Erbitterter Kampf für Gerechtigkeit

Zum Film Trotz des Interessenskonflikts will Rob Bilott den Fall aufklären und findet schnell belastende Indizien, die auf einen Umweltskandal von ungeheurem Ausmaß hindeuten. Bilott stürzt sich in eine Auseinandersetzung, die ihn am Ende alles kosten könnte
Bill Camp (Wilbur Tennant) und Mark Ruffalo (Rob Bilott)
Bill Camp (Wilbur Tennant) und Mark Ruffalo (Rob Bilott)

Foto: TOBIS Film

Cincinnati, 1998. Rob Bilott (Mark Ruffalo), Experte für Umweltgesetzgebung, ist seit kurzem Partner in der renommierten Anwaltskanzlei Taft Stettinius & Hollister. Besondere Meriten hat er sich mit der Verteidigung einiger großer Namen aus der Chemiebranche erworben. Als Wilbur Tennant (Bill Camp) und sein Bruder Jim (Jim Azelvandre), zwei Farmer aus Parkersburg, West Virginia, ihn um Hilfe bitten, fühlt er sich zunächst nicht zuständig. Die beiden behaupten, die örtliche Chemiefabrik habe ihr Land vergiftet und das Vieh getötet. Bilott erklärt, er vertrete Chemieunternehmen und keine Privatpersonen.

Trotzdem geht ihm die Geschichte nicht mehr aus dem Kopf. Er beschließt, sich die Farm, auf deren Nachbarhof er als Kind mit seiner Großmutter öfter zu Besuch war, mal anzusehen. Tennant behauptet, der Chemiegigant DuPont habe auf der angrenzenden Deponie im großen Stil Giftmüll abgeladen Gift, das den nahegelegenen Bach verschmutze und 200 Kühe auf dem Gewissen habe. Bilott mag das kaum glauben. Ihm entgeht allerdings nicht, dass so ziemlich jeder Bewohner von Parkersburg DuPont viel zu verdanken hat. Die Leute sind der Firma, die den Ort seit Jahrzehnten am Leben hält, loyal verbunden.

Doch nach und nach häufen sich die Indizien. Bei einem weiteren Besuch wird Bilott Zeuge, wie Tennant einen wild gewordenen Stier erschießen muss. Und Tennants Videobänder zeigen hoffnungslos degenerierte und jämmerlich krepierende Kühe wie aus einem Horrorfilm. Bilott ist sichtlich berührt. Er bittet den Boss seiner Kanzlei, Tom Terp (Tim Robbins), um Erlaubnis, der Sache nachgehen zu dürfen. Der willigt widerstrebend ein.

Auch Bilotts Frau Sarah (Anne Hathaway) ist zunächst nicht begeistert vom neuen Projekt ihres Gatten. Bilott verschwindet nämlich immer öfter hinter Bergen von Aktenordnern, die nur ganz allmählich ihr Geheimnis preisgeben. Oder er konfrontiert DuPont-Anwalt Phil Donnelly (Victor Garber) mit unbequemen Fragen und Fakten, die dieser irgendwann mit einer Gegenfrage beantwortet: Ob Bilott wirklich bereit sei, seine Karriere für ein paar Hinterwäldler zu opfern?

Aber so leicht lässt sich der gewissenhafte Anwalt nicht einschüchtern. Im Sommer 1999 reicht er beim zuständigen Bundesgericht Klage gegen DuPont ein. Die nächsten Monate sichtet er mehr als 100.000 Seiten unsortierter Dokumente: interne Korrespondenz, medizinische Berichte und vertrauliche Unterlagen aus über fünfzig Jahren. Und was er dabei herausfindet, macht ihn sprachlos: DuPont wusste seit langer Zeit von der Schädlichkeit einer Chemikalie namens PFOA bei der Teflon-Produktion und setzte alles daran, das zu vertuschen.

Bilotts Sinn für Gerechtigkeit ist geweckt. Er verbringt viel Zeit mit dem Kampf David gegen Goliath, setzt sich für die Tennants und andere Bürger Parkersburgs ein und drängt darauf, dass dem kriminellen Verhalten des Konzerns ein Riegel vorgeschoben wird. Doch allmählich wird die Recherche zu seiner Obsession: Wieviel ist er bereit zu verlieren, um die vergiftete Wahrheit ans Licht zu bringen? Und wie hoch ist der Preis der Gerechtigkeit?

07.10.2020, 15:40

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