Drama zum Wohlfühlen

Zum Film Mit seinem Film „Wie im echten Leben“ ist Regisseur Emmanuel Carrère ein fantastischer Film über die tiefen Gräben in unserer Gesellschaft und liebevolle Freundschaft, die von deren Überwindung träumt, gelungen. Ein einzigartiges Kinoerlebnis
Starke Persönlichkeiten im blinden Fleck der Gesellschaft: Die Putzfrauen des französischen Fährhafens Ouistreham in Caen leisten täglich unentbehrliche, harte Arbeit und bleiben ungesehen. Die Schriftstellerin Marianne Winckler (Juliette Binouche) schleust sich heimlich bei ihnen ein, um ihre Geschichte zu erzählen.
Starke Persönlichkeiten im blinden Fleck der Gesellschaft: Die Putzfrauen des französischen Fährhafens Ouistreham in Caen leisten täglich unentbehrliche, harte Arbeit und bleiben ungesehen. Die Schriftstellerin Marianne Winckler (Juliette Binouche) schleust sich heimlich bei ihnen ein, um ihre Geschichte zu erzählen.

Foto: Neue Visionen Filmverleih

Schauspiellegende Juliette Binoche erfindet sich auf geniale Weise neu. In Wie im echten Leben spielt sie die renommierte Schriftstellerin Marianne und beginnt ein Doppelleben auf Zeit. Sie gibt allen Komfort der Pariser Kulturelite auf und reist in die nordfranzösische Hafenstadt Caen, wo das Wetter launisch ist und das Leben rauh. Im Jobcenter gibt sie vor, nach einer Scheidung jede Stelle anzunehmen – egal wie schmutzig sie sich die Hände macht.

Ihr eigentlicher Plan: Sie will eintauchen in ein Leben zwischen Plackerei und Geldknappheit, zwischen Allesgeben und Nichts bekommen, und ein Buch schreiben über die starken Persönlichkeiten, die diese Welt auf ihren Schultern tragen. Marianne will Arbeit machen, die in der umsorgten Mittelschicht keiner mehr haben will. Ein Job als Putzfrau erweist sich als Glücksfall – extreme Schinderei, blöde Sprüche vom Chef, unfaire Bezahlung – ein Klassiker der Drecksarbeit.

Auch wenn sie sich nach kurzer Zeit die Kündigung einhandelt, bringt ihr die Stelle die überwältigende Unterstützung von den Frauen, die stahlharte Putzprofis sind und echte Freundschaft können. Besonders mit der taffen Christele, die sich allein mit drei Kindern durchs Leben schlägt, freundet sie sich an. Dank ihr schafft es Marianne in die Putzkolonne des Fährhafens: 12 Arbeiterinnen, 230 Kabinen, 1,5 Stunden.

Es klingt wie eine verwegene Wette, die täglich gewonnen und irgendwie auch verloren wird. Mit Christèle, Marilou und Justine verbindet Marianne bald eine so tiefe Freundschaft, dass ihre wahre Identität zum größten Problem wird. Mit allen Tricks versucht sie, ihr komfortables Künstlerleben vor ihren Freundinnen zu verbergen. Doch irgendwann hat Marianne genug Material für ihr Buch zusammen und es ist Zeit, ihr wahres Gesicht zu zeigen...

28.06.2022, 18:29

Film: Weitere Artikel


„eine glückliche, aufregende Erfahrung“

„eine glückliche, aufregende Erfahrung“

Interview Lange wollte Juliette Binoche den Roman „The Night Cleaner“ von Florence Aubenas verfilmen. Irgendwann holte die Autorin Emmanuel Carrère ins Boot und überließ den beiden das Projekt. Über Casting und Dreharbeiten spricht der Regisseur im Interview
Zwischen Wahrheit und Lüge

Zwischen Wahrheit und Lüge

Interview Die Schauspielerin Juliette Binoche erzählt von den Dreharbeiten zu „Wie im echten Leben“: Im Film spielt sie eine renommierte Schriftstellerin, die für eine investigative Recherche eintaucht in die gnadenlose Welt von Frauen im Niedriglohnsektor
Unvergleichliches Drama

Unvergleichliches Drama

Netzschau Stimmen aus dem Netz: „[,Wie im echten Leben‘]ist ein ungemein wahrhaftiger Film – der beiläufig auch davon erzählt, wer sich zu Hungerlöhnen abrackern muss: Frauen, Schwarze, Transpersonen.“

Wie im echten Leben | Trailer

Video Schauspiellegende Juliette Binoche erfindet sich auf geniale Weise neu. In „Wie im echten Leben“ spielt sie die Schriftstellerin Marianne und beginnt ein Doppelleben auf Zeit. Sie gibt allen Komfort der Pariser Kulturelite auf und reist nach Caen...


Juliette Binoche | Interview

Video Juliette Binoche war im September 2020 Stargast beim Zurich Film Festival, wo sie mit dem „Golden Icon Award“ ausgezeichnet wurde. Tim Fischer hat sie dort für „Spätvorstellung - Das Kinomagazin“ interviewt


Geschlossene Gesellschaft | DW

Video Gabrielle Maes ist 20, sie wird bald eine Topmanagerin in Frankreich sein. Weil sie aus der richtigen Familie kommt, im richtigen Viertel wohnt, an der richtigen Schule ist. Das Elitensystem erneuere sich immer wieder aus sich selbst, so der Vorwurf


Armut in Deutschland | funk

Video Der eigene Bildungserfolg hängt in Deutschland ganz stark vom Einkommen und der sozialen Stellung der Eltern ab. Das ist eine Ungerechtigkeit, die bereits seit Generationen scheinbar unverändert gilt. Eine Reportage von funk