Stimmen kolonialen Widerstands

Biografie Über 40 zeitgenössischen Künstler*innen aus dem Globalen Süden und der Diaspora präsentieren Werke, die sich mit den Geschichten von Rebellion und Krieg, Gewalt und Trauma sowie Überleben und Resilienz auseinandersetzen
„You Have No Idea“ (Performance, 2016) von Selma Selman
„You Have No Idea“ (Performance, 2016) von Selma Selman

Foto: Zoltan Adam, courtesy of Gallery8

Peju Layiwola

Künstlerin, Professorin für Kunstgeschichte und Kuratorin von „It's Yours!“

Peju Layiwola ist Künstlerin, Professorin für Kunstgeschichte und Leiterin der Abteilung für kreative Künste an der Universität von Lagos. Ausgangspunkt ihrer Arbeiten sind Themen wie die Plünderung und Restitution von Kulturgütern aus dem Königreich Benin (Nigeria) sowie Erinnerungskultur, Leerstellen und postkoloniale Kontinuitäten. Sie arbeitet in verschiedenen Medien und konzentriert sich auf persönliche und kommunale Geschichten, die Benin sowohl als altes Königreich als auch als zeitgenössische Stadt beleuchten.

Belkis Ayón Manso

Grafikerin, Kuratorin und Professorin

Belkis Ayón Manso (geboren 1967 in Havana, Kuba / gestorben 1999 in Havana, Kuba) war eine kubanische Grafikerin, Zeichnerin, Kuratorin und Professorin.
Sie studierte an der San-Alejandro Akademie in Havanna Gravur und nahm an zahlreichen internationalen Ausstellungen teil. In ihren Arbeiten verschmelzen die Mythen des immer noch existierenden Geheimbundes der Abakuá, einer nur aus Männern bestehenden Geheimgesellschaft. In diesem leben die mythischen Vorstellungen der nach Amerika verschifften afrikanischen Sklav*innen fort, wie beispielsweise die Figur Sikán, einer weiblichen Entdeckerin und Enthüllerin des göttlichen Geheimnisses. Ayón Manso weist dieser weiblichen Figur nun die tragende Rolle im Mythos zu und stellt so die vorherrschende, patriarchale Struktur infrage. Mit ihren Druckgrafiken und Kollographien voller dunkler Silhouetten und gespenstisch weißen Figuren gilt Ayón Manso als Pionierin in der Kunst der Druckgrafik.

Grada Kilomba

Künstlerin und Theoretikerin

Grada Kilomba (geboren 1968 in Lissabon, Portugal/ lebt und arbeitet in Portugal und Deutschland) ist eine interdisziplinär arbeitende Künstlerin, Autorin und Theoretikerin, die sich in ihrer Arbeit mit den Themen Erinnerung, Trauma, Gender und Postkolonialismus beschäftigt und Konzepte wie Wissen, Macht und Gewalt hinterfragt. Sie übersetzt dabei Texte in Bilder, in Installationen oder in Bewegungen und bedient sich dabei auch Genres wie szenischen Lesungen, Videographien und Fotografien. Ihr geht es darum, weiße Narrative aufzubrechen und neue dekolonisierte Worte und Bilder zu finden. Ihre Werke wurden auf renommierten Ausstellungen gezeigt. 2012 war sie als Gast-Professorin für Gender Studies und Postcolonial Studies an der Humboldt-Universität zu Berlin tätig.

Kader Attia

Künstler

Kader Attia (geboren 1970 in Dugny, Frankreich/ lebt und arbeitet in Berlin und Algerien) wuchs in Frankreich und Algerien auf. In seinen Arbeiten untersucht er die Kontinuitäten des westlich geprägten kulturellen und politischen Kapitalismus im Nahen Osten und Nordafrika, den Widerstand gegen die Kolonialisierung und deren Auswirkungen auf die arabische Jugend, insbesondere in den Banlieues (Vorstädten) Frankreichs, in denen Kader selbst lebte. Während er in jeder neuen künstlerischen Serie andere Materialien, Symbole und Maßstäbe verwendet, konzentriert sich Kader immer wieder auf die Dekolonialisierung von Wissensbeständen durch einen transkulturellen, transdisziplinären und generationenübergreifenden Ansatz.

Patricia Kaersenhout

Visuelle Künstlerin und Aktivistin

Patricia Kaersenhout (geboren 1966 in Den Helder in den Niederlanden, lebt und arbeitet in Amsterdam) ist visuelle Künstlerin und Aktivistin. Sie stammt von surinamischen Eltern ab. Während ihrer künstlerischen Entwicklung begann sie ihren surinamischen Hintergrund in Bezug auf ihre Erziehung in einer westeuropäischen Kultur zu untersuchen. Der politische Faden in ihrer Arbeit wirft Fragen über die Bewegungen der afrikanischen Diaspora und ihre Beziehung zu Feminismus, Sexualität, Rassismus und der Geschichte der Sklaverei auf. Sie betrachtet ihre Kunstpraxis als eine soziale Praxis undunterstützt mit und in ihren Projekten (junge) Männer und Frauen of Color und undokumentierte Flüchtlingsfrauen.

Zur Liste aller teilnehmenden Künstler*innen auf rjm-resist.de/kuenstlerinnen.

13.05.2021, 19:44

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