von dem Komponisten Luigi Nono

Foto: Barbara Braun

Als Geschäftsführende Direktorin und Operndirektor leiten Susanne Moser und Philip Bröking seit über 15 Jahren die Geschicke des Hauses (erst mit Andreas Homoki, dann mit Barrie Kosky) – und bringen so die besten Voraussetzungen mit, die Komische Oper Berlin durch die anstehende Sanierungszeit zu steuern. Ihr Amtsvorgänger Barrie Kosky wird seiner künstlerischen Heimat, nicht nur mit zwei neuen Regiearbeiten pro Spielzeit, sondern auch als Künstlerischer Berater verbunden bleiben. Zur neuen künstlerischen Leitung der Komischen Oper Berlin gehören neben Susanne Moser und Philip Bröking auch die neue Chefdramaturgin Johanna Wall und der Leiter der Außenspielstätten Rainer Simon. Im Sommer 2023 wird dann James Gaffigan als Generalmusikdirektor das Team komplettieren.

»An 200 Abenden mit 12 Premieren und einem neuen Festival spielt die Komische Oper Berlin in der nächsten Spielzeit für ihr Publikum zum vorerst letzten Mal in der Behrenstraße - bevor sie im Juni 2023 die Kisten packt und ins Schillertheater umzieht. Denn das Haus, in den frühen Nachkriegsjahren von Walter Felsenstein gegründet, muss dringend umfassend saniert werden. Das ist herausfordernd und spannend zugleich. Im Respekt vor der anstehenden Aufgabe liegt also zugleich die Vorfreude auf die neue Situation. – Wir wollen das Publikum in den nächsten Jahren auf unsere Reise mitnehmen, durch ganz Berlin!« – Susanne Moser, Intendantin

»Schon die kommende Saison wird von Abschied und Aufbruch geprägt sein. Und selbstverständlich wird sie Gelegenheit bieten, Musiktheater in all seinen Facetten zu erleben: vom anspruchsvollen Opernmanifest des 20. Jahrhunderts, Intolleranza 1960 von Luigi Nono, bis zu perfekt gemachter Unterhaltung mit La Cage aux Folles in einer Inszenierung von Barrie Kosky, Schall&Rausch, dem Festival für brandneues Musiktheater bis hin zum opulenten Barockfinale zum Ende der Spielzeit. Nicht zu vergessen: die Gala zum 75. Jubiläum, mit der wir dieses grandiose Haus feiern, das sich seit 75 Jahren immer wieder neu erfindet!« – Philip Bröking, Intendant

Neuproduktionen: Bekannte und neue Regiehandschriften

Gleich für die Saisoneröffnung Intolleranza 1960 von Luigi Nono wird der gesamte Bühnen- und Zuschauerraum in eine Eiswüste verwandelt! Mit dieser Eröffnungsproduktion wird die Linie großer Werke des 20. Jahrhunderts in der Tradition von The Bassarids, Moses und Aron und Die Soldaten fortgeführt. Marco Štorman gibt mit dieser Inszenierung sein Berlin-Debüt. Die aufwendige, umfassende Raumkonzeption von Bühnenbildner Márton Ágh, durch die sich für unser Publikum ungewohnte Blickwinkel eröffnen, gibt einen Ausblick auf den Themenkomplex »Neue Spielräume«, der uns in den nächsten Jahren begleiten wird.

Einen programmatischen neuen Schwerpunkt setzt die neue Intendanz im Bereich der Kinderoper. Sie ist zwar schon seit vielen Jahren fester Bestandteil des Spielplans, aber künftig soll das Augenmerk noch stärker auf die kommenden Generationen gelenkt werden. Deshalb stehen in der Spielzeit 2022/23 mit Kurt Weills Tom Sawyer und Franz Wittenbrinks Pippi Langstrumpf gleich zwei Uraufführungen in diesem Genre an. Mit Pippi Langstrumpf gibt Sänger-Schauspielerin Dagmar Manzel zudem ihr Debüt als Regisseurin.

In der »spielerisch-frechen« Regiehandschrift von Herbert Fritsch, der zum zweiten Mal im Haus an der Behrenstraße arbeiten wird, steht seit langem auch wieder ein Werk von Richard Wagner auf dem Spielplan: Der fliegende Holländer wurde hier zuletzt 1962 inszeniert.

Mit Barrie Kosky sind gleich zwei neue Produktionen geplant: ... und mit morgen könnt ihr mich!, ein neuer Songabend mit Katharine Mehrling und Liedern von Kurt Weill aus seiner Berliner Zeit, sowie La Cage aux Folles von Jerry Herman. Hier schlägt die Komische Oper Berlin nach der Berliner Jazzoperette, der sie in den letzten zehn Jahren zu einer wahren Renaissance verholfen hat, ein neues Kapitel in Sachen »perfekt gemachter Unterhaltung« und Musiktheatertraditionen jenseits des europäischen Kernrepertoires auf: das US-amerikanische »Book Musical«. Mit auf der Bühne steht Theaterlegende Helmut Baumann, der das Werk Mitte der 1980er-Jahre für Deutschland entdeckte.

Ein weiterer, wichtiger Regisseur, der in jüngerer Zeit ebenfalls bereits am Haus gearbeitet hat, ist Kirill Serebrennikov. In der kommenden Saison legt er mit Così fan tutte den ersten Teil eines neuen Zyklus von Mozarts Da-Ponte-Opern vor. Neuinszenierungen von Le nozze di Figaro und Don Giovanni folgen in späteren Spielzeiten.

Und es gibt eine ganze Reihe neuer Regiehandschriften! Axel Ranisch, der nicht nur als Opern-, sondern auch als Filmregisseur (Dicke Mädchen, Alki Alki, Tatort) und Autor Erfolge feiert, setzt mit Saul die Reihe dramatischer Händel-Oratorien fort und gibt damit sein Regiedebüt an der Komischen Oper Berlin. Gespannt sein darf man auch auf die hochromantische und selten zu erlebende Hamlet-Vertonung von Ambroise Thomas in der Regie von Nadja Loschky, dirigiert von Marie Jacquot.

Von Barock bis brandneues Musiktheater: Festivals und Repertoire

Mit dem neu ins Leben gerufenen Festival für brandneues Musiktheater Schall&Rausch betritt die Komische Oper Berlin in mehrerlei Hinsicht Neuland. Hier wird im Februar 2023 in der ehemaligen KINDL-Brauerei und im SchwuZ erstmals ausgelotet, welche Möglichkeiten das Musiktheater der Zukunft bereithält. Ohne Berührungsängste vor Pop und Pomp. Gleichzeitig streckt das Festival mit den Spielorten in Neukölln die Fühler nach Spielstätten jenseits der Behrenstraße aus. Ein Vorgeschmack auf neue Spielorte ab der Spielzeit 2023/24!

Rund um die drei emotionsgeladenen Aufführungen Saul, Semele und Xerxes ist mit dem Händel-Festival Mehr Opulenz! ein reichhaltiges Programm mit Künstlergesprächen, musikalischen Höhepunkten und kulinarischenen Genüssen geplant - ganz dem opulenten Anlass angemessen.

Abschied wird in dieser Spielzeit vom Haus genommen und von vielen prägenden Inszenierungen, die leider nicht in die Kisten passen: Die Liebe zu drei Orangen, eine der erfolgreichsten Produktionen der Komischen Oper Berlin, nach 138 Aufführungen. Ebenso kommt Xerxes noch einmal mit all seiner barocken Theatermagie zurück, genauso sowie Barrie Koskys anrührende Rusalka. Für die Freunde der Operette stehen Die Perlen der Cleopatra, Eine Frau, die weiss, was sie will! und Orpheus in der Unterwelt auf dem Programm und außerdem Die Zauberflöte, Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, Falstaff und Semele.

Jung und Jede:r

Die laufenden Projekte im Bereich Musiktheatervermittlung werden in der Intendanz Moser | Bröking intensiviert und weiterentwickelt. Mit Selam Opera! wird weiterhin die Stadtgesellschaft in ihrer ganzen Vielfalt, unabhängig vom finanziellen, sozialen oder kulturellen Background angesprochen. Verstärkt sucht die Oper hier den künstlerischen Austausch mit den kulturellen Multiplikator:innen in den Kiezen.

Die Musiktheatervermittlung erreicht mit ihren zahlreichen Workshop-Angeboten schon jetzt junge Menschen, die durch die erste Berührung mit der Kunstform in frühen Jahren auch später von diesem Schatz profitieren können. Besonders erfolgreich sind dabei Projekte, die auch die Elterngeneration mit einbeziehen. Über ihre Kinder können Eltern musiktheatrale Erfahrungen machen, die ihnen selbst in der Kindheit nicht ermöglicht wurden.

Im neu aufgesetzten Projekt resonare arbeitet die Komische Oper Berlin in Kooperation mit der Charité zudem mit Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen. Komische Oper Jung ist den Kinderschuhen längst entwachsen und heißt deshalb ab sofort Jung und Jede:r.

Konzerte

Die Konzertsparte wird stärker in den Fokus rücken – durch Konzerterlebnisse, wie sie nur an der Komischen Oper Berlin möglich sind. Dieses Ziel wird mit einem Programm auch jenseits des klassischen Kanons verfolgt, mit exklusiv in der Komsichen Oper Berlin zu erlebenden Künstler:innen und Konzertformaten, die das Potential des Hauses mit seinem vielseitigen Orchester und musiktheatralen Kompetenzen ausschöpft. Mit James Gaffigan, der ab der Spielzeit 2023/24 als Generalmusikdirektor die musikalischen Fäden an der Komischen Oper Berlin in Händen hält, konnte ein idealer künstlerischer Partner gewonnen werden. Beim Neujahrskonzert und im Sinfoniekonzert Transatlantic gibt er schon nächste Spielzeit einen Vorgeschmack auf die musikalische Zukunft des Hauses. Mit Erina Yashima als erste Kapellmeisterin steht ihm eine weitere vielversprechende Künstlerpersönlichkeit zur Seite. Sie ist erstmals bei der Gala zum 75. Geburtstag der Komischen Oper Berlin prominent zu erleben.

22.09.2022, 20:53

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