Träumer, Besessener, Rebell

Zum Film Die DDR ist noch jung, aber Thomas (Albrecht Schuch) passt schon nicht mehr rein. Es ist vor allem sein Vater Horst (Jörg Schüttauf), der den neuen deutschen Staat mit aufbauen will. Doch Thomas, der älteste Sohn, will lieber Schriftsteller werden
Thomas Brasch (Albrecht Schuch) stellt in New York sein Buch "Vor den Vätern sterben die Söhne" vor.
Thomas Brasch (Albrecht Schuch) stellt in New York sein Buch "Vor den Vätern sterben die Söhne" vor.

Foto: Peter Hartwig

»Schreiben heißt für mich, öffentlich Angst überwinden oder es zu versuchen.« – Thomas Brasch

Schon Thomas Braschs erstes Stück wird verboten und bald fliegt er auch von der Filmhochschule. Als 1968 die sowjetischen Panzer durch Prag rollen, protestiert Brasch mit seiner Freundin Sanda (Ioana Iacob) und anderen Studenten mit einer Flugblattaktion in den Straßen Berlins – und rennt vor die Wand. Sein eigener Vater verrät ihn und Thomas Brasch kommt ins Gefängnis. Auf Bewährung entlassen, arbeitet Brasch in einer Fabrik und schreibt über die Liebe, die Revolte und den Tod. Aber mit einem wie ihm kann man in der DDR nichts anfangen. Ohne Aussicht, gehört zu werden, verlässt Thomas mit der Frau, die er liebt (Jella Haase), die Heimat. Im Westen wird er anfangs bejubelt, dreht mehrere Kinofilme, wird zweimal nach Cannes eingeladen. Doch Brasch lässt sich nicht vereinnahmen. Auch nach dem Mauerfall, zurück in Ost-Berlin, ist er weit davon entfernt, Ruhe zu geben.

Das Leben von Thomas Brasch ist eng mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts verknüpft. In der DDR konnte der Künstler nicht bleiben und im Westen wollte er nicht sein. Inspiriert von Braschs Werk erzählt „Lieber Thomas“ von den umkämpften Welten im Leben eines radikal Unangepassten: von Braschs Hassliebe zu seinem Vater, von der tiefen Zuneigung zu seinen Geschwistern und seinem ruhelosen Begehren zu den Frauen seines Lebens. Dabei wechselt der in schwarz-weiß gedrehte Film atemlos zwischen Traum und Wirklichkeit, zwischen Wahrheit und Fiktion. Denn vor allem erzählt „Lieber Thomas“ von einer grenzenlosen Leidenschaft für das Schreiben, von Braschs betörenden Gedichten, seiner magischen Prosa und seinen originellen Filmen. So entsteht ein Porträt aus Surrealem und Tatsächlichem über einen Mann, der zu gewaltig für die Konventionen seines Jahrhunderts war – in aller Zartheit und kraftvollen Härte.






11.11.2021, 08:55

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»Let's Talk About Brasch«

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Großartiges Zusammenspiel

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Biografie Regisseur Andreas Kleinert konnte für seinen Film ein herausragendes Ensemble versammeln: In der Hauptrolle ist der Filmpreis-Gewinner Albrecht Schuch zu sehen, der Thomas Brasch kongenial zum Leben erweckt. An seiner Seite spielt Jella Haase
Ein furioser Film

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Netzlese Stimmen aus dem Netz: „Ausstattung, Kamera, Schnitt – ,Lieber Thomas‘ überzeugt in allen Disziplinen, aber es ist vor allem die bis in die kleinste Nebenrolle hinreißende Besetzung, die dem historischen Film seine ungeheure Lebenskraft verleiht.“

Lieber Thomas | Trailer

Video Thomas Brasch ist ein Träumer, ein Besessener und ein Rebell. Schon sein erstes Stück wird verboten und bald fliegt er auch von der Filmhochschule. Der ständige Widerstreit mit dem Staat und seinem Vater wird sich durch sein gesamtes Leben ziehen


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Video Als 1968 die sowjetischen Panzer durch Prag rollen, protestiert Brasch mit seiner Freundin Sanda und anderen Studenten in den Straßen Berlins – und rennt vor die Wand. Sein eigener Vater verrät ihn und Brasch kommt ins Gefängnis