Die eingeschüchterte Aufklärung

Modernisierung Ist es ein Zeichen von Toleranz, die Beschneidung von Jungen zu erlauben? Einige Anmerkungen zu Heribert Prantl und Volker Beck
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Die eingeschüchterte Aufklärung

Illustration: Otto für der Freitag

Vor gut einer Woche erschien in der Süddeutschen Zeitung ein Leitartikel des Innenressortchefs Heribert Prantl zum Thema „Beschneidung“. Die Überschrift lautete: „Was Aufklärung verlangt“. Prantl, in Deutschland gerühmt als publizistischer Bundesverfassungsrichter, plädiert in seinem Text aber nicht – wie man es von ihm erwartet hätte – für die körperliche Unversehrtheit des Kindes im Sinne von Artikel 1 und 2 unserer Verfassung, nein, er plädiert für das religiöse „Recht“ auf Beschneidung und führt allerlei verharmlosende Vergleiche ins Feld: Schönheitsoperation, Tätowierung, bloß ein Stückchen Haut und so weiter.

Prantl möchte beide Augen zudrücken und